USA – Mai/Juni 2023
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Der Weg ist das Ziel
Nachdem wir unsere Spanien-Rundreise im letzten Jahr gleich zweimal abbrechen mussten, sollte es diesmal endlich klappen. Für 2023 war der dritte Anlauf geplant – mit viel Hoffnung, aber leider auch erneut mit Hindernissen.
Eigentlich war die Abfahrt für den 23. Februar vorgesehen. Doch auch dieser Reisebeginn stand unter keinem guten Stern. Statt auf spanischen Straßen unterwegs zu sein, lagen wir am 26. Februar immer noch zu Hause – niedergestreckt von einer heftigen Grippe. Das Wohnmobil stand seit Tagen startklar in der Einfahrt, die Koffer waren gepackt, aber wir mussten geduldig warten.
Und als wäre das nicht genug, kündigte der Wetterbericht auch noch Schneefall an – und zwar in der Schweiz, in Frankreich und den Pyrenäen. Also verschoben wir die Abfahrt erneut. Die Hoffnung: Anfang der Woche sollten die Temperaturen wieder steigen.
Am Montag, dem 27. Februar 2023, war es dann endlich so weit: Der dritte Versuch startete.
27. Februar
Mit etwas Verzögerung, aber immerhin wie geplant, ging es am Montag endlich los. Die Fahrt durch die Schweiz auf der Autobahn war – wie so oft – eher eintönig. Umso größer war die Erleichterung, als wir am Abend unseren ersten Übernachtungsplatz in Frankreich erreichten.
Wir haben schon öfter am Lac de Nantua übernachtet – ein vertrauter und zugleich wunderschön gelegener Platz, der nicht weit hinter der französischen Grenze liegt. Der offizielle Stellplatz liegt direkt am See und ist angenehm ruhig, auch wenn die Bahngleise in unmittelbarer Nähe verlaufen.
Einziger Wermutstropfen: Die Zufahrt ist ausschließlich über die Autobahn möglich, was für ein paar Kilometer Mautgebühren von 15 Euro bedeutet. Für künftige Reisen nach Spanien oder Frankreich haben wir uns deshalb vorgenommen, direkt bis nach Le Puy-en-Velay weiterzufahren und dort zu übernachten.
28. Februar
Die Nacht am Lac de Nantua war eisig kalt – ohne Heizung ging nichts. Am Morgen setzten wir unsere Reise über Landstraßen fort, vorbei an Valence und weiter in Richtung Montélimar.
Dort legten wir eine Mittagspause im „Nam Hai“, einem China-Restaurant, ein. Leider kein kulinarischer Volltreffer: Die Auswahl war eher dürftig, der Geschmack wenig überzeugend, und der Preis lag über dem, was wir sonst von vergleichbaren Lokalen gewohnt sind. Eine Empfehlung können wir dafür nicht aussprechen.
Nach dem Essen ging es weiter nach Montpellier. Dort sorgte eine Umleitung für Verwirrung – unser Navi lotste uns direkt auf einen völlig zugeparkten Parkplatz. Kein idealer Tagesabschluss, aber immerhin waren wir weiter südlich und der Frühling rückte näher.
Mit viel Geduld, Rangieren und einigen engen Manövern konnten wir dem zugeparkten Chaos in Montpellier entkommen und unsere Fahrt endlich fortsetzen. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir das Meer bei Bouzigues.
Am Straßenrand stapelten sich Körbe, randvoll mit Austernschalen – ein ungewöhnlicher Anblick. Ein kurzer Blick bei Google verriet uns: Bouzigues und die angrenzende Bucht sind bekannt für ihre Austernzucht. Die schleimigen Delikatessen sollen hier besonders hochwertig sein und sogar einen leichten Haselnussgeschmack haben. Ob das stimmt? Keine Ahnung – Austern gehören definitiv nicht zu unserer kulinarischen Komfortzone, also blieb es bei der Theorie.
Für die Nacht fanden wir einen ruhigen Stellplatz mit direktem Blick aufs Meer. Einige andere Wohnmobile hatten sich hier bereits eingefunden – ein entspannter Ausklang für einen Tag voller Kurven, Umleitungen und unerwarteter Entdeckungen.
1. März
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Reise in Richtung Perpignan fort. Von dort war es nur noch ein Katzensprung bis zur spanischen Grenze – das lang ersehnte Etappenziel rückte endlich näher.
Kaum hatten wir die Grenze überquert, steuerten wir die nächste Tankstelle an. Und siehe da: Der Liter Diesel war hier ganze 15 Cent günstiger als in Frankreich – und dort wiederum schon deutlich preiswerter als in Deutschland. Ein kleiner, aber willkommener Reisebonus zum Start in Spanien.
Unser erstes Ziel in Spanien war das charmante Städtchen Besalú. Nach einem kleinen Spaziergang durch die historische Altstadt, mit ihren engen Gassen und mittelalterlichem Flair, zog es uns zur bekannten römischen Brücke – einem echten Postkartenmotiv.
Direkt daneben entdeckten wir das Restaurant Ca La Nídia. Für nur 12 Euro pro Person gab es dort ein leckeres Drei-Gänge-Menü, inklusive Wasser – ein echtes Schnäppchen und ein köstlicher Einstieg in den spanischen Teil unserer Reise.
Also setzten wir unsere Fahrt fort, diesmal auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Auch wenn der Besuch des Klosters an diesem Tag nicht klappte, wurden wir dennoch belohnt: Das Gebirgsmassiv von Montserrat präsentierte sich im Licht des Abendrots von seiner eindrucksvollsten Seite – ein unvergesslicher Anblick.
2. März
Nach einer sehr kühlen Nacht starteten wir den neuen Tag bei gerade einmal 2 Grad. Das war uns dann doch zu frisch – also beschlossen wir spontan, möglichst schnell weiter Richtung Süden zu fahren.
Als neues Ziel gaben wir Deltebre ins Navi ein. Schon lange wollten wir das Ebro-Delta erkunden, und jetzt war es endlich so weit. Die Vorfreude auf die besondere Landschaft mit ihren weiten Ebenen, Reisfeldern und Wasservögeln wuchs mit jedem Kilometer.
Der Reiseführer hatte uns Flamingos und eine große Vielfalt an Vogelarten versprochen – doch offenbar hatten die Tiere das Buch nicht gelesen. Denn trotz ausgiebiger Fahrt über die gesamte Halbinsel bis hinunter zur Spitze nach Riumar bekamen wir keinen einzigen Vogel zu Gesicht.
Statt unberührter Natur begegneten uns vor allem endlose Ferienhaussiedlungen und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Ein wenig enttäuscht suchten wir uns in Deltebre ein Restaurant zum Mittagessen – und wurden dort positiv überrascht: In einem modernen Bistro gab es einen feinen Salat mit gebratenen Birnen, als Hauptgericht frittierte Fische, und zum Nachtisch gönnten wir uns Erdbeeren auf Sahne.
Gut gestärkt setzten wir unsere Reise Richtung Süden fort – dem wärmeren Wetter entgegen. Für die Nacht fanden wir schließlich einen ruhigen Stellplatz in der Nähe von Nules.
3. März
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt fort – das Ziel: Elx. Um dem Stadtverkehr von Valencia zu entgehen, planten wir einen weiten Bogen um die Stadt herum. Die Route führte uns durch ländlichere Gegenden, was nicht nur entspannter zu fahren war, sondern auch landschaftlich reizvoll.
Auf dem Weg nach Elx legten wir einen Zwischenstopp bei El Pou Clar ein – einem versteckten Naturjuwel in der Nähe von Ontinyent. Die schillernden, türkisblauen Teiche und kleinen Wasserfälle erinnerten uns ein wenig an die Plitvicer Seen – wenn auch in deutlich kleinerem Maßstab.
Ein kurzer Spaziergang entlang der Felsen und Wasserbecken tat gut und war genau das Richtige, um sich zwischendurch die Beine zu vertreten und ein bisschen Natur zu genießen.
Zum Mittagessen machten wir Halt in Pinoso und kehrten dort im Restaurant La Torre ein – ein charmantes Lokal mit regem Betrieb, was meist ein gutes Zeichen ist. Als Vorspeise entschieden wir uns für Gazpacho Andaluz – erfrischend, würzig und genau das Richtige für einen warmen Tag.
Der Hauptgang war zwar optisch nicht ganz gelungen – ein kleiner Ausrutscher auf dem Teller –, geschmacklich konnte er aber trotzdem überzeugen. Insgesamt ein angenehmer Zwischenstopp mit solider Küche und lebendiger Atmosphäre.
Unsere Fahrt ging weiter – diesmal mit einem besonderen Ziel vor Augen: blühende Mandelbäume. Laut Reiseführer und Onlinequellen soll es rund um Murcia riesige Mandelplantagen geben, die zur Blütezeit ein beeindruckendes Bild bieten.
Voller Vorfreude hielten wir unterwegs immer wieder Ausschau – doch die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten: Offenbar waren wir zu spät dran. Statt weiß-rosa Blütenmeer fanden wir nur noch vereinzelte Blüten an kahlen Ästen. Die Mandelblüte hatte ihren Höhepunkt bereits überschritten.
Trotzdem war es schön, durch die hügelige Landschaft zu fahren – auch ohne das erhoffte Blütenspektakel.
Auf dem Weg nach Bullas machte unser Navi mal wieder, was es wollte – und schickte uns über eine schmale Bergstraße in endlosen Serpentinen in die Höhe. Auch wenn wir zunächst etwas fluchten, wurden wir am Ende doch belohnt: In der abgelegenen Höhenlage entdeckten wir endlich einige blühende Mandelbäume – ein versöhnlicher Abschluss unserer Suche.
Wir übernachteten in einem kleinen, ruhigen Ort in der Region.
4. März
Am nächsten Morgen starteten wir bei frostigen 0 Grad in den Tag – frischer als erhofft, aber mit dem guten Gefühl, doch noch ein kleines Naturhighlight erwischt zu haben. Unser nächstes Ziel waren die Cuevas del Almanzora, die berühmten Höhlenwohnungen in der gleichnamigen Stadt. Nach einer kleinen Irrfahrt durch den Ort – das Navi hatte wohl wieder seine ganz eigene Vorstellung vom kürzesten Weg – fanden wir schließlich den richtigen Pfad und steuerten die Höhlenanlagen etwas außerhalb an.
Die in den Fels gehauenen Behausungen geben einen spannenden Einblick in eine frühere Lebensweise und sind beeindruckende Zeugnisse traditioneller Baukunst. Ein kurzer, aber lohnenswerter Abstecher in die Vergangenheit.
Übers Wochenende führte uns die Reise weiter nach Tabernas, Spaniens „Wilder Westen“. Die karge, trockene Landschaft rund um den Ort diente als Kulisse für zahlreiche berühmte Western – darunter Klassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Zwei glorreiche Halunken“. Noch heute lassen sich einige der originalen Filmkulissen besichtigen – ein spannender Ort für Filmfans und Freunde nostalgischer Westernstimmung.
Leider hielt das Wetter nicht, was der Wetterbericht versprochen hatte: Statt Sonne und 20 Grad begrüßten uns graue Wolken und kühle Temperaturen. Kulinarisch war der Tag auch kein Volltreffer – es gab kein Mittagsmenü.
Auch rund um Tabernas bewies unser Navi seinen eigenen Willen: Statt der geplanten Route schickte es uns auf eine weite Schleife über enge Bergstraßen mit zahllosen Serpentinen. Die Strecke führte so hoch hinauf, dass wir unterwegs sogar Schneereste am Straßenrand entdeckten – kaum zu glauben in dieser Region!
Entlang der Straße reihten sich riesige Gewächshäuser aneinander, und wenig später lag ein totes Wildschwein am Straßenrand – ein eher drastischer Anblick. Noch überraschender wurde es kurz darauf, als drei Steinböcke direkt vor unserem Fahrzeug die Straße überquerten – ein atemberaubender Moment, leider viel zu schnell für ein Foto.
Nach rund 150 Kilometern Umweg erreichten wir schließlich Abla, wo wir die Nacht auf einem einfachen, aber ruhigen Stellplatz beim Fußballplatz verbrachten.
5. März
Am Morgen, bei der Abfahrt, sahen wir einen Wegweiser nach Tabernas mit der Angabe „nur 45 Kilometer“ bis zu den Westernstädten. Also fuhren wir diesmal direkt dorthin und besichtigten die Filmkulissen Fort Bravo und Mini-Hollywood von außen.
Weiter ging es über La Alpujarra nach Trevélez, bekannt als Schinkenhochburg – hier reiht sich Schinkenladen an Schinkenladen, und überall stehen Schweine-Statuen als stolze Maskottchen. In den Straßen herrschte reger Betrieb, ganze Busladungen von Touristen erkundeten das kleine Bergdorf.
Wir schlossen uns spontan einer Gruppe an, die eine Führung durch einen Laden machte, und wurden inoffizielle Gruppenmitglieder – inklusive eines köstlichen Probierstücks Schinken. Natürlich konnten wir nicht widerstehen und nahmen ein größeres Stück für unterwegs mit.
Anschließend fuhren wir weiter nach Granada. Der Himmel war bedeckt, und es regnete stellenweise erneut. Die Menschenmassen und das unfreundliche Wetter hielten uns von einem Besuch der Alhambra ab. So ließen wir sie links liegen und fuhren weiter zum Paraje Natural Torcal de Antequera, das mit bizarren Karstformationen und surrealer Felslandschaft beeindruckt. Leider war das Wetter so schlecht, dass wir die außergewöhnliche Umgebung kaum erkennen konnten und auf eine Wanderung verzichteten.
6. März
Nach einer weiteren Übernachtung fanden wir in Antequera ein kleines Restaurant mit freundlicher Bedienung und genossen das Mittagsmenü. Das Wetter hatte sich inzwischen verschlechtert, und auf der Weiterfahrt in den Park verhinderten dichte Wolken und Nebel jegliche Sicht auf Berge oder Felsformationen. Der Regen war so heftig, dass uns auch die Lust auf eine Wanderung verging.
7. März
So beschlossen wir, unsere Fahrt nach Ronda fortzusetzen und von dort über mehrere der weißen Dörfer in Richtung Cádiz weiterzufahren. Die Strecke führte durch eine wunderschöne, bergige Landschaft – ein echtes Highlight dieser Reise.
In Grazalema machten wir Halt zum Mittagessen. Als Vorspeise wählten wir ein „Löffelgericht“, das sich als herzhafter Linseneintopf entpuppte – genau das Richtige nach den kühlen Tagen. Zum Hauptgang gab es Hackfleischbällchen und Zunge in Soße, beides gut gewürzt und angenehm deftig. Zum Abschluss genossen wir ein Stück Käsekuchen. Das Menü überzeugte uns rundum – und das Ganze für nur 11 Euro pro Person.
8. März
Das Wetter blieb schlecht, sodass wir die Bergwelt Andalusiens hinter uns ließen und stattdessen den Windmühlen in Kastilien-La Mancha einen Besuch abstatteten. Wir legten die Strecke so, dass wir pünktlich zur Mittagszeit in Membrilla ankamen.
Hier waren wir schon im letzten Jahr zweimal essen – auf Hin- und Rückreise – im Restaurant des Hotels Los Desmontes. Dieses Mal war es unser dritter Besuch. Wie immer war viel los, und wir mussten kurz warten, bis uns ein Tisch zugewiesen wurde. Die vertraute Atmosphäre und das gute Essen machten die Wartezeit mehr als wett.
Gestärkt entdeckten wir kurz darauf die ersten vier Windmühlen auf einem Hügel.
Anschließend fuhren wir weiter nach Campo de Criptana, wo die meisten Windmühlen auf engem Raum stehen – eindrucksvoll und gut erhalten. Obwohl es sehr stürmisch war, blieb es wenigstens trocken.
Gleich neben den Windmühlen konnten wir auf dem Parkplatz übernachten. In der Dämmerung wurden die Mühlen beleuchtet, was eine ganz besondere Stimmung erzeugte – ein unerwartet romantischer Stellplatz mit Blick auf ein Stück spanischer Geschichte.
9. März
Der Tag begann mit Nieselregen und bedecktem Himmel. Unser nächstes Ziel war Consuegra, der zweite bekannte Ort mit typischen Windmühlen. Glücklicherweise hörte der Regen auf, und zwischendurch zeigten sich sogar ein paar blaue Flecken am Himmel.
Allerdings stürmte es so heftig, dass wir Mühe hatten, uns auf den Beinen zu halten. Der Wind pfiff über den Bergrücken und machte das Fotografieren und Spazierengehen zur kleinen Herausforderung.
Auf dem Rückweg ins Tal begegneten uns mehrere Reisebusse mit Touristen – da wurde uns bewusst, wie voll es hier in der Hochsaison zugehen muss.
Wir setzten unsere Fahrt in die Extremadura fort. Unser Ziel war der Parque Nacional de Cabañeros.
Bereits auf dem Weg dorthin fiel uns ein ungewöhnliches Naturschauspiel am Himmel auf: Einige Geier kreisten in großer Höhe, zogen ihre weiten Kreise und flogen teilweise parallel zur Straße. Ihre majestätischen Flügelspannweiten und die ruhigen Bewegungen wirkten beinahe meditativ.
Kurz darauf entdeckten wir eine Ansammlung von etwa 50 Geiern auf dem Boden, nicht weit von der Straße entfernt. Sie saßen dicht gedrängt im Gras, als würden sie auf etwas warten. Das war ein seltener und faszinierender Anblick, der uns sofort in den Bann zog. Vorsichtig hielten wir am Straßenrand an, um die Szene nicht zu stören.
Als wir genauer hinsahen, bemerkten wir jedoch, dass nur wenige Meter von uns entfernt, hinter einem Zaun, ein toter Geier lag. Das Tier schien bereits eine Weile dort zu liegen, und seine Federn waren teilweise zerzaust. Nicht weit davon entdeckten wir auf der Straße einen dunklen Fleck, umgeben von losem Federflusen – offensichtlich die Überreste eines kürzlich verunglückten Vogels. Die traurige Szene ließ vermuten, dass der Geier wohl von einem vorbeifahrenden Fahrzeug erfasst und danach über den Zaun geschleudert worden war.
Während wir noch darüber nachdachten, hob plötzlich eine Gruppe von Geiern ab – fast so, als ob ein geheimes Signal gegeben worden wäre. Eine nach der anderen erhoben sie sich schwerfällig in die Luft, ihre Flügel warfen riesige Schatten auf den Boden. Das laute Flattern und das majestätische Aufsteigen schufen eine beeindruckende Szenerie, die wir gebannt beobachteten.
Noch verblüffender war, dass selbst die wenigen Geier, die zunächst am Boden geblieben waren, dem Beispiel folgten und schließlich ebenfalls abflogen. Innerhalb von wenigen Minuten war der Boden leer, und die Tiere zogen hoch am Himmel ihre weiten Kreise, bis sie immer kleiner wurden und schließlich kaum noch zu erkennen waren.
Zurück blieb nur der tote Geier am Zaun – und wir, still und beeindruckt von diesem unerwarteten Naturschauspiel, das uns mitten auf der Straße an die Zerbrechlichkeit und zugleich die beeindruckende Präsenz dieser Vögel erinnerte.
Nachdem wir uns von dem eindrucksvollen Geierschauspiel losgerissen hatten, fuhren wir weiter durch den Parque Nacional de Cabañeros. Die Landschaft beeindruckte mit schroffen Felsen und unberührter Natur, doch ein Anhalten oder Wandern war leider unmöglich, denn sämtliche abgehenden Seitenstraßen waren abgesperrt.
So ließen wir den Park in Horcajo de los Montes hinter uns und setzten unsere Fahrt in Richtung Guadalupe fort. Unterwegs sahen wir noch zweimal Geier hoch am Himmel kreisen, doch beide Male waren sie zu weit entfernt, um sie richtig beobachten oder fotografieren zu können.
Die Straßen waren fast menschenleer, und die Zeit verstrich langsam. Wir hielten vergeblich nach einem offenen Restaurant Ausschau und hatten unsere Hoffnung auf ein Mittagessen schon fast aufgegeben. Doch gegen 16 Uhr entdeckten wir schließlich ein kleines Lokal, das tatsächlich noch Mittagstisch anbot – offenbar ticken die Uhren in Spanien hier etwas anders als bei uns.
Die Speisekarte war überschaubar, doch wir vertrauten auf die Empfehlung des Kellners – eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als kleiner Fehler herausstellte.
Die Vorspeise, eine kräftige Hühnersuppe mit Nudeln, war noch sehr schmackhaft und wärmte nach dem kalten und feuchten Tag. Doch das Hauptgericht – ein Eintopf aus fettigem Fleisch, Kichererbsen, sauer eingelegtem Kraut und Blutwurst – traf nicht unseren Geschmack. Die Kombination war für uns etwas zu deftig und ungewöhnlich, sodass wir froh waren, dass der abschließende Milchreis mit Zimt wieder ein gelungener und milder Abschluss war.
In Guadalupe angekommen, erblickten wir schon von weitem das imposante Kloster, das hoch über dem Ort thront. Obwohl angeblich nur noch wenige Mönche dort leben, war der Besucherandrang enorm. Selbst außerhalb der Hauptsaison herrschte reger Betrieb: Überall liefen Gruppen von Touristen herum, und die Straßen sowie Plätze rund um das Kloster waren gut gefüllt.
Da uns der Trubel abschreckte, entschieden wir uns, nicht länger zu verweilen. Stattdessen fuhren wir noch ein Stück weiter und fanden schließlich eine ruhige Seitenstraße, auf der wir die Nacht verbrachten – ein stiller Rückzugsort nach einem bewegten Tag voller Naturerlebnisse und kulinarischer Überraschungen.
10. März
Am Morgen starteten wir bei bewölktem Himmel Richtung Trujillo. Als erstes steuerten wir die Entsorgungsstelle an – und waren überrascht, dass wir genau hier schon im letzten Jahr gestanden hatten. Damals übernachteten wir unweit der Stierkampfarena.
Frisch entsorgt und mit aufgefüllten Vorräten vom E.Leclerc ging es weiter in den Parque Nacional de Monfragüe – ein echtes Highlight, auf das wir uns besonders gefreut hatten.
Noch vor Trujillo entdeckten wir ein großes Areal mit Eichenbäumen, in dem zahlreiche schwarze Schweine grunzend herumliefen – höchstwahrscheinlich iberische Schweine, die später zu dem berühmten Schinken verarbeitet werden. Auch diese Szene kam uns bekannt vor: Tatsächlich hatten wir hier im letzten Jahr schon einen Stopp eingelegt.
Einige Schweine standen nah am Zaun, andere weiter hinten. Also holte ich mein Teleobjektiv raus, um ein paar gute Aufnahmen zu machen – diese typischen Bilder von Spaniens Dehesas sieht man ja nicht alle Tage.
Doch scheinbar erinnerten sich die Schweine an uns – oder zumindest an mögliche Futterspender – und plötzlich stürmten sie aus allen Ecken des Geheges heran. Innerhalb von Minuten drängten sich sämtliche Schweine direkt am Zaun, quiekten und schnüffelten neugierig. Ein herrlich skurriles Schauspiel, das uns zum Lachen brachte.
Wir blieben noch eine Weile bei dem quiekenden Empfangskomitee, bevor wir weiterfuhren – mit dem nächsten tierischen Highlight vor Augen: den majestätischen Geiern im Nationalpark Monfragüe.
Schon im letzten Jahr hatten wir die vielen kreisenden Geier über dem markanten Felsen bewundert, und auch diesmal wollten wir uns dieses Naturspektakel nicht entgehen lassen. Doch diesmal war mehr los: Parkplatzsuche wurde zur Geduldsprobe, und die Straße wimmelte von Besuchern – ganz anders als beim ruhigen Besuch im Vorjahr bei schlechterem Wetter.
Überall kreisten Vögel, einige direkt über der Straße, andere auf dem Felsen „Salto del Gitano“. Ein deutscher Besucher erzählte begeistert von der seltenen Blauelster, während sein Gesprächspartner lachend zugab, von Vögeln keine Ahnung zu haben und einfach nur gute Fotos machen zu wollen.
Viele Fotografen versuchten mit teurer Ausrüstung ihr Glück, doch ein deutscher Profi beschwerte sich lautstark, dass er trotz Riesentele kein vernünftiges Bild bekam – entweder waren die Vögel zu schnell oder an der falschen Stelle.
Ein netter älterer Spanier bot mir sein Tele-Fernglas an, perfekt auf ein Schwarzstorch-Paar mit Nachwuchs gerichtet. Ihm war das Geschehen scheinbar zu langweilig geworden, und er suchte lieber den Plausch mit anderen Gästen.
Die Geier faszinierten uns erneut – so mühelos wie sie mit weit ausgebreiteten Flügeln durch die Luft segeln, ist wirklich beeindruckend. Einer flog so nah vorbei, dass wir einige tolle Fotos schießen konnten.
Nach zwei Stunden meldete sich der Hunger. Im Park hielten wir an einem Restaurant, wurden freundlich bedient – auch wenn es keine Speisekarte gab. Ohne Spanischkenntnisse bestellten wir eine Sopa und einen Ensalada de Patatas. Als Hauptgericht gab es Fisch oder Rind, zum Nachtisch Pudding mit Keks. Es schmeckte gut, und mit 12 Euro pro Person war das mehr als fair. Zum Abschluss gönnten wir uns ein T-Shirt mit Geier-Motiv als Andenken.
Dann führte uns die Reise weiter in die Sierra de Francia, wo wir am Abend La Alberca erreichten. Da wir hier schon im letzten Jahr waren, steuerten wir direkt den bekannten Stellplatz an.
11. März
Am Morgen starteten wir in Richtung Galicien und fuhren weiter über die Grenze nach Portugal.
Wir bekamen einen Platz nahe der Küche und waren zunächst die einzigen Gäste. So konnten wir in Ruhe beobachten, was auf den Tellern der wenigen Gäste landete. Fast alle aßen große flache Terrinen mit Gulasch und dazu Reis, Pommes oder Kartoffeln. Das klang gut, aber dann kam die Kellnerin, die etwas Englisch sprach, und zeigte uns zwei riesige Koteletts, die gerade an einem Tisch serviert wurden.
Schnell änderten wir unsere Bestellung und wählten genau diese.
Kurz darauf kam frischer Salat, Oliven und Brot. In der offenen Küche sägte die Köchin mit einer großen Säge riesige Rinderkoteletts ab. Dann stellte die Bedienung eine Platte mit zwei gigantischen T-Bone-Steaks vor uns hin, dazu Orangenscheiben und zwei Schälchen Soßen – eine mit Knoblauch-Petersilien-Öl, die andere eine pikante Salsa aus eingelegtem Gemüse.
Die Portion wirkte fast einschüchternd – und dann kamen noch zwei weitere Platten mit einem Berg Reis und einem Haufen Pommes. Die Menge war kaum zu bewältigen, doch natürlich ließen wir uns die Schokomousse zum Schluss nicht entgehen.
Wir rechneten mit mindestens 60 Euro – doch die Rechnung belief sich auf erstaunliche 36 Euro, wobei die Nachspeise mit 5 Euro fast das Teuerste war.
Sollten wir nochmal in der Gegend sein, ist klar: Da kehren wir garantiert wieder ein!
Restaurant O Pombal, R. João Gonçalves Nº18, 5300-846 Bragança, Salsas, Portugal
Gestärkt fuhren wir weiter nach Bragança und dann zurück nach Spanien nach Puebla de Sanabria, einem der schönsten Dörfer Spaniens.
Der Regen war zurückgekehrt, und dichte Wolken hingen tief über dem Tal. Immerhin fanden wir einen schönen Stellplatz direkt am Fluss. Auf einer kleinen Insel im Wasser stand ein einzelner riesiger Baum mit einem Storchenpaar darin – ein malerischer Anblick trotz des trüben Wetters.
Der Ort liegt hoch oben auf einem Berg, doch der Regen und die Wolken hielten uns vom Aufstieg ab. So ließen wir den Tag ruhig mit einem Hörbuch im Wohnmobil ausklingen.
12. März
Der Sonntag startete typisch spanisch: Keine geöffneten Bäckereien oder Supermärkte weit und breit. Also fuhren wir ohne Frühstück los und begnügten uns mit einem Sandwich aus dem Kühlschrank.
In Astorga fielen uns viele Cafés mit Schildern „Fábrica de Mantecadas de Astorga“ auf. Wir recherchierten kurz und fanden heraus, dass es sich um eine lokale Gebäckspezialität handelt. Also parkten wir und kauften einige davon.
Geschmacklich konnten sie uns nicht völlig überzeugen – der große Hype um die Mantecadas blieb für uns ein kleines Rätsel.
Aufschrift „Fábrica de Mantecadas de Astorga“ auf. Unsere Neugier war geweckt, also googelten wir kurz und erfuhren, dass es sich dabei um eine lokale Gebäckspezialität handelt. Wir suchten uns einen Parkplatz und kauften einige dieser traditionellen Küchlein. Es gab verschiedene Varianten, doch unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen – der große Hype um die Mantecadas blieb für uns ein kleines Rätsel.
Auf der Weiterfahrt Richtung Ponferrada wurden wir plötzlich von der Polizei angehalten. Nach kurzer, freundlicher Kontrolle des Führerscheins durften wir weiterfahren.
In Ponferrada entschieden wir uns für ein chinesisches Restaurant – leider eine Fehlentscheidung. Das schlechteste Essen unserer ganzen Reise. Immerhin fanden wir einen Stellplatz in der Nähe, wo wir nach dem enttäuschenden Mittagessen ein kurzes Nickerchen hielten.
Danach fuhren wir nur noch ein kleines Stück weiter zu den Minen von Las Médulas. Nach abenteuerlicher Irrfahrt durch enge Straßen fanden wir doch noch unser Ziel – und einen perfekten Stellplatz direkt am Friedhof.
gesamten Reise. Immerhin gab es in der Nähe einen Stellplatz, auf dem wir nach dem enttäuschenden Mittagessen ein kurzes Schläfchen einlegen konnten.
Anschließend ging es nur noch ein kleines Stück weiter zu den Minen von Las Médulas. Nach einer abenteuerlichen Irrfahrt durch enge Straßen und verwinkelte Wege erreichten wir schließlich doch noch unser Ziel – und fanden sogar einen perfekten Stellplatz direkt am Friedhof.
Nach einer Pause machten wir eine kurze Wanderung in den Ort und weiter zu den nahegelegenen Seen. Von dort bot sich ein grandioser Blick auf die roten Felsformationen.
Auf dem Rückweg kauften wir ein Fläschchen Feigenlikör, das wir am Abend direkt verkosteten.
13. März
Der Tag begann mit einem atemberaubenden Morgenrot – doch wie das Sprichwort sagt: „Morgenrot, Schlechtwetter droht.“
Kaum waren wir losgefahren, wurde der Himmel dunkler, und es regnete immer wieder. Unterwegs sahen wir mehrere Regenbögen.
Zur Mittagszeit machten wir Halt an einer kleinen Kneipe am Straßenrand. Eine Speisekarte gab es wieder einmal nicht, also einigten wir uns mit der freundlichen Bedienung auf ein Menü.
Zur Vorspeise gab es Nudelsalat mit Thunfisch, als Hauptgericht Kabeljau mit Kartoffeln und zum Nachtisch eine Tarta de Santiago – inzwischen hatten wir auch das Wort „Postre“ kapiert!
Unsere neuen spanischen Vokabeln des Tages: Bacalao = Kabeljau, Postre = Nachtisch.
Auf der Weiterfahrt erwischte uns ein kräftiger Hagelschauer. Am Abend erreichten wir die Küste bei Boiro und fanden mitten im Ort einen ruhigen Stellplatz direkt am Wasser. Kaum hatten wir uns eingerichtet, setzte erneut heftiger Regen ein.
14. März
Am Morgen war das Wetter wieder strahlend schön. Frisch gestärkt mit knusprigem Baguette, das wir unterwegs besorgt hatten, genossen wir ein Frühstück mit Aussicht an den großen Dünen.
Weiter ging es zum Leuchtturm von Cabo Corrubedo. Die gewaltige Brandung und das tosende Meer waren beeindruckend – ein echtes Naturschauspiel. Die Gischt türmte sich zu weißen Schaumbergen auf, während die Wellen gegen die schroffe Felsküste peitschten. Ein grandioser Moment, den wir ganz für uns allein hatten. Nur der Müll am Strand trübte das Bild ein wenig.
Wir fuhren weiter an der Küste entlang und bemerkten ungewöhnliche Anpflanzungen am Straßenrand. Google verriet uns, dass es sich dabei um Stockkohl handelt – auch bekannt als Couve Galega oder Galizischer Kohl. Immer wieder sahen wir ältere Frauen und Männer, die mit Schubkarren die geernteten Blätter transportierten. Diese Pflanze ist besonders praktisch: Sie wächst bis zu zwei Meter hoch, und man kann nach Bedarf einzelne Blätter ernten. So hat man über lange Zeit hinweg stets frisches Gemüse aus dem eigenen Garten zur Verfügung.
Über Noia und Muros ging es weiter in Richtung Fisterra. Unterwegs kehrten wir in einem kleinen Restaurant ein und bekamen zum ersten Mal Tortilla de Patatas als Vorspeise serviert. Als Hauptgericht gab es Geschnetzeltes mit Pommes – nichts Besonderes, aber es machte satt und gab uns neue Energie für die Weiterfahrt.
In Fisterra erreichten wir das offizielle Ende des Jakobswegs, markiert durch den berühmten Kilometerstein „0 Km“. Viele Pilger waren unterwegs, manche warfen ihre alten Wanderschuhe symbolisch ins Meer. Nach einem Spaziergang zum Leuchtturm und einem kurzen Innehalten setzten wir die Reise bald fort.
Auf der Suche nach einem ruhigen Übernachtungsplatz erreichten wir das Kap Touriñán, den westlichsten Punkt des spanischen Festlands. Die spektakuläre Aussicht auf den Atlantik und der magische Sonnenuntergang machten den Tag perfekt.
Als die Dunkelheit hereinbrach, begann der Leuchtturm zu blinken, und wir schliefen mit dem gleichmäßigen Blinklicht und dem Meeresrauschen ein – eine ganz besondere Nacht.
15. März
Am Morgen setzten wir unsere Reise entlang der galicischen Küste fort. Zuerst erreichten wir Muxía, wo Natur und Spiritualität auf beeindruckende Weise miteinander verschmelzen. Danach fuhren wir weiter nach Laxe, einem kleinen Küstenort mit einem schönen Strand und einer entspannten Atmosphäre. Von dort führte uns die Route schließlich nach Ferrol, einer Hafenstadt mit maritimem Flair und einer spannenden Geschichte.
Typisch für Galicien und Nordspanien sind die sogenannten Hórreos – traditionelle Speicherbauten zur Lagerung von Feldfrüchten wie Mais. Sie stehen erhöht auf steinernen Pfeilern, die mit flachen Platten, den sogenannten „Tornarratos“, abschließen, um Nagetiere fernzuhalten. Die Wände bestehen meist aus Holz oder Stein und sind mit schmalen Luftschlitzen versehen, damit die Vorräte gut belüftet und vor Feuchtigkeit geschützt bleiben. Charakteristisch sind außerdem die ziegelgedeckten Satteldächer, die oft mit Kreuzen oder Obelisken verziert sind – Symbole mit religiösem oder regionalem Bezug.
Zur Mittagszeit fiel uns eine große Gruppe Handwerker auf, die alle in dieselbe Richtung unterwegs waren – ein sicheres Zeichen für ein gutes und preiswertes Lokal. Also suchten wir zunächst einen Parkplatz und folgten den Arbeitern zum Restaurant.
Als wir das Lokal fanden, waren wir zunächst überrascht: Im Eingangsbereich standen Schränke mit Dry-Aged-Fleisch, und schwarzgekleidete Kellner huschten geschäftig zwischen den Tischen umher. Noch bevor wir überlegen konnten, ob wir uns nicht doch ein einfacheres Restaurant suchen sollten, wurde uns freundlich ein Tisch mit schwarzer Tischdecke und Stoffservietten zugewiesen. Für jeden gab es ein frisch gebackenes Brötchen – doch eine Speisekarte fehlte. Wir schauten kurzerhand beim Nachbartisch in die Karte, doch unsere Sorge war unbegründet: Die Preise entsprachen dem Niveau eines typischen Mittagsmenüs. Die Tagesempfehlung war Schweinshaxe mit Beilagen, die wir bei vielen Gästen bereits auf den Tischen sahen.
Zur Vorspeise bestellten wir ein Omelette und galizischen Blumenkohl. Das Omelette war gelungen, doch der Blumenkohl überzeugte uns weniger – den muss man nicht unbedingt probieren.
Eigentlich waren wir nach den Vorspeisen schon satt, doch dann kam der Hauptgang: Eine riesige Schweinshaxe und mehrere Fleischpflanzerl – so großzügige Portionen, dass selbst ein ausgehungerter Sumo-Ringer Mühe gehabt hätte. Die Qualität war erstklassig – zartes Fleisch, perfekt gewürzt. Im Nachhinein wurde uns klar, warum auf der Karte halbe Portionen angeboten wurden.
Mehr als gestärkt setzten wir unsere Fahrt fort zum Cabo Prior, wo uns erneut die tosende Brandung und die imposanten Wellen in ihren Bann zogen. Die raue Küstenlandschaft beeindruckte uns sehr, doch da der Wetterbericht für den nächsten Tag erneut Regen und Sturm vorhersagte, beschlossen wir, weiterzufahren.
Über viele verschlungene Straßen erreichten wir schließlich die höchsten Klippen Europas bei Vixia de Herbeira. Dort fanden wir einen Parkplatz nahe einer Windkraftanlage und entschieden, die Nacht dort zu verbringen. Im Nachhinein war das keine gute Idee – der Sturm peitschte unaufhörlich über das Plateau und ließ unser Wohnmobil die ganze Nacht erzittern. An erholsamen Schlaf war kaum zu denken.
16. März
Zum Geburtstag begann der Morgen versöhnlich mit einem herrlichen Morgenrot. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten den Himmel in leuchtende Farben und ließen uns die regnerischen Tage fast vergessen – ein schöner Start in einen besonderen Tag.
Wir passierten zahlreiche kleine Dörfer und folgten bei Ribadeo dem Wegweiser zum Leuchtturm. Der Faro de Isla Pancha steht malerisch auf einer kleinen Insel, die über eine schmale Brücke mit dem Festland verbunden ist. Die Aussicht auf das Meer und die raue Küste war beeindruckend – ein lohnenswerter Abstecher.
Menü del día – 12 € (inkl. MwSt.)
Erster Gang (Primeros):
Paella
Krabbensalat (Ensalada de cangrejo)
Rührei mit Champignons und Schinken (Revuelto de champiñones y jamón)
Kohl mit Schinken (Repollo con jamón)
Zweiter Gang (Segundos):
(Wahlweise mit Pommes frites oder Salat)
Seehecht nach römischer Art (Merluza a la romana)
Ofenhähnchen (Pollo al horno)
Hausgemachte Fleischbällchen (Albóndigas caseras)
Gekochter Schweinenacken (Lacón cocido)
Dessert (Postre):
Vanillepudding mit Keks (Natillas con galletas)
Flan mit Ei (Flan de huevo)
Milchreis (Arroz con leche)
Joghurt / Saisonfrüchte / Quark (Requesón) / Eis
Weiter ging es über Felder, Berge und kleine Dörfer zum Hafen in El Puntal, wo wir einen ruhigen Stellplatz für die Nacht fanden. Der nächste Morgen begann erneut mit Regen, und die tiefhängenden Wolken ließen wenig Hoffnung auf Besserung. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum Nationalpark Picos de Europa, in der Hoffnung, dort besseres Wetter und die beeindruckende Bergwelt genießen zu können.
17. März
In Cangas de Onís besichtigten wir die alte Römerbrücke und starteten anschließend eine Rundfahrt rund um den Pico Europa in Richtung Panes. Doch nach etwa 30 Kilometern war plötzlich Schluss: Ohne Vorwarnung war die Straße in Las Arenas gesperrt. So blieb uns nichts anderes übrig, als den ganzen Weg zurück nach Cangas de Onís zu fahren.
Zur Mittagszeit kamen wir zurück und nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Stadtbummel. Wir kauften Likör, Schuhe, Süßigkeiten und einige Mitbringsel. Anschließend kehrten wir an einem belebten Platz zum Mittagessen ein.
Gestärkt setzten wir unsere Fahrt fort – diesmal in die andere Richtung rund um den Nationalpark.
Doch wieder machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete ununterbrochen, zeitweise wie aus Eimern. Die Schönheit der Landschaft konnten wir nur erahnen, denn tiefhängende Wolken nahmen uns die Sicht auf die Berge. Die Straße schlängelte sich in engen Serpentinen den Hang hinauf, teilweise unter überhängenden Felsen, die mit Drahtgittern gegen Steinschlag gesichert waren. Am Straßenrand lag stellenweise noch Schnee. Trotz des starken Regens fuhren wir weiter bis zum Stausee bei Riaño. Dort standen am Straßenrand ein paar traurige, durchnässte Pferde – ein melancholischer Anblick.
Wir tankten und fuhren nur ein kurzes Stück weiter, bis wir in einem kleinen Ort mit einer alten römischen Brücke einen Platz zum Übernachten fanden. Kaum angekommen, setzte starker Regen ein, der später sogar in Hagel überging. Es war einer dieser Abende, an denen man sich einfach nur ins Trockene zurückziehen möchte.
18. März
Der Morgen war erneut kalt und wolkenverhangen – nichts, was auf Besserung hoffen ließ.
Unsere Weiterfahrt führte uns in stetigen Serpentinen immer höher hinauf, und der Regen ging allmählich in Schnee über. Je weiter wir fuhren, desto häufiger und größer wurden die Schneefelder am Straßenrand.
Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt der Strecke. Von dort aus schlängelte sich die Straße in weiten Kurven talwärts, vorbei an schneebedeckten Gipfeln hinein in ein leuchtend grünes Tal – ein starker Kontrast zu den umliegenden Bergen.
Ein Stück weiter entdeckten wir am Straßenrand das Besucherzentrum „Sotama“ und legten spontan einen Stopp ein. Von außen beeindruckte das moderne Gebäude mit klarer Architektur und weckte Erwartungen an eine interessante Ausstellung. Doch im Inneren wurden wir enttäuscht: Unscharfe Fotos, kaum interaktive Elemente und wenige Exponate ließen den Ort lieblos wirken. Es schien, als sei das Geld in die Hülle geflossen, für den Inhalt blieb nichts übrig.
Immerhin gab es einen informativen Flyer, aus dem wir erfuhren, dass im Nationalpark rund 330 Braunbären leben sollen – eine überraschend hohe Zahl, die uns noch einen spannenden Gedanken mit auf den Weg gab.
Unsere Reise führte uns weiter nach Santillana del Mar, wo wir mitten in der Stadt überraschend einen kostenlosen Parkplatz fanden. Kaum ausgestiegen und startbereit für einen Rundgang, begann es – wie so oft auf dieser Reise – erneut zu regnen. Mit Regenjacken und Schirm machten wir uns auf den Weg in die Altstadt. Doch schon nach wenigen Schritten wurde der Regen stärker, und das Kopfsteinpflaster verwandelte sich in eine glitschige Pfützenlandschaft.
Kurzentschlossen suchten wir Zuflucht in einem Restaurant und entschieden uns für das Mittagessen. Zur Vorspeise gab es Salat und eine kräftige Fischsuppe, gefolgt von einem Lammeintopf und Hühnchen als Hauptgerichte. Den Abschluss bildete ein feiner Schokokuchen.
Da Santillana ein beliebter und gut besuchter Ort ist, zahlten wir für das Mittagsmenü 17 Euro pro Person – etwas mehr als sonst, aber angesichts der Lage durchaus gerechtfertigt.
Nach dem Essen wollten wir die berühmten Höhlenmalereien von Altamira besuchen. Wir hatten bereits einiges darüber gelesen und wussten, dass die Originalhöhle aus Schutzgründen geschlossen ist und stattdessen eine exakte Nachbildung im Museum zu sehen ist.
Die Fahrt dorthin war kurz, und auf dem weitläufigen Gelände fanden wir problemlos einen Parkplatz. Die Museumsgebäude wirkten modern und großzügig. Zur Freude aller war der Eintritt am Wochenende sogar kostenlos.
Beim Einlass erhielten wir ein Ticket mit einer Uhrzeit, was uns zunächst überraschte. Im Museum wurde uns klar, dass der Zugang zur Nachbildung der Höhle zeitlich gestaffelt ist. So warteten wir vor einem Tor, bis unsere Einlasszeit kam.
Die Wartezeit nutzten wir, um die wenigen Ausstellungsstücke und Bilder in den Gängen zu betrachten. Als unsere Zeit gekommen war, wurden wir in einen Raum geführt, wo ein Film gezeigt wurde. Leider war die Qualität enttäuschend – sowohl inhaltlich als auch technisch sehr einfach gehalten.
Anschließend besichtigten wir zwei Räume, die die Höhle von Altamira nachstellen sollten. Doch auch hier wirkte die Inszenierung künstlich und eigenartig. Die Atmosphäre war eher steril als beeindruckend, sodass wir nach einem kurzen Rundgang das Museum verließen.
Insgesamt verbrachten wir etwa 30 Minuten dort, bevor wir unsere Fahrt in Richtung Reinosa fortsetzten. Dort angekommen suchten wir – erneut bei starkem Regen – einen Übernachtungsplatz. Trotz der widrigen Wetterverhältnisse verbrachten wir eine ruhige Nacht.
19. März
Am Morgen setzten wir unsere Fahrt in Richtung Vitoria-Gasteiz fort. Unterwegs legten wir einen Stopp zum Mittagessen ein – mit 20 Euro pro Person zwar etwas teurer, dafür aber wirklich gut.
Die Weiterfahrt verlief ruhig, wenn auch wenig spektakulär. In Vitoria angekommen, regnete es erneut. Trotz Sonntag war der Verkehr erstaunlich dicht, und einen Parkplatz zu finden, war nahezu unmöglich. Bei diesem Wetter hatten wir wenig Lust auf einen Stadtspaziergang und entschieden uns daher, direkt weiter in Richtung Bardenas Reales zu fahren.
Als Ziel gaben wir Arguedas ins Navi ein und waren überrascht, dass es dort mehrere große Stellplätze gibt. Noch am Abend machten wir einen kurzen Spaziergang und besichtigten einige der Höhlenwohnungen. Die eigentliche Rundfahrt durch den Park starteten wir jedoch erst am nächsten Morgen.
20. März
Die Straße begann asphaltiert, ging jedoch bald in Schotterpisten über. Kurz nach Start unserer Rundfahrt entdeckten wir ein Informationszentrum mit großem Parkplatz und legten dort einen Stopp ein.
Das moderne Gebäude weckte unsere Neugier, doch die Enttäuschung folgte schnell: Nach einem kleinen Eingangsraum war die nächste Tür verschlossen. Nach etwas Warten wurden wir zwar in einen weiteren Vorraum gelassen, doch auch von dort aus ging es nicht weiter.
Bis auf einen riesigen, ausgestopften Geier an der Decke gab es nichts zu sehen, also setzten wir unsere Fahrt fort.
Schon bald fühlte man sich wie in Arizona: Die Landschaft wurde karger, roter Sand und bizarre Felsformationen dominierten das Bild. Der Schotterweg schlängelte sich durch eine unwirkliche Szenerie, die eher an einen Wildwest-Film erinnerte als an Nordspanien. Wir folgten dem langen Rundweg, der uns an beeindruckenden Felsformationen vorbeiführte – jede einzigartig in Form und Farbe, vom Wind über Jahrtausende geformt.
Nach einer Weile kamen wir wieder am Infozentrum vorbei und verließen den Park. Die eindrucksvolle, fast surreale Landschaft hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen – eine Kulisse wie aus einem Roadmovie. Während wir langsam zurück zur Hauptstraße fuhren, reifte in uns der Entschluss: Es wird Zeit, bald wieder in die USA zu fliegen. Der Gedanke an endlose Highways, echte Canyons und weite Nationalparks packte uns erneut fest.
Es ging weiter mit dem Ziel Riglos, in der Hoffnung, dort noch einmal viele Geier zu sehen. Auch hier waren wir schon im letzten Jahr – damals hatten wir unsere ersten spanischen Geier entdeckt. Als wir diesmal ankamen, ragte der beeindruckende Felsen wie gewohnt majestätisch in den Himmel, und tatsächlich kreisten zahlreiche Vögel darüber.
Leider waren sie jedoch so weit entfernt, dass man sie nur als kleine schwarze Punkte am Himmel erkennen konnte. Ein wenig enttäuschend – doch die Landschaft rund um Riglos bleibt dennoch faszinierend.
Der Fluss auf dem Foto ist der Río Gállego. Er fließt durch die Region Aragón im Nordosten Spaniens und verläuft nahe dem Ort Riglos, wo auch die markanten Felsformationen Mallos de Riglos zu sehen sind.
So beschlossen wir, unsere Heimreise anzutreten – zunächst mit einem Abstecher über San Sebastián, wo wir das Aquarium besuchen wollten. Danach sollte es weiter an der Küste entlang über Biarritz in Richtung Bordeaux gehen.
In San Sebastián war der Verkehr sehr dicht. Zahlreiche Zweiräder waren unterwegs, und es gab große, extra ausgewiesene Parkflächen nur für Mopeds und Motorräder. Dank Navi fanden wir den Weg entlang der Küste zum Aquarium. Nachdem wir bereits die ganze Stadt durchquert hatten und nur noch ein Kilometer vom Ziel entfernt waren, war die Straße plötzlich wegen Bauarbeiten gesperrt. Auch Parkmöglichkeiten gab es an dieser Stelle keine. So gaben wir den Plan auf und fuhren weiter.
Der Trubel an der Küste war überwältigend – auch in Biarritz wurde es nicht besser. Anlässlich von Frühlingsfesten waren viele Straßen gesperrt. Ein Zugang zum Strand war nicht möglich, da wir immer wieder umgeleitet wurden. So setzten wir unsere Fahrt entlang der Küste fort. Vom Meer war jedoch kaum etwas zu sehen, da die Straße weit im Hinterland verlief. Wir fuhren von einer Villensiedlung zur nächsten und durchquerten unzählige Kreisverkehre.
Nach mehreren Stunden eher ereignisarmer Fahrt entschieden wir uns, die Route zu ändern und gaben Toulouse als neues Ziel ins Navi ein.
Unsere Fahrt führte nun entlang der schneebedeckten Pyrenäen. Kurz überlegten wir, doch noch einen Abstecher in die Berge Spaniens zu machen, entschieden uns aber dagegen. Die Reise sollte allmählich ausklingen.
Für die Nacht stellten wir uns auf einen leeren Parkplatz in einem kleinen Ort. Doch schon bald füllte sich der Platz zusehends – ein Wegfahren wäre bald unmöglich gewesen. Offenbar fand im nahegelegenen Gemeindehaus eine Veranstaltung statt, vermutlich ein Bingo-Abend oder Ähnliches.
Mitten in der Nacht verließen alle Gäste gleichzeitig das Gelände – und endlich kehrte Ruhe ein.
Am nächsten Tag passierten wir Toulouse, wurden jedoch immer wieder durch Straßensperrungen aufgehalten und gerieten mehrfach in Staus. Grund waren Streiks – Demonstrierende protestierten gegen die Anhebung des Renteneintrittsalters in Frankreich.
Wir fuhren noch bis in die Gegend um Le Puy-en-Velay und fanden dort einen ruhigen Stellplatz an einer Burg für die Nacht.
Am folgenden Tag traten wir die letzte Etappe an und fuhren direkt nach Hause.
Ob wir noch einmal nach Spanien reisen werden, wissen wir nicht. Vieles war weniger erfreulich – besonders das Wetter machte uns oft einen Strich durch die Rechnung. Doch es gab auch viele schöne Erlebnisse: die majestätischen Geier, die Extremadura mit ihren lustigen Schweinchen, die Windmühlen der La Mancha und nicht zuletzt die beeindruckenden Küsten Galiziens. Die Spanier begegneten uns stets freundlich, und Mittagessen sowie Stellplätze waren meist problemlos zu finden.
Wieder zu Hause angekommen, haben wir direkt Flüge in die USA gebucht.
Trotz einiger Wetterkapriolen und unvorhergesehener Hindernisse war unsere Reise durch Spanien und Nordspanien eine bereichernde Erfahrung. Die abwechslungsreichen Landschaften von den wilden Küsten Galiziens über die karge Schönheit der Bardenas Reales bis hin zu den majestätischen Pyrenäen boten immer wieder beeindruckende Eindrücke. Besonders die Begegnungen mit den freundlichen Menschen und die kulinarischen Highlights haben unsere Tour geprägt und für viele schöne Erinnerungen gesorgt.
Auch wenn nicht immer alles glatt lief und manche Pläne wegen Regen oder Sperrungen ins Wasser fielen, konnten wir viel entdecken und genießen. Die Reise hat uns gezeigt, wie vielseitig Spanien ist und wie viel es noch zu erkunden gibt. Dennoch lockt uns die Weite und Freiheit der USA jetzt wieder mehr – weshalb wir mit Vorfreude schon unsere nächste Reise dorthin planen.
Spanien – März 2023 Weiterlesen »
Unsere Nordspanien Winterreise begann in der letzten Februarwoche – und zwar mit eher skeptischen Erwartungen. Am Tag der Abfahrt zeigte sich das Wetter von seiner unfreundlichsten Seite: Regen, Kälte und graue Wolken begleiteten uns auf den ersten Kilometern. Nicht gerade motivierend, aber immerhin ein guter Grund, sich auf wärmere Gefilde zu freuen.
Unsere Route führte uns entlang des Bodensees, quer durch Frankreich bis nach Toulouse. Das Wetter besserte sich kaum – wie das stimmungsvolle, aber etwas trostlose Foto kurz nach Le Puy-en-Velay zeigt. Auch das Navi schien nicht begeistert – es piepste nervös bei jedem Höhenmeter.
Wie immer ließen wir es uns nicht nehmen, typische Spezialitäten wie Linsen, Speck und Salami direkt beim Erzeuger zu kaufen – ein kulinarischer Lichtblick inmitten von Grau in Grau. Wenn schon der Himmel nichts Buntes beizutragen hatte, dann wenigstens der Teller.
Nach vielen Kilometern wurde das Wetter freundlicher. Immer öfter blitzte blauer Himmel zwischen den Wolken hervor – fast, als würde sich der Frühling langsam an uns heranwagen. Schon von weitem konnten wir die majestätischen Pyrenäen erkennen – schneebedeckt, imposant und fotogen. Nach tristen Straßen fühlte sich dieser Anblick wie ein kleines Natur-Spektakel an.
Voll Begeisterung setzten wir unsere Fahrt fort, vorbei an kurvigen Serpentinen, hoch aufragenden Felsen und wildromantischen Landschaften. An manchen Stellen lag noch Schnee bis an den Straßenrand – ein eindrucksvoller Anblick, der uns daran erinnerte, dass der Winter hier oben noch das letzte Wort hatte.
Wir überquerten die Grenze bei Vielha und waren endlich in Spanien. Ein kleiner Grenzübergang, aber für uns ein großer Schritt in Richtung Abenteuer. Die Fahrt dauerte noch eine Weile, bis wir unseren ersten Übernachtungsplatz in Aínsa erreichten.
Der Wohnmobilstellplatz in Aínsa, Provinz Huesca, liegt ideal: direkt am Fluss, mit Blick auf die alte Festung und nur wenige Gehminuten von der historischen Altstadt entfernt. Perfekt für müde Reisende, die keine Lust mehr auf Umwege haben.
Aínsa überraschte uns mit seinem mittelalterlichen Charme: enge Gassen, massive Steinhäuser, ein kopfsteingepflasterter Hauptplatz – und darüber thront die Castillo Fortaleza de Aínsa, eine Festungsanlage aus dem 11. Jahrhundert. Direkt neben der Burg befindet sich das Ecomuseo de la Fauna, ein Naturkundemuseum zur Tierwelt der Pyrenäen.
Besonders in der Dämmerung entfaltet die Altstadt ein fast mystisches Flair, während die verschneiten Pyrenäengipfel im Hintergrund leuchten – ein Anblick, bei dem selbst unsere Kamera kaum stillstand.
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt auf der Landstraße in Richtung Lleida fort. Unterwegs entdeckten wir ein gut erhaltenes, historisches Lavadero, öffentliche Waschstellen aus dem 19. Jahrhundert. Heute stehen sie meist still, erzählen aber noch immer von einem anderen Alltag.
Die Wanderung wurde abenteuerlicher: schmale Steige, steinige Abschnitte und einige Leitern machten die Tour zu einer Mischung aus Geschichtsexkursion und leichtem Kletterspaß.
Oben angekommen bestaunten wir über 6.000 Jahre alte Felszeichnungen – Tiere, Menschen und Jagdszenen in Rot- und Ockertönen.
Ein Stück weiter entdeckten wir noch weitere Felsen mit Zeichnungen. Auf der gegenüberliegenden Felswand kreisten Geier in der Thermik – als hätten sie auf ihren großen Auftritt gewartet.
Einige Kilometer weiter stießen wir auf eine beeindruckende mittelalterliche Steinbrücke, die wir natürlich überquerten. Wackelig, glatt, aber fotogen – ein echter Hingucker.
Leider hielt unsere gute Stimmung nicht lange. Am fünften Tag erreichte uns die Nachricht: In unserem Betrieb war Corona ausgebrochen. Innerhalb eines Tages war ein Drittel der Belegschaft betroffen. Nach kurzem Abwägen war klar: Wir mussten zurück. Verantwortung ging vor.
Vor der Heimfahrt statteten wir einem spanischen Supermarkt einen letzten Besuch ab: frisches Gemüse, Brot, Chorizo – und eine gut gewürzte Paella als symbolischer Abschluss.
Die Rückfahrt führte über Barcelona, durch Frankreich, Richtung Heimat. Nach sieben Tagen waren wir wieder zu Hause – früher als geplant, aber mit vielen Eindrücken im Gepäck.
Unsere Nordspanien Winterreise im Februar war eine bunte Mischung aus:
eindrucksvollen Landschaften,
kulturellen Entdeckungen,
kulinarischen Genüssen –
mit einem abrupten Ende durch Corona. Trotzdem haben wir in wenigen Tagen viele besondere Orte erlebt: verschneite Pyrenäen, mittelalterliche Städte wie Aínsa und uralte Felszeichnungen in der Wildnis.
Die Vielfalt Nordspaniens – landschaftlich und historisch – hat uns überrascht und begeistert. Diese Reise wird sicher nicht unsere letzte Tour durch das Land der Geier, Lavaderos und Serpentinen sein.
Auch wenn uns Corona zu einer verfrühten Heimreise zwang, nehmen wir viele positive Eindrücke mit. Die Vielfalt Nordspaniens – landschaftlich wie geschichtlich – hat uns überrascht und begeistert.
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