Italien – Südtirol – Juni 2023

 

Wanderwochenende vom 26. bis zum 28. Juni in Südtirol 

Nach unserem großen Roadtrip durch die USA war die Rückkehr in den Alltag nicht ganz leicht. Alles fühlte sich plötzlich eng an – der Kopf war voll mit Eindrücken, aber der Bewegungsdrang blieb. Es war klar: Wir brauchen eine kleine Auszeit. Kein Langstreckenflug, keine komplizierte Planung – einfach mal kurz raus. Und was bietet sich da besser an als Südtirol?

Unser Ziel war Plaus, ein kleiner Ort zwischen Meran und dem Vinschgau. Wer auf großes Sightseeing-Programm hofft, ist hier vielleicht falsch. Aber genau das wollten wir: Ruhe, Natur, gutes Essen – und Wanderschuhe statt Stadtplan. Plaus ist wunderbar unaufgeregt. Apfelbäume soweit das Auge reicht, Berge im Hintergrund und eine entspannte Stimmung, die sich sofort überträgt.

Übernachtet haben wir im Hotel Stefanshof. Es ist ein bodenständiges, sehr gepflegtes Hotel mit ausgesprochen netten Gastgebern. Kein übertriebenes Wellnessangebot, aber alles da, was man braucht. Unser Zimmer war gemütlich und hatte einen Balkon mit herrlichem Blick in die Berge – morgens mit Sonne, abends mit frischer Bergluft. Das Frühstück war reichhaltig und lecker, mit frischen Brötchen, Eiern und Obst. Abends gab es ein Menü, das liebevoll zubereitet war – regional, ehrlich und richtig gut. Kein kulinarisches Feuerwerk, aber genau das, was man nach einem Wandertag will: gutes, echtes Essen.

Auf dem Hinweg legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp am Reschensee ein. Der Kirchturm, der einsam aus dem See ragt, ist zwar ein bekanntes Fotomotiv, aber in der Realität wirkt er nochmal ganz anders. Der Wind weht über das Wasser, es ist ruhig und ein bisschen gespenstisch. Man kann sich kaum vorstellen, dass unter der Wasseroberfläche ein ganzes Dorf liegt. Ein Ort mit Geschichte, der uns länger beschäftigt hat als erwartet.

 

Unser Hotel, der Stefanshof in Plaus, war der ideale Ausgangspunkt für unser Wanderwochenende.  

Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt liegt die Pfarrkirche von Plaus, deren Friedhofsmauer ein besonderes Kunstwerk ziert: der Totentanz. Das eindrucksvolle Wandgemälde aus dem 18. Jahrhundert besteht aus mehreren Bildfeldern, die den Tod in Gestalt eines Skeletts darstellen, wie er Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Schichten – vom Papst über den König bis hin zum Bauern und Kind – zum Tanz holt. Jede Szene ist mit kurzen, gereimten Texten versehen, die die Vergänglichkeit des Lebens und die Unausweichlichkeit des Todes thematisieren.

Die Abbildungen sind nicht nur künstlerisch bemerkenswert, sondern auch kulturell bedeutsam: Sie spiegeln eine mittelalterliche Tradition wider, mit der die Menschen an die Endlichkeit ihres Daseins erinnert wurden – und an die Gleichheit aller im Angesicht des Todes.

Am ersten Wandertag wollten wir es gemütlich angehen lassen und entschieden uns für den Rablander Waalweg. Der Plan: ein entspannter Einstieg, flach, entlang eines historischen Wasserkanals. Die Realität: Wir verpassten den Einstieg, verirrten uns ein wenig und fanden uns plötzlich auf einem steileren Pfad mit ungeplanter Extra-Strecke wieder. Nicht ganz wie gedacht, aber trotzdem schön. Die Natur war herrlich, die Ausblicke auf die Apfelplantagen und Berge spektakulär, und irgendwann fanden wir dann auch den eigentlichen Waalweg, der seinem Ruf als angenehme Wanderstrecke alle Ehre machte.

 

Der kleine Waalweg war angenehm zu laufen, da er größtenteils im Schatten verlief und das Wasser beruhigend neben uns dahinplätscherte. Die frische Luft und das leise Rauschen des Kanals machten die Anstrengung des Aufstiegs schnell vergessen. Leider war der Weg nicht besonders lang – und so war unsere erste Wanderung auch schon bald wieder zu Ende. Ein schöner, wenn auch kurzer Einstieg in unser Wanderwochenende.

Am nächsten Tag nahmen wir uns eine größere Wanderung vor. Unser Ziel war eine gemütliche Waalwanderung mit möglichst wenig Steigung – genau das versprach die Morter Waalrunde. Laut unserem etwas betagten Wanderführer sollte die Runde etwa 8 Kilometer lang und weitgehend eben verlaufen. Doch unterwegs merkten wir schnell, dass die Angaben nicht mehr ganz mit der Realität übereinstimmten: Wegeführungen hatten sich geändert, Strecken verlängert und auch das Höhenprofil war anspruchsvoller als erwartet.

Wenn wir das nächste Mal zum Wandern fahren, werden wir uns vorher einen aktuellen Wanderführer besorgen – soviel steht fest. Aus veralteten Informationen haben wir gelernt, dass Streckenführung, Beschilderung oder Wegbeschaffenheit sich schnell ändern können.

Für unseren nächsten Aufenthalt in Südtirol haben wir auch schon einen neuen Plan:

Vielleicht wandern wir dann den Marlinger Waalweg.

Er gilt als der längste seiner Art in Südtirol und führt über rund 12 Kilometer mit wunderbarem Ausblick über das Etschtal – eine schöne Kombination aus Naturerlebnis und entspannter Bewegung.

Unser Fazit:

Unser Wochenende in Plaus war genau die richtige Mischung aus Bewegung, Genuss und Entschleunigung. Zwischen Apfelplantagen, Bergpanorama und dem beruhigenden Plätschern der Waalwege konnten wir den Alltag schnell hinter uns lassen. Auch kleine Pannen wie ein verpasster Einstieg oder veraltete Wanderkarten taten dem Erlebnis keinen Abbruch – im Gegenteil: Sie sorgten für unerwartete Abzweigungen und neue Perspektiven.

Südtirol hat uns einmal mehr bewiesen, dass es nicht immer die große Fernreise braucht, um Erholung zu finden. Freundliche Gastgeber, ehrliche Küche und eine Natur, die zu jeder Jahreszeit beeindruckt, machen Lust auf mehr. Der Marlinger Waalweg steht für den nächsten Besuch schon fest auf unserer Liste – und diesmal starten wir garantiert am richtigen Punkt.