Frankreich – Korsika – September 2023

20. September
Unsere Spätsommerreise beginnt an einem sonnigen Donnerstagnachmittag. Von zu Hause geht es über Bregenz und durch die Schweiz in Richtung Italien. Das Ziel: heute noch so weit wie möglich kommen. In Gedanken sehen wir uns schon gemütlich irgendwo in Norditalien übernachten – die Realität bremst uns allerdings etwas aus. Nach vielen Kilometern, mehreren Pässen und ersten Anzeichen von Müdigkeit beschließen wir, kurz hinter der Schweizer Grenze in Roveredo zu stoppen. Die blauen Markierungen auf dem Parkplatz lassen uns kurz rätseln: Parkverbot? Kurzzeitparken? Nach einer kleinen Google-Recherche beschließen wir, dass es schon passen wird. Das Wetter kippt, leichter Regen setzt ein – die Nacht ist trotzdem ruhig.

21. September

Am Morgen ist der Himmel dicht bewölkt. Unser Tagesziel: Parma. Pünktlich zur Mittagszeit rollen wir in die Stadt und gönnen uns ein Stück original Parmigiano Reggiano – ein kulinarischer Pflichtstopp. Von hier führt uns die Strecke über den Passo Cerreto, der uns mit engen, steilen und stellenweise sehr holprigen Straßen überrascht. Die Landschaft ist wild und wunderschön, aber Fahren erfordert volle Konzentration. Über La Spezia geht es weiter nach Pisa. Dort, im Dämmerlicht, halten wir bei einem großen Carrefour, kaufen Vorräte und essen eine schnelle Portion Pasta am Schnellimbiss. Danach legen wir die letzten 28 Kilometer bis Livorno zurück. Direkt im Fährhafen finden wir tatsächlich noch den letzten freien Stellplatz – mitten zwischen den Wohnmobilen, kostenlos und mit perfektem Blick auf die Schiffe.

22. September
Noch vor dem Wecker werden wir vom Tuten der MOBY-Fähre geweckt. Wir nutzen die Einschleusungswartezeit fürs Frühstück. Die Abfahrt ist für 8 Uhr angesetzt, tatsächlich kommen wir erst gegen 7 Uhr auf die Fähre – und warten dort nochmal fast eine Stunde, bis das riesige Schiff ablegt. An Deck genießen wir kurz die Aussicht, bis Regen uns in eine Lounge mit gemütlichen Sesseln vertreibt. Korsika empfängt uns mit strömendem Regen, grauem Himmel und chaotischem Verkehr. Riesige Pfützen, Staus und ein wenig Urlaubsfrust prägen die Ankunft. Wir steuern einen Supermarkt an, staunen über die Preise, und versuchen unser Glück bei der Pietra-Brauerei – geschlossen. Der Regen will nicht aufhören, also suchen wir uns früh einen Platz zum Übernachten. Am Ende der Lagune von Biguglia, in der Nähe des Flughafens, finden wir einen ruhigen Stellplatz nahe am Strand.

23. September
Der Morgen überrascht uns mit strahlend blauem Himmel. Wir wollen ins Asco-Tal fahren, doch kurz nach Ponte Leccia ist die Straße gesperrt. Also improvisieren wir: Über Morosaglia und Piedicroca rollen wir Richtung Küste. In Piedicroca essen wir mittags im einzigen Hotel: Fleisch mit Pommes, grüner Salat und Leitungswasser – 40 Euro. Korsika ist kulinarisch eine Freude, aber fürs Portemonnaie eine Herausforderung. Abends finden wir einen Stellplatz direkt am Meer bei einem Restaurant.

24. September

Heute geht es wieder in die Berge: Über Ghisoni, Cozzano und Aullene bis Quenza. In Zicavo legen wir einen Mittagsstopp ein – Schnitzel, Pasta, wieder um die 40 Euro. Das Wetter ist herrlich, und das absolute Highlight sind die vielen Tiere entlang (und auf) der Straßen. Erst in Gehegen, dann frei laufend: Schweine, Ziegen, Schafe, Esel, Kühe. Die kleinen Ferkel stehlen allen die Show. Abends werden wir in Quenza vom Stellplatz verscheucht, finden dafür bei der Ausgrabungsstätte Cucuruzzu den wohl schönsten Übernachtungsplatz der Reise.

25. September
Morgens weckt uns eine Schafherde, die unser Wohnmobil umkreist. In Bonifacio wird uns schnell klar: Hier hat sich ganz Korsikas Tourismus versammelt. Parken für 60 Euro? Nein, danke. Wir fahren die Küste entlang Richtung Sartène. Ein Abstecher zu einem schicken Küstenlokal endet, als wir die Preise sehen: 40 Euro für Spaghetti Vongole. Stattdessen essen wir Pasta und Salat in einer kleinen Dorftrattoria für 43 Euro – immerhin authentischer. Abends finden wir einen ruhigen Platz am Fiumicicoli-Fluss.

26. September
Über Sainte-Lucie-de-la-Tallano, Aullene und Petreto-Bicchisano ging es nach Porticcio und schließlich nach Ajaccio. Trotz Touristenrummel fanden wir ein Strandrestaurant mit fairen Preisen – sehr gute Küche mit Meerblick.

27. September
Heute: Calanche Piana. Die roten Felsen, Felsnadeln und die spektakuläre Aussicht waren eine Wucht. Tiere auf der Straße gab’s gratis dazu.

28. September
Über Belgodère mit Mittagessen im Café de France (Lamm und Fleischspieße, vergleichsweise günstig) ging es auf kurvigen Bergstraßen weiter. Stellplatz: einsam und mitten in den Bergen.

29. September
Der Tag beginnt sonnig, aber mit Ärger. Während wir am Meer frühstücken, verscheucht uns ein wütender Pensionsbesitzer von seinem Parkplatz – obwohl Platz für mindestens 15 Autos wäre. Später kommt es bei St. Florent zum unschönen Höhepunkt: In einer Kurve streift uns ein Müllwagen am Außenspiegel. Der Fahrer sieht uns in der Schuld, Diskussion zwecklos. Schaden: mehrere Hundert Euro. Wir ersetzen nur den Spiegel, das Gehäuse trägt nun Korsikas Schrammen. Zum Ausgleich gönnen wir uns abends in einem Restaurant auf einem Pavillon im Meer Moules in Tomaten-Curry-Soße und Schweinefilet mit Pfefferrahm. Übernachtung in Bastia, nahe der Fähre.

30. September

Früh am Morgen verlässt unsere Fähre Bastia, Korsika verabschiedet uns mit einem spektakulären roten Sonnenaufgang. Stunden später rollen wir in Italien von Bord. Eine Woche Korsika liegt hinter uns: landschaftlich schöner als erwartet, preislich wie befürchtet. Den Unfall hätten wir uns gerne gespart – aber wir kommen wieder.

Unser Fazit

Korsika hat uns in vielerlei Hinsicht überrascht – im Guten wie im weniger Guten. Die Landschaft ist schlicht atemberaubend: von wilden Bergpässen und tiefen Kastanienwäldern über rote Felslandschaften bis hin zu einsamen Stränden. Und überall diese tierischen Begegnungen – Schweine, Ziegen, Esel und Schafe, die völlig selbstverständlich die Straßen für sich beanspruchen. Kulinarisch ist die Insel ein Fest, auch wenn die Preise manchmal zum Stirnrunzeln einladen. Wer hier unterwegs ist, sollte also nicht nur Kamera und Wanderschuhe dabeihaben, sondern auch ein bisschen Gelassenheit im Gepäck.

Was wir mitnehmen? Viele Bilder im Kopf, den Geruch von Pinien und Meer in der Nase – und die Erinnerung daran, dass nicht alles nach Plan läuft, aber gerade das die besten Geschichten schreibt. Der kleine Parkplatzstreit, der Spiegelunfall, das Wetterchaos am ersten Tag – all das verblasst neben den Momenten, in denen wir am Meer saßen, durch Bergkurven fuhren oder unter einem Sternenhimmel einschliefen. Teuer? Ja. Unvergesslich? Auch ja. Korsika – wir kommen wieder, versprochen