Frankreich – Korsika – September 2023
Frankreich – Korsika – September 2023 Weiterlesen »
Der Weg ist das Ziel
20. September
Unsere Spätsommerreise beginnt an einem sonnigen Donnerstagnachmittag. Von zu Hause geht es über Bregenz und durch die Schweiz in Richtung Italien. Das Ziel: heute noch so weit wie möglich kommen. In Gedanken sehen wir uns schon gemütlich irgendwo in Norditalien übernachten – die Realität bremst uns allerdings etwas aus. Nach vielen Kilometern, mehreren Pässen und ersten Anzeichen von Müdigkeit beschließen wir, kurz hinter der Schweizer Grenze in Roveredo zu stoppen. Die blauen Markierungen auf dem Parkplatz lassen uns kurz rätseln: Parkverbot? Kurzzeitparken? Nach einer kleinen Google-Recherche beschließen wir, dass es schon passen wird. Das Wetter kippt, leichter Regen setzt ein – die Nacht ist trotzdem ruhig.
21. September
Am Morgen ist der Himmel dicht bewölkt. Unser Tagesziel: Parma. Pünktlich zur Mittagszeit rollen wir in die Stadt und gönnen uns ein Stück original Parmigiano Reggiano – ein kulinarischer Pflichtstopp. Von hier führt uns die Strecke über den Passo Cerreto, der uns mit engen, steilen und stellenweise sehr holprigen Straßen überrascht. Die Landschaft ist wild und wunderschön, aber Fahren erfordert volle Konzentration. Über La Spezia geht es weiter nach Pisa. Dort, im Dämmerlicht, halten wir bei einem großen Carrefour, kaufen Vorräte und essen eine schnelle Portion Pasta am Schnellimbiss. Danach legen wir die letzten 28 Kilometer bis Livorno zurück. Direkt im Fährhafen finden wir tatsächlich noch den letzten freien Stellplatz – mitten zwischen den Wohnmobilen, kostenlos und mit perfektem Blick auf die Schiffe.
22. September
Noch vor dem Wecker werden wir vom Tuten der MOBY-Fähre geweckt. Wir nutzen die Einschleusungswartezeit fürs Frühstück. Die Abfahrt ist für 8 Uhr angesetzt, tatsächlich kommen wir erst gegen 7 Uhr auf die Fähre – und warten dort nochmal fast eine Stunde, bis das riesige Schiff ablegt. An Deck genießen wir kurz die Aussicht, bis Regen uns in eine Lounge mit gemütlichen Sesseln vertreibt. Korsika empfängt uns mit strömendem Regen, grauem Himmel und chaotischem Verkehr. Riesige Pfützen, Staus und ein wenig Urlaubsfrust prägen die Ankunft. Wir steuern einen Supermarkt an, staunen über die Preise, und versuchen unser Glück bei der Pietra-Brauerei – geschlossen. Der Regen will nicht aufhören, also suchen wir uns früh einen Platz zum Übernachten. Am Ende der Lagune von Biguglia, in der Nähe des Flughafens, finden wir einen ruhigen Stellplatz nahe am Strand.
23. September
Der Morgen überrascht uns mit strahlend blauem Himmel. Wir wollen ins Asco-Tal fahren, doch kurz nach Ponte Leccia ist die Straße gesperrt. Also improvisieren wir: Über Morosaglia und Piedicroca rollen wir Richtung Küste. In Piedicroca essen wir mittags im einzigen Hotel: Fleisch mit Pommes, grüner Salat und Leitungswasser – 40 Euro. Korsika ist kulinarisch eine Freude, aber fürs Portemonnaie eine Herausforderung. Abends finden wir einen Stellplatz direkt am Meer bei einem Restaurant.
24. September
Heute geht es wieder in die Berge: Über Ghisoni, Cozzano und Aullene bis Quenza. In Zicavo legen wir einen Mittagsstopp ein – Schnitzel, Pasta, wieder um die 40 Euro. Das Wetter ist herrlich, und das absolute Highlight sind die vielen Tiere entlang (und auf) der Straßen. Erst in Gehegen, dann frei laufend: Schweine, Ziegen, Schafe, Esel, Kühe. Die kleinen Ferkel stehlen allen die Show. Abends werden wir in Quenza vom Stellplatz verscheucht, finden dafür bei der Ausgrabungsstätte Cucuruzzu den wohl schönsten Übernachtungsplatz der Reise.
25. September
Morgens weckt uns eine Schafherde, die unser Wohnmobil umkreist. In Bonifacio wird uns schnell klar: Hier hat sich ganz Korsikas Tourismus versammelt. Parken für 60 Euro? Nein, danke. Wir fahren die Küste entlang Richtung Sartène. Ein Abstecher zu einem schicken Küstenlokal endet, als wir die Preise sehen: 40 Euro für Spaghetti Vongole. Stattdessen essen wir Pasta und Salat in einer kleinen Dorftrattoria für 43 Euro – immerhin authentischer. Abends finden wir einen ruhigen Platz am Fiumicicoli-Fluss.
26. September
Über Sainte-Lucie-de-la-Tallano, Aullene und Petreto-Bicchisano ging es nach Porticcio und schließlich nach Ajaccio. Trotz Touristenrummel fanden wir ein Strandrestaurant mit fairen Preisen – sehr gute Küche mit Meerblick.
27. September
Heute: Calanche Piana. Die roten Felsen, Felsnadeln und die spektakuläre Aussicht waren eine Wucht. Tiere auf der Straße gab’s gratis dazu.
28. September
Über Belgodère mit Mittagessen im Café de France (Lamm und Fleischspieße, vergleichsweise günstig) ging es auf kurvigen Bergstraßen weiter. Stellplatz: einsam und mitten in den Bergen.
29. September
Der Tag beginnt sonnig, aber mit Ärger. Während wir am Meer frühstücken, verscheucht uns ein wütender Pensionsbesitzer von seinem Parkplatz – obwohl Platz für mindestens 15 Autos wäre. Später kommt es bei St. Florent zum unschönen Höhepunkt: In einer Kurve streift uns ein Müllwagen am Außenspiegel. Der Fahrer sieht uns in der Schuld, Diskussion zwecklos. Schaden: mehrere Hundert Euro. Wir ersetzen nur den Spiegel, das Gehäuse trägt nun Korsikas Schrammen. Zum Ausgleich gönnen wir uns abends in einem Restaurant auf einem Pavillon im Meer Moules in Tomaten-Curry-Soße und Schweinefilet mit Pfefferrahm. Übernachtung in Bastia, nahe der Fähre.
30. September
Früh am Morgen verlässt unsere Fähre Bastia, Korsika verabschiedet uns mit einem spektakulären roten Sonnenaufgang. Stunden später rollen wir in Italien von Bord. Eine Woche Korsika liegt hinter uns: landschaftlich schöner als erwartet, preislich wie befürchtet. Den Unfall hätten wir uns gerne gespart – aber wir kommen wieder.
Unser Fazit
Korsika hat uns in vielerlei Hinsicht überrascht – im Guten wie im weniger Guten. Die Landschaft ist schlicht atemberaubend: von wilden Bergpässen und tiefen Kastanienwäldern über rote Felslandschaften bis hin zu einsamen Stränden. Und überall diese tierischen Begegnungen – Schweine, Ziegen, Esel und Schafe, die völlig selbstverständlich die Straßen für sich beanspruchen. Kulinarisch ist die Insel ein Fest, auch wenn die Preise manchmal zum Stirnrunzeln einladen. Wer hier unterwegs ist, sollte also nicht nur Kamera und Wanderschuhe dabeihaben, sondern auch ein bisschen Gelassenheit im Gepäck.
Was wir mitnehmen? Viele Bilder im Kopf, den Geruch von Pinien und Meer in der Nase – und die Erinnerung daran, dass nicht alles nach Plan läuft, aber gerade das die besten Geschichten schreibt. Der kleine Parkplatzstreit, der Spiegelunfall, das Wetterchaos am ersten Tag – all das verblasst neben den Momenten, in denen wir am Meer saßen, durch Bergkurven fuhren oder unter einem Sternenhimmel einschliefen. Teuer? Ja. Unvergesslich? Auch ja. Korsika – wir kommen wieder, versprochen
Frankreich – Korsika – September 2023 Weiterlesen »
Am 24. Oktober starteten wir zu unserer wohl letzten großen Fahrt in diesem Jahr – bei typisch trübem, regnerischem Herbstwetter.
Pünktlich gegen 9 Uhr rollten wir los, zunächst über Bregenz und weiter durch die Schweiz. Kaum waren wir unterwegs, setzte der Regen ein, und dichte Wolken sowie Nebel verschleierten die sonst so beeindruckende Bergkulisse komplett.
Auch in Italien blieb der Himmel grau, sodass wir erst am Abend in Parma ankamen.
Dort entschieden wir uns pragmatisch, Nudeln mit Barilla-Soße auf dem Parkplatz beim Coop zu kochen und direkt dort zu übernachten – Gourmetküche sieht anders aus, aber bei dem Wetter war das völlig okay.
Die Nacht war zwar etwas laut, aber wir konnten trotzdem einigermaßen ausgeruht weiterfahren. Nach einem Frühstücksstop bei Lidl nahmen wir die Autobahn Richtung La Spezia und Rom unter die Räder. Das Wetter blieb weiterhin ungemütlich, und da es keinen Grund gab, die Autobahn zu verlassen, durchquerten wir Italien bis kurz nach Rom fast durchgängig auf der Schnellstraße.
Die Nacht war zwar etwas laut, aber wir konnten trotzdem einigermaßen ausgeruht weiterfahren. Nach einem Frühstücksstop bei Lidl nahmen wir die Autobahn Richtung La Spezia und Rom unter die Räder. Das Wetter blieb weiterhin ungemütlich, und da es keinen Grund gab, die Autobahn zu verlassen, durchquerten wir Italien bis kurz nach Rom fast durchgängig auf der Schnellstraße.
Am Outlet-Parkplatz in Valmontone gönnten wir uns eine Mahlzeit bei KFC – leider eine große Enttäuschung, was die Qualität betraf.
Trotzdem verbrachten wir die Nacht dort, bevor uns der nächste Tag mit milden, aber regnerischen Temperaturen empfing. Weiter ging die Fahrt Richtung Kalabrien.
In Lamezia Terme fanden wir einen großen Parkplatz für die Übernachtung. Zuvor stärkten wir uns in einer Self-Service-Pizzeria mit ein paar kalten Pizzastücken – geschmacklich eher mäßig, aber günstig. Zum Trost probierten wir die sizilianischen Arancini, frittierte Reisbällchen, die wenigstens für ein kleines kulinarisches Highlight sorgten.
Auf dem Weg zum Stellplatz passierten wir einen kuriosen Auffahrunfall:
Ein Maserati-Leichenwagen hatte zwei kleine Autos von hinten zusammengeschoben – das war definitiv kein alltäglicher Anblick und sorgte für Gesprächsstoff.
Am Morgen beschlossen wir, zumindest ein Stück Landstraße zu nehmen, um mehr von der Region zu sehen. So fuhren wir Richtung Pizzo und weiter nach Tropea, wo wir einen kleinen Stadtbummel machten. Dabei kauften wir einige katalonische Spezialitäten für zuhause – denn kulinarische Souvenirs gehen immer.
Danach setzten wir unsere Fahrt zurück auf der Autobahn Richtung Fähre fort. Für die Überfahrt zahlten wir 45 Euro, und nach einiger Wartezeit legten wir bereits nach einer halben Stunde in Messina an.
Vom Schiff aus fuhren wir Richtung Taormina. Obwohl wir die Autobahnen im Navi deaktiviert hatten, führte uns das Gerät prompt wieder auf die Schnellstraße. Beim Ticketautomaten funktionierte nichts, also fuhren wir ohne Ticket weiter.
Schon unterwegs erschreckten uns die riesigen Müllberge am Straßenrand – ein Thema, das uns auf Sizilien immer wieder begegnete. Kurz vor Taormina verließen wir die Autobahn und nahmen die Landstraße. Überall lagen unvorstellbare Mengen Müll am Straßenrand.
Taormina selbst ist für Wohnmobile gesperrt, und die engen, verstopften Gassen machten die Suche nach einem Supermarkt oder Stellplatz zu einer echten Herausforderung. Mit Hilfe von Google fanden wir schließlich einen Despar-Supermarkt, der in einer kaum sichtbaren Seitenstraße lag. Der Markt war zwar ordentlich, die Auswahl jedoch äußerst begrenzt – an Fleisch gab es gerade mal drei graue, abgepackte Hühnerteile. Also griffen wir zur Pasta mit Glassoße, geriebenem Parmesan und ein paar frischen Tomaten.
Direkt neben dem Supermarkt gab es eine Ecke, die offensichtlich als Müllablage genutzt wurde. Dort lebten sechs Katzen – nicht gerade ein einladender Anblick, vor allem da der ganze Bereich von Müll umgeben war. Überall in Taormina sah es ähnlich traurig aus.
Wir hatten mittlerweile genug von Sizilien, aber da es schon spät war, blieben wir am Ende der Straße über Nacht. Trotz der Hitze schliefen wir einigermaßen gut.
Am nächsten Morgen versorgten wir uns bei Lidl mit Frühstück und setzten die Fahrt fort. Die Straßen waren eng und verstopft, doch wir kamen bis nach Catania.
Von dort aus entschieden wir uns, ins Landesinnere zu fahren – doch der Müll an Straßenrändern und im Gebüsch verfolgte uns weiter. Menschen machten Picknick mitten im Wald, umgeben von alten Kühlschränken, kaputten Kindersitzen, Flaschen und Tüten – kein schöner Anblick.
Besonders skurril war eine Szene, die wir fotografisch festgehalten haben: Eine Frau stand tief versunken in der Beerenlese, als wäre sie in unberührter Natur – tatsächlich jedoch mitten in einer wilden Müllhalde. Das Bild wirkt fast surreal, wie ein Werbespot für „Bio direkt aus der Natur“, nur dass Kühlschränke und Plastiktüten im Hintergrund jede Romantik zuverlässig zunichtemachten.
Auf dem Weg besuchten wir eine kleine Ölpresse am Fuße des Ätna, die zwar von außen vielversprechend aussah, aber leider keinen Verkauf anbot – und auch der erhoffte Duft frisch gepresster Oliven blieb aus.
Anschließend fuhren wir zum Ätna, um uns die Beine zu vertreten. Dort gab es einige Souvenirstände, an denen wir Kleinigkeiten aus Lava (oder eher aus China) erstanden, und nahmen ein Stück schwarzen Lavastein mit.
Zurück beim Wohnmobil entdeckten wir einen Strafzettel am Scheibenwischer. Obwohl kein Parkwächter zu sehen war, schienen sie hier plötzlich wie Pilze aus dem Boden zu schießen.
Wir fuhren weiter und nahmen den Weg über die Lavafelder vom Berg hinunter. Dabei passierten wir die Seilbahnstation zum Ätna. Eine Fahrt kostete rund 30 Euro, und der Andrang war enorm – viele Busse und volle Kabinen.
Trotz der Hitze gefiel uns Sizilien nicht. Überall Müll, enge Straßen, und kaum Platz. Auf der Nordseite der Insel, auf dem Weg Richtung Palermo, machten wir einen Stopp, um die gegenüberliegenden Liparischen Inseln zu sehen. Doch auch hier war das Bild trist: An den Klippen zum Meer wurden tonnenweise Müll und ausgediente Geräte entsorgt.
Wir hatten genug und entschieden, das Thema Sizilien abzuhaken. Zurück ging es mit der Fähre nach Messina. Dort warteten wir nicht lange und setzten aufs Festland über. Die Fähre erreichte den Hafen jedoch erst bei Dunkelheit. Nun hieß es, einen Stellplatz zu finden und idealerweise ein geöffnetes Restaurant.
Wir hatten Glück: Auf dem Monte Sant’Elia fanden wir nicht nur einen tollen Stellplatz mit herrlicher Sicht auf Sizilien und die Liparischen Inseln, sondern auch eine Pizzeria (Pizzeria Barone) nur wenige Meter entfernt. Wir waren die einzigen Gäste, doch die Pizza war grandios und günstig. Das Bier schmeckte wie lange nicht mehr, und wir schliefen hervorragend.
Am Morgen genossen wir den Blick auf Sizilien und die Inselgruppe, die sich im Dunst versteckte.
Da uns der Wetterbericht für zuhause kaltes Wetter versprach, blieben wir noch etwas im Süden Italiens. Wir fuhren durch die Landschaft des Sila-Nationalparks – für uns ein ganz normaler Anblick, aber sicher etwas Besonderes für Italiener: grüne Berge und Wälder.
Ein echtes Highlight war das Thermalbad Vasca pubblica di Caronte. Dort fanden wir einen großen Parkplatz, auf dem uns schon ein „Dauercamper“ aus Deutschland erwartete, froh endlich jemanden zum Reden zu haben. Wir setzten uns ins fast heiße Wasser und genossen die wohltuende Wärme. So entspannt wurden wir vom Bad, dass wir danach erst einmal schlafen mussten.
In Catanzaro, der Hauptstadt Kalabriens, fanden wir einen großen Parkplatz, auf dem wir später auch übernachteten. Dort befindet sich die untere Haltestelle der Zahnradbahn, die in die Altstadt fährt. Leider war niemand vor Ort, sodass wir die Fahrkarten selbst erkunden mussten. Die Stadt präsentierte sich typisch italienisch – schön, aber nichts Außergewöhnliches. Nach einem kleinen Bummel und bei einsetzender Kälte fuhren wir wieder hinunter.
Viel mehr gab es nicht zu entdecken, und so traten wir die Rückreise an.
Am 1. November 2023 erreichten wir die Amalfi-Küste bei strömendem Regen und beschlossen, sofort weiterzufahren. Leider war in Italien Feiertag, sodass wir nicht einmal die berühmten Zitronen kaufen konnten.
Das Wetter wurde schlechter, der Regen hörte nicht auf, und der Wetterbericht meldete ein Orkantief über Europa. In Frankreich gab es eine 20 Meter hohe Flutwelle, in Südtirol trat die Etsch über die Ufer, und wir mussten noch über die Berge.
Beim Überqueren von Brücken sahen wir angeschwollene, braune Flüsse weit über die Ufer treten – beeindruckend und ein bisschen beängstigend zugleich.
Am 3. November 2023 fuhren wir die letzte Etappe nach Hause. Über den Brenner lag Schnee, und am Straßenrand türmte sich das Weiß in dicken Haufen.
Nach 10 Tagen endete unsere späte Reise.
Unsere Herbsttour nach Sizilien hätte unter dem Motto „Schöne Aussichten – wenn man den Müll ausblendet“ stehen können. Schon die Anreise war geprägt von grauem Himmel, Regen und langen Autobahnetappen, was uns immerhin zügig ans Ziel brachte. Dort erwartete uns jedoch nicht das erhoffte Postkartenidyll, sondern eine Insel, die landschaftlich durchaus Potenzial hat, es aber hinter meterhohen Müllbergen versteckt. Enge Straßen, knifflige Stellplatzsuche und eine eher mäßige Lebensmittelqualität taten ihr Übriges, um unsere Begeisterung im Rahmen zu halten. Kleine Lichtblicke wie Arancini, der Ätna-Ausflug und einzelne schöne Panoramen waren da eher die Ausnahme als die Regel.
Interessanterweise begann der angenehmere Teil der Reise, als wir Sizilien den Rücken kehrten. Auf dem Festland boten der Blick vom Monte Sant’Elia, das entspannende Thermalbad von Caronte und die grünen Hügel des Sila-Nationalparks genau die Erholung, die wir auf der Insel vermisst hatten. Unterm Strich bleibt eine Tour voller Erfahrungen, die wir so nicht unbedingt wiederholen möchten – aber auch voller Geschichten, die man nur unterwegs erlebt: vom Maserati-Leichenwagen im Auffahrunfall bis zur Pizza in der leeren Dorfgaststätte, die schmeckte wie ein kleines Stück Glück. Sizilien ist für uns abgehakt, aber die Erinnerung daran wird wohl bleiben – nicht zuletzt wegen des Mülls.
Italien – Sizilien – November 2023 Weiterlesen »
Es waren wieder ein paar arbeitsreiche Wochen vergangen, doch Ende August – während viele gerade aus dem Urlaub zurückkamen – starteten wir endlich wieder los. Unser Ziel: Rumänien.
Schon im letzten Jahr hatten wir einen Anlauf genommen, das Land zu erkunden. Damals machte uns jedoch das Wetter einen Strich durch die Rechnung, und so landeten wir nach ein paar Tagen über Bulgarien in Kroatien. Auch schön – aber diesmal wollten wir Rumänien wirklich erleben.
In den letzten Wochen hatte die Hitze mit über 40 Grad das Land im Griff. Wir hofften auf angenehmere Temperaturen, auch wenn wir insgeheim ahnten: Das Wetter hat auf Reisen seinen ganz eigenen Humor.
22. August
Unsere erste Übernachtung fanden wir ein Stück vor Wien, direkt an einem Sportplatz. Ruhig gelegen, bis in der Nacht ein Gewitter aufzog. Gegen zwei Uhr früh frischte der Wind auf, ein einzelner Blitz erhellte kurz den Himmel, und ein paar Regentropfen klopften ans Dach – das war’s dann aber auch schon mit der Dramatik.
Der nächste Morgen begann unter einem bewölkten Himmel. Ein letzter Tankstopp, dann ging es ohne weitere Unterbrechung durch Ungarn. An der rumänischen Grenze standen wir rund 30 Minuten im Stau. Danach kauften wir unterwegs online eine Vignette – und rollten mit dem sprichwörtlich letzten Tropfen Sprit zur Tankstelle.
Dort kam es zu einer kleinen Verwirrung: Bei der Kartenzahlung hakte es, doch der Tankwart half uns freundlich. Über Arad wollten wir in Richtung Sibiu weiterfahren, als uns kurz vor der Stadt ein Audi überholte. Der Beifahrer hing halb aus dem Fenster, winkte wild und bedeutete uns, rechts ranzufahren.
Zu unserer Überraschung sprang der Beifahrer heraus – es war der Tankwart! Offenbar hatten wir gar nicht bezahlt, weil man in Rumänien nicht direkt an der Zapfsäule mit Karte zahlen kann, sondern immer drinnen am Schalter. Also begleiteten wir die beiden zu einem Geldautomaten – der allerdings nicht funktionierte. Nach einigem Hin und Her und einer kleinen Tankstellen-Konferenz ging es weiter nach Arad, wo wir beim zweiten Automaten endlich Erfolg hatten. Wir beglichen die Rechnung und legten zur Beruhigung aller Beteiligten noch ein großzügiges Trinkgeld drauf.
Die Aktion hatte allerdings unseren Plan zerschossen: Statt über Lipova Richtung Sibiu landeten wir auf der Autobahn nach Timişoara – und dort gibt es bis kurz vor Făget keine Ausfahrt. Unser Vorhaben, gemütlich zu essen, musste also warten.
In Făget fanden wir schließlich ein Restaurant. Einheimische empfahlen uns das Hotel Padesul, und gegenüber – hinter einer beeindruckend großen Kirche – entdeckten wir einen ruhigen Stellplatz. Das Essen schmeckte hervorragend: Hauptgericht, Suppe, Salat sowie zwei Bier und ein Radler – alles zusammen umgerechnet 22 Euro. Die Nacht verlief friedlich, sofern man das gelegentliche Hundegebell nicht als Störung betrachtet.
Der Tag begann praktisch: Gleich um die Ecke vom Stellplatz gab es einen Penny, und nach einem kurzen Einkaufsstopp frühstückten wir entspannt auf dem Parkplatz. Dann ging es weiter über Deva nach Hunedoara.
Hier thront eine der größten und beeindruckendsten Burgen Rumäniens – die „Schwarze Burg“, wie das Kastell auch genannt wird.
Vor der imposanten Kulisse hatte man einen mittelalterlichen Markt aufgebaut, auf dem sich Besucher sogar im Schwertkampf ausprobieren konnten.
Daneben drängten sich Souvenirshops, deren Angebot irgendwo zwischen ritterlicher Romantik und asiatischem Plastikflair schwankte.
Im Ort selbst stießen wir auf ein Tal mit prachtvoll verzierten Häusern. Google wusste Rat: Roma-Villen – architektonische Kreativität ohne Grenzen und offenbar auch ohne Sparplan.
Von dort ging es weiter nach Hațeg, wo man Bisons bewundern kann. Stattdessen entschieden wir uns, ein Stück zurück nach Sebeș zu fahren, um die legendäre Transalpina unter die Räder zu nehmen. Mit vollem Tank starteten wir in die Berge: durch dichte Wälder, vorbei an Ausflugslokalen und kleinen Ständen, an denen Heidelbeeren, Himbeeren und Pfifferlinge feilgeboten wurden. Am Straßenrand trottete sogar ein ausgebüxtes Schwein, das ganz offensichtlich eigene Reisepläne hatte.
Später erreichten wir einen größeren Rastplatz, wo es Essensbuden mit Honig, Käse und natürlich köstlichen „Mititei“ gab – gegrillte Hackfleischröllchen, an denen wir selbstverständlich nicht vorbeifahren konnten.
Gestärkt ging es weiter bergauf. Die Straße schlängelte sich in endlosen Serpentinen am Bergrücken entlang, und mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht spektakulärer. Zwischendurch setzte leichter Regen ein – was die Picknickgäste am Straßenrand allerdings nicht im Geringsten störte. Wir begegneten wilden Eseln und kurz darauf mehreren Hirten, deren Schafherde die Straße so gründlich blockierte, dass wir fast Eintritt hätten zahlen können, um weiterzukommen.
Die letzten 40 Kilometer bis Novaci waren schnell erledigt. Für die Nacht fanden wir einen Platz auf der Strecke nach Râmnicu Vâlcea und gönnten uns zum Tagesabschluss eine Pizza und ein kleines Menü im Fast-Food-Restaurant – inklusive Bier und Radler für gerade einmal 12 Euro.
Am Morgen ging es weiter Richtung Râmnicu Vâlcea, dann am Fluss entlang nach Sibiu. Unterwegs passierten wir mehrere gut besuchte Thermalbäder, doch unser Ziel war klar: der Markt in Sibiu. Leider durchkreuzte ein zäher Stau unsere Pläne – über eine Stunde Stillstand bei sommerlicher Hitze. Damit war unsere Zeitplanung dahin, denn laut Reiseführer schloss der Markt am Sonntag bereits um 14 Uhr.
Also Plan B: Statt Gemüse und Käse aus Sibiu sollten es nun die Kirchenburgen Siebenbürgens werden. Über Cisnădie und Cisnădioara fuhren wir los, legten unterwegs aber erst einmal einen wohlverdienten Zwischenstopp für ein „Mici“ mit Brot und Senf ein – klein, aber oho.
Danach ging es weiter nach Cristian, wo uns laut unserem Wohnmobilführer ganze 80 Storchenpaare erwarten sollten. Vor Ort standen zwar reichlich Nester, aber bei 37 Grad zeigte sich nur ein einzelner Storch – vermutlich hatten die anderen gerade Wellness-Tag im klimatisierten Nest.
Über weitere ehemalige deutsche Siedlungen gelangten wir schließlich zur imposanten Kirchenburg von Biertan. Direkt nebenan lockte ein Restaurant, das uns mit kräftiger Gulaschsuppe, Nockerl und frischem Brot versorgte. Zum Dessert folgten üppige Pfannkuchen mit Schokolade, Honig und Nüssen. Köstlich, ja – aber mit 39 Euro auch der bisher teuerste Genuss unserer Reise.
Am Morgen rollten wir weiter nach Sighișoara, mit dem Ziel, es noch bis Brașov zu schaffen. Kurz hinter Bran legten wir einen Fotostopp am berühmten Dracula-Schloss ein – immerhin wollte man ja nicht sagen lassen, wir wären einfach vorbeigefahren. Drinnen waren wir allerdings nicht: Der Besucherandrang war so gewaltig und die Parkplatzsuche so aussichtslos, dass wir uns das Schlangestehen sparten. Manchmal ist die Legende eben spannender als das echte Schloss.
Nun stellte sich die Frage: Wohin als Nächstes? Statt wie geplant nach Buzău zu fahren, entschieden wir uns spontan für Pitești. Der Grund: die legendäre Transfăgărășan – diese Passstraße, die selbst Jeremy Clarkson ins Schwärmen brachte. Über verschlafene Landstraßen tuckerten wir in Richtung Einstieg und fanden kurz davor einen malerischen Fluss, der sich perfekt als Übernachtungsplatz anbot. Die Nacht war ruhig – fast zu ruhig – und wir fühlten uns bestens gerüstet für das kleine Abenteuer, das uns am kommenden Morgen erwartete.
Früh am Morgen starteten wir unsere Fahrt über die legendäre Transfăgărășan – und schon die ersten Kilometer waren ein Fest für die Augen. Links und rechts sattes Grün, dazwischen glitzernde Wasserläufe, und über allem lag dieses leise Knistern, das nur Bergstraßen haben.
Kaum hatten wir den Lacul Vidraru erreicht, kam die erste Überraschung: Hinter einer Kurve lag am Straßenrand seelenruhig ein Bär.
Ein Wagen vor uns hatte angehalten, um den pelzigen Straßenrandbewohner zu bestaunen. Als das Auto weiterfuhr, rollten wir langsam näher. Wir hielten gebührenden Abstand, zückten die Kamera und beobachteten ihn. Er wirkte völlig unbeeindruckt – fast so, als gehöre dieser Auftritt zu seiner täglichen Routine.
Nach einer Weile erhob sich der Bär gemächlich, setzte sich hin und ließ den Blick schweifen, als würde er überlegen, ob sich die Zweibeiner heute wohl großzügig zeigen. Dann stand er auf, trottete in aller Seelenruhe direkt an uns vorbei, drehte wieder um und kam zurück. Wir fuhren ein paar Meter vor – er folgte uns. Dann wechselte er die Straßenseite, lief wieder zurück, und das Ganze wiederholte sich noch ein paar Mal.
Es wirkte fast, als hätte er Spaß daran, uns ein bisschen zu beschäftigen – oder als würde er schlicht auf den nächsten „Drive-in-Service“ in Form einer zugeworfenen Mahlzeit warten. Schließlich setzten wir unsere Fahrt fort, während er gelassen am Straßenrand zurückblieb, wahrscheinlich in Erwartung der nächsten neugierigen Besucher.
Wir setzten unsere Fahrt über den abenteuerlichen Pass fort – Serpentine um Serpentine schraubten wir uns immer höher. Ganz oben, direkt vor einem Tunnel, entdeckten wir ein schweres Eisentor, mit dem man die Straße offenbar komplett absperren kann. Dahinter ging es wieder bergab – und zwar genauso kurvenreich wie zuvor. Am Hang stand eine riesige Schafherde, die uns aus sicherer Entfernung musterte, als wolle sie sagen: „Na, seid ihr auch auf Sommerfrische?“ Langsam tauchten wir aus der kargen Baumkronen-Zone wieder in sattes Waldgrün ein.
An einer Abzweigung entschieden wir spontan, die rund 40 Kilometer nach Sibiu zu fahren, um einen zweiten Versuch beim Markt zu wagen. Unter der Woche hatte er bis 20 Uhr geöffnet – also alles entspannt. Für schlappe 3 Lei parkten wir ein Stück entfernt und spazierten die kurze Strecke zu Fuß. Neben Gemüse gab es nicht viel zu entdecken, aber die Ausmaße mancher Früchte waren beeindruckend: Auberginen fast einen halben Meter lang, Tomaten in Kinderkopfgröße. Für ein Kilo Tomaten zahlte man je nach Zustand umgerechnet etwa einen Euro. Wir gönnten uns ein paar „Micis“ und ließen das bunte Markttreiben auf uns wirken.
Da ein normaler Wochentag war, hatte der Markt bis 20 Uhr auf und so schafften wir es sogar rechtzeitig zum Mittagessen. Für 3 Lei Parkgebühr standen wir ein Stück weg vom Markt und liefen die kurze Strecke. Neben Gemüse gab es nicht viel anderes. Wir aßen ein paar Micis und bewunderten die riesigen Auberginen, die fast einen halben Meter lang waren. Es gab auch Tomaten, die fast kindskopfgroß waren. Für ein Kilo Tomaten bezahlte man hier um 1 Euro je nach Zustand.
Nach gut einer Stunde erreichten wir wieder unser Wohnmobil – bei knapp 49 Grad Außentemperatur fühlte sich das schon wie eine sportliche Meisterleistung an. Nach einer kurzen Pause rollten wir weiter Richtung Brașov. Auf der Strecke nach Covasna entdeckten wir das Restaurant Paprika in Ozun: großer Biergarten vorne, Parkplatz hinten – perfekt als Nachtquartier. Das Essen war gut, wenn auch nicht gerade ein Schnäppchen: Etwas über 30 Euro für Speis und Trank. Währenddessen zogen Wolken auf, dann kam starker Regen, der so schnell verschwand, wie er gekommen war.
Später, zurück im Wohnmobil, regnete es in unregelmäßigen Intervallen weiter, begleitet von kräftigem Blitzen. Gegen Morgen weckte uns ein gewaltiger Donnerschlag – und das eigentliche Gewitter begann erst jetzt. Unter düsterem Himmel fuhren wir los und machten den ersten Stopp bei Lidl. Draußen goss es in Strömen, drinnen füllten wir den Kühlschrank.
Auf der Weiterfahrt regnete es zeitweise wie aus Eimern, der Himmel hing tief und wolkenverhangen. Wir rollten durch dichte Wälder in Richtung Covasna und weiter nach Băile Balvanyos. Die Abzweigung zum Lacul Sfântu Ana nahmen wir noch voller Vorfreude – nur um kurz darauf wieder umdrehen zu müssen, weil Zufahrt und Durchfahrt gesperrt waren. Also ging es zurück bis zur Kreuzung nach Bixad, wo wir unsere Route fortsetzten.
Schon nach wenigen Kilometern entdeckten wir am Straßenrand einen Bären, der gemütlich im Gras lag – daneben ein Auto, dessen Fahrer offenbar keine Angst kannte. Er stand nur wenige Meter entfernt und war eifrig damit beschäftigt, den Bären zu füttern. Immer wieder warf er ihm großzügige Portionen zu, während das Tier völlig unbeeindruckt liegen blieb. Kein Brummen, kein Aufstehen – fast so, als wäre das hier ein ganz normaler Mittagssnack.
Als der Mann sein Futterarsenal geleert hatte, stieg er ein und fuhr davon. Wir näherten uns ebenfalls, blieben aber auf unserer Spur und hielten einen respektvollen Abstand. Der Bär ließ sich auch von vorbeifahrenden Autos nicht stören. Einmal hielt ein Wagen direkt vor uns, der Fahrer stieg aus, warf schnell etwas zu und war ebenso schnell wieder im Auto – während der Bär gemächlich aufstand, sich die Leckerei holte und anschließend wieder auf seinen Platz trottete.
Wir beobachteten das Schauspiel eine ganze Weile, machten gefühlt hundert Fotos, bis der Bär irgendwann Anstalten machte, die Böschung hinunterzusteigen. Auf halbem Weg überlegte er es sich jedoch anders, drehte um und legte sich wieder hin. Für uns war das Signal klar: Zeit, weiterzufahren.
Noch waren wir dabei, das Erlebte zu verarbeiten, als wir auf der gegenüberliegenden Fahrbahn einen Bus entdeckten. Die Passagiere drängten sich an den Fenstern, hielten ihre Handys in die Höhe und zeigten aufgeregt nach unten in die Böschung. Wir warteten, bis der Bus weiterfuhr, und fuhren dann selbst an die Stelle.
Dort begegnete uns Bär Nummer drei – ein jüngerer, deutlich nervöserer Geselle. Er versuchte immer wieder, die steile Böschung zur Straße hochzuklettern, rutschte aber ab. Dann lief er ein Stück nach hinten, startete einen neuen Versuch, gab wieder auf und verschwand kurz aus unserem Blickfeld, nur um gleich wieder zu erscheinen. Im Gegensatz zu den vorherigen Bären wirkte er unruhig und angespannt, sodass wir beschlossen, ihm lieber nicht länger Gesellschaft zu leisten und unsere Fahrt fortzusetzen.
Nach nur wenigen Kurven tauchten schon die ersten Häuser auf – kaum zu glauben, dass wir nur wenige Kilometer von den Bären entfernt waren. In Bixad wurde uns erst richtig bewusst, wie nah diese Tiere an der Stadt leben. Wahnsinn!
Von dort aus führte uns die Strecke weiter bergauf nach Gheorgheni und durch die beeindruckende Bicaz-Schlucht, deren steile Felswände uns wie ein majestätisches steinernes Tor begrüßten. Kurz hinter Bicaz machten wir einen kleinen Abstecher zum Stausee und beschlossen, am Hafen zu bleiben. Direkt am Wasser fanden wir ein einladendes Restaurant mit Blick auf den See, italienischer Musik im Hintergrund und Preisen, bei denen man gern eine Portion mehr bestellt.
Die Nacht auf dem Parkplatz war angenehm kühl und ruhig. Am nächsten Morgen fuhren wir entlang des Stausees, vorbei an Bergen, dichten Wäldern und kleinen Ortschaften, bis wir Târgu Neamț erreichten.
Von dort ging es weiter nach Suceava, dem Ausgangspunkt unserer geplanten Kloster-Tour. Unser erster Halt war die kleine, aber sehr sehenswerte Kirche in Arbore, deren bunte Fresken uns bereits von außen willkommen hießen.
Über Solca führte uns der Weg nach Sucevița, wo wir auf dem großzügigen Parkplatz direkt am Kloster unser Nachtquartier einrichteten. Zuvor genossen wir ein Abendessen in einem kleinen Restaurant – eine gute Entscheidung, denn satt und zufrieden kehrten wir zum Stellplatz zurück.
Die Nacht war zwar angenehm kühl, aber alles andere als ruhig: In der Nähe fand eine Hochzeit statt, deren traditionelle Musik uns bis in die frühen Morgenstunden begleitete.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich sofort das Kloster besichtigen, doch die Parkplatzwächterin verlangte erst 15 Lei (etwa 3 Euro) für die Übernachtung. Glücklicherweise war beim Klosterbesuch niemand zum Kassieren da, sodass wir das beeindruckende Bauwerk ungestört und kostenfrei erkunden konnten.
Anschließend schlängelten wir uns über zahlreiche Serpentinen weiter nach Vatra Moldoviței, von dort über Vama nach Gura Humorului, wo wir schließlich das Kloster Humor besuchten. Für den Eintritt wurden 10 Lei pro Person fällig – ein kleiner Obolus für das, was uns erwartete.
Drinnen offenbarte sich ein wahres Kunstwerk: Die Innenräume sind mit farbenprächtigen Fresken geschmückt, die biblische Geschichten so lebendig erzählen, dass man fast glaubt, die Figuren könnten jeden Moment zum Leben erwachen. Wände, Decken und sogar die Eingangstore sind mit filigranen Malereien bedeckt – ein echtes Fest für die Kamera. Kein Wunder, dass wir uns hier lange aufhielten und immer wieder neue Details entdeckten.
Auf dem Rückweg führte uns die Route durch das idyllische Vatra Dornei, eingebettet in grüne Hügel und frische Bergluft. Weiter ging es kurvig durch dichte Wälder Richtung Borsa, wo uns die Natur mit klaren Bächen und beeindruckenden Bergpanoramen begeisterte.
Danach besuchten wir die Moldovița-Kirche, ein weiteres Juwel der Bukowina. Auch hier erwarteten uns bunte Fresken, die Außenwände waren wie mit einem Comic aus dem 16. Jahrhundert bemalt. Die Kirche strahlt eine ruhige, fast magische Atmosphäre aus – kein Wunder, dass sie zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Unsere Kameras glühten erneut, da jede Ecke faszinierende Details bot.
Schon ein Stück vor Borsa entdeckten wir am Straßenrand ein Schild zu einer Fischzucht. Neugierig bogen wir ab, und auf dem kleinen Parkplatz durften wir sogar über Nacht bleiben – ein Glücksgriff nach einem langen Reisetag. Das Highlight: Für kleines Geld gab es eine riesige, frisch gefangene Forelle, die so lecker war, dass wir fast vergaßen, noch weiterfahren zu wollen.
Die hölzernen Kirchen im Maramureș-Stil verzauberten uns sofort: Mit ihren hohen, spitzen Türmen sehen sie aus, als kämen sie direkt aus einem Märchenbuch. Rustikal, charmant und magisch – als hätten sie unzählige Geschichten aus dem Herzen der Karpaten erlebt.
An den Häusern dieser malerischen Region hängen überall Töpfe – und das ist keine bloße Dekoration. Diese Töpfe sind ein lebendiges Zeichen bevorstehender Hochzeiten oder Verlobungen. Es ist eine uralte Tradition, bei der die Töpfe nicht nur sichtbar befestigt, sondern auch laut angeschlagen werden, um Glück zu bringen und böse Geister zu vertreiben. So wird im Dorf Gemeinschaft spürbar, die Feierlaune geweckt und ein Stück gelebte Kultur lebendig gehalten.
Die geschnitzten Toreingänge in Rumänien sind einfach beeindruckend. Man spürt die Liebe zum Detail, die in jedes einzelne Tor eingeflossen ist. Jedes erzählt seine eigene Geschichte – mit filigranen Mustern, religiösen Motiven oder traditionellen Symbolen, die die Handwerkskunst der Region widerspiegeln. Es fühlt sich an, als würde man durch ein Kunstwerk schreiten, das nicht nur schön aussieht, sondern auch einen Teil rumänischer Kultur und Geschichte in sich trägt. Ein bisschen wie ein Märchen.
Die Holzkirchen in Rumänien, besonders in Maramureș, sind einzigartige Bauwerke mit hohen Türmen und kunstvollen Schnitzereien. Sie bestehen aus lokalem Holz und zeigen die meisterhafte Handwerkskunst der Region. Diese Kirchen sind nicht nur spirituelle Orte, sondern auch lebendige Zeugnisse traditioneller Kultur und Geschichte.
Die Mănăstirea Bârsana ist ein echtes Highlight – vor allem für Fans der Holzarchitektur. Die Klosterkirche wirkt, als hätte ein leidenschaftlicher Holzliebhaber sie persönlich gebaut, mit kunstvollen Schnitzereien und rustikalem Charme. Während unseres Besuchs konnten wir uns kaum sattsehen und stellten uns vor, wie viel Geduld und Liebe in jedes Detail geflossen sein muss. Ein Ort, der nicht nur spirituell beeindruckt, sondern auch optisch einiges hermacht – und dazu duftet es herrlich nach Holz. Ein unvergessliches Erlebnis.
Am Ende des Tages erreichten wir nahe der ukrainischen Grenze den „lustigen Friedhof“ Cimitirul Vesel. Dieser Friedhof überraschte uns: Statt düsterer Grabsteine empfingen uns knallbunte Holzkreuze mit frechen und witzigen Sprüchen über die Verstorbenen. Hier wird das Leben gefeiert – sogar nach dem letzten Atemzug. Ein charmanter, fast schon fröhlicher Umgang mit dem Tod, der zeigt, wie viel Gelassenheit und Humor die Menschen hier haben.
Der „Cimitirul Vesel“ in Săpânța ist ein Friedhof wie kein anderer: Statt düsteren Grabsteinen sieht man hier bunte Holzkreuze mit humorvollen und oft frechen Sprüchen über die Verstorbenen. Diese lebendige und fröhliche Art des Gedenkens zeigt, wie die Menschen hier den Tod mit Gelassenheit und einem Lachen feiern – ein faszinierendes Beispiel für gelebte Kultur und eine ganz besondere Stimmung.
Weiter ging es über Baia Mare nach Satu Mare. In einem Restaurant wartete neben uns eine Hochzeitsgesellschaft auf die Braut und ihre Familie. Als wir fertig waren, kam die Gesellschaft an, und wir zogen uns schnell in unser Wohnmobil zurück – eine Entscheidung, die wir später bereuten. Die ganze Nacht herrschte großes Halligalli, und erst gegen 7 Uhr morgens endete die Feier. Schlaf war Mangelware!
Am nächsten Morgen steuerten wir noch einmal Lidl an – das letzte Mal in Rumänien – bevor wir das Land endgültig verließen. Die Reise führte uns weiter durch Ungarn und die Slowakei, wo wir in Košice eine Pause zum Essen einlegten. Etwas außerhalb der Stadt fanden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz.
Von dort fuhren wir weiter über Poprad, durch den Nationalpark Tatra bis nach Zakopane in Polen. Die beeindruckende Landschaft begeisterte uns, doch in Bielsko-Biała merkten wir: Polen ist nicht ganz unser Ding. Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in die Tschechische Republik fort.
In Ostrava fanden wir eine urige tschechische Wirtschaft mit gemütlichem Garten, wo wir den Tag bei gutem Essen und frisch gezapftem Bier ausklingen ließen – genau das Richtige nach den vielen Kilometern auf der Straße.
Am nächsten Tag stand ein echtes Highlight auf dem Programm: die Brauerei Radegast in Nošovice bei Frýdek-Místek. Hier konnten wir hinter die Kulissen einer der bekanntesten tschechischen Biermarken blicken und erfuhren, wie das goldene Getränk gebraut wird. Für Bierliebhaber ein absolutes Muss!
Danach besuchten wir das Walachische Freilichtmuseum in Rožnov pod Radhoštěm. Dieses Museum bietet faszinierende Einblicke in das traditionelle Leben der Walachen, einer Bergvolksgruppe in der Region.
Über ein großes Areal verteilt stehen originalgetreu restaurierte Holzgebäude – von Bauernhöfen über Werkstätten bis zu kleinen Kirchen. Man fühlt sich fast wie in eine andere Zeit versetzt, während man durch die rustikalen Höfe schlendert und traditionelle Handwerkskunst beobachtet.
Das Museum ist nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam inszeniert und zeigt alte Bräuche und Feste der Karpatenbewohner.
Das Museum beeindruckt durch seine liebevoll gestalteten Originalgebäude, die das traditionelle Leben der Walachen authentisch widerspiegeln. Von Bauernhöfen über Werkstätten bis hin zu kleinen Kirchen – jedes Detail wurde sorgfältig restauriert und inszeniert. Beim Rundgang fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt und bekommt einen lebendigen Einblick in die Kultur, Handwerkskunst und Bräuche der Bergvolksgruppe.
Weiter ging es nach Brünn, wo wir die Starobrno Brauerei besuchten. Die Kombination aus Tradition und modernem Brauhandwerk beeindruckte uns sehr – und natürlich durfte eine Kostprobe nicht fehlen. Für Bierfans ist so eine Brauereibesichtigung immer ein Highlight.
Auf dem Heimweg legten wir noch eine entspannte Nacht in Modrava im Böhmerwald (Šumava) ein. Die frische Luft und die ruhige Atmosphäre waren genau das, was wir nach der langen Fahrt brauchten, bevor wir schließlich wieder zu Hause ankamen.
Nach gut zwei Wochen on the road kehrten wir zurück – mit vielen neuen Eindrücken, ein paar Kilometern mehr auf dem Tacho und definitiv Lust auf die nächste Reise.
Unsere Reise durch Rumänien, die Slowakei, Polen und Tschechien war ein buntes Kaleidoskop aus faszinierenden Landschaften, lebendiger Kultur und herzlichen Begegnungen. Besonders die historischen Klöster mit ihren farbenprächtigen Fresken, die märchenhaften Holzkirchen im Maramureș-Stil und der ungewöhnliche „lustige Friedhof“ in Săpânța haben uns tief beeindruckt. Die Mischung aus Naturerlebnissen, kulinarischen Genüssen und kulturellen Highlights machte diese Tour zu einem unvergesslichen Abenteuer.
Trotz einiger kleiner Herausforderungen – von lauten Hochzeitsfeiern bis hin zu unterschiedlich empfundenen Regionen – haben wir jeden Moment genossen. Die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen, die wir trafen, sowie die vielfältigen Eindrücke haben unsere Perspektive erweitert und uns mit reichem kulturellem und emotionalem Gepäck nach Hause zurückkehren lassen. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Reise und die neuen Geschichten, die darauf warten, entdeckt zu werden.
Rumänien – September 2023 Weiterlesen »
Nach unserem großen Roadtrip durch die USA war die Rückkehr in den Alltag nicht ganz leicht. Alles fühlte sich plötzlich eng an – der Kopf war voll mit Eindrücken, aber der Bewegungsdrang blieb. Es war klar: Wir brauchen eine kleine Auszeit. Kein Langstreckenflug, keine komplizierte Planung – einfach mal kurz raus. Und was bietet sich da besser an als Südtirol?
Unser Ziel war Plaus, ein kleiner Ort zwischen Meran und dem Vinschgau. Wer auf großes Sightseeing-Programm hofft, ist hier vielleicht falsch. Aber genau das wollten wir: Ruhe, Natur, gutes Essen – und Wanderschuhe statt Stadtplan. Plaus ist wunderbar unaufgeregt. Apfelbäume soweit das Auge reicht, Berge im Hintergrund und eine entspannte Stimmung, die sich sofort überträgt.
Übernachtet haben wir im Hotel Stefanshof. Es ist ein bodenständiges, sehr gepflegtes Hotel mit ausgesprochen netten Gastgebern. Kein übertriebenes Wellnessangebot, aber alles da, was man braucht. Unser Zimmer war gemütlich und hatte einen Balkon mit herrlichem Blick in die Berge – morgens mit Sonne, abends mit frischer Bergluft. Das Frühstück war reichhaltig und lecker, mit frischen Brötchen, Eiern und Obst. Abends gab es ein Menü, das liebevoll zubereitet war – regional, ehrlich und richtig gut. Kein kulinarisches Feuerwerk, aber genau das, was man nach einem Wandertag will: gutes, echtes Essen.
Auf dem Hinweg legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp am Reschensee ein. Der Kirchturm, der einsam aus dem See ragt, ist zwar ein bekanntes Fotomotiv, aber in der Realität wirkt er nochmal ganz anders. Der Wind weht über das Wasser, es ist ruhig und ein bisschen gespenstisch. Man kann sich kaum vorstellen, dass unter der Wasseroberfläche ein ganzes Dorf liegt. Ein Ort mit Geschichte, der uns länger beschäftigt hat als erwartet.
Unser Hotel, der Stefanshof in Plaus, war der ideale Ausgangspunkt für unser Wanderwochenende.
Nur wenige Schritte vom Hotel entfernt liegt die Pfarrkirche von Plaus, deren Friedhofsmauer ein besonderes Kunstwerk ziert: der Totentanz. Das eindrucksvolle Wandgemälde aus dem 18. Jahrhundert besteht aus mehreren Bildfeldern, die den Tod in Gestalt eines Skeletts darstellen, wie er Vertreter verschiedener gesellschaftlicher Schichten – vom Papst über den König bis hin zum Bauern und Kind – zum Tanz holt. Jede Szene ist mit kurzen, gereimten Texten versehen, die die Vergänglichkeit des Lebens und die Unausweichlichkeit des Todes thematisieren.
Die Abbildungen sind nicht nur künstlerisch bemerkenswert, sondern auch kulturell bedeutsam: Sie spiegeln eine mittelalterliche Tradition wider, mit der die Menschen an die Endlichkeit ihres Daseins erinnert wurden – und an die Gleichheit aller im Angesicht des Todes.
Am ersten Wandertag wollten wir es gemütlich angehen lassen und entschieden uns für den Rablander Waalweg. Der Plan: ein entspannter Einstieg, flach, entlang eines historischen Wasserkanals. Die Realität: Wir verpassten den Einstieg, verirrten uns ein wenig und fanden uns plötzlich auf einem steileren Pfad mit ungeplanter Extra-Strecke wieder. Nicht ganz wie gedacht, aber trotzdem schön. Die Natur war herrlich, die Ausblicke auf die Apfelplantagen und Berge spektakulär, und irgendwann fanden wir dann auch den eigentlichen Waalweg, der seinem Ruf als angenehme Wanderstrecke alle Ehre machte.
Der kleine Waalweg war angenehm zu laufen, da er größtenteils im Schatten verlief und das Wasser beruhigend neben uns dahinplätscherte. Die frische Luft und das leise Rauschen des Kanals machten die Anstrengung des Aufstiegs schnell vergessen. Leider war der Weg nicht besonders lang – und so war unsere erste Wanderung auch schon bald wieder zu Ende. Ein schöner, wenn auch kurzer Einstieg in unser Wanderwochenende.
Am nächsten Tag nahmen wir uns eine größere Wanderung vor. Unser Ziel war eine gemütliche Waalwanderung mit möglichst wenig Steigung – genau das versprach die Morter Waalrunde. Laut unserem etwas betagten Wanderführer sollte die Runde etwa 8 Kilometer lang und weitgehend eben verlaufen. Doch unterwegs merkten wir schnell, dass die Angaben nicht mehr ganz mit der Realität übereinstimmten: Wegeführungen hatten sich geändert, Strecken verlängert und auch das Höhenprofil war anspruchsvoller als erwartet.
Wenn wir das nächste Mal zum Wandern fahren, werden wir uns vorher einen aktuellen Wanderführer besorgen – soviel steht fest. Aus veralteten Informationen haben wir gelernt, dass Streckenführung, Beschilderung oder Wegbeschaffenheit sich schnell ändern können.
Für unseren nächsten Aufenthalt in Südtirol haben wir auch schon einen neuen Plan:
Vielleicht wandern wir dann den Marlinger Waalweg.
Er gilt als der längste seiner Art in Südtirol und führt über rund 12 Kilometer mit wunderbarem Ausblick über das Etschtal – eine schöne Kombination aus Naturerlebnis und entspannter Bewegung.
Unser Wochenende in Plaus war genau die richtige Mischung aus Bewegung, Genuss und Entschleunigung. Zwischen Apfelplantagen, Bergpanorama und dem beruhigenden Plätschern der Waalwege konnten wir den Alltag schnell hinter uns lassen. Auch kleine Pannen wie ein verpasster Einstieg oder veraltete Wanderkarten taten dem Erlebnis keinen Abbruch – im Gegenteil: Sie sorgten für unerwartete Abzweigungen und neue Perspektiven.
Südtirol hat uns einmal mehr bewiesen, dass es nicht immer die große Fernreise braucht, um Erholung zu finden. Freundliche Gastgeber, ehrliche Küche und eine Natur, die zu jeder Jahreszeit beeindruckt, machen Lust auf mehr. Der Marlinger Waalweg steht für den nächsten Besuch schon fest auf unserer Liste – und diesmal starten wir garantiert am richtigen Punkt.
Italien – Südtirol – Juni 2023 Weiterlesen »
Nachdem wir unsere Spanien-Rundreise im letzten Jahr gleich zweimal abbrechen mussten, sollte es diesmal endlich klappen. Für 2023 war der dritte Anlauf geplant – mit viel Hoffnung, aber leider auch erneut mit Hindernissen.
Eigentlich war die Abfahrt für den 23. Februar vorgesehen. Doch auch dieser Reisebeginn stand unter keinem guten Stern. Statt auf spanischen Straßen unterwegs zu sein, lagen wir am 26. Februar immer noch zu Hause – niedergestreckt von einer heftigen Grippe. Das Wohnmobil stand seit Tagen startklar in der Einfahrt, die Koffer waren gepackt, aber wir mussten geduldig warten.
Und als wäre das nicht genug, kündigte der Wetterbericht auch noch Schneefall an – und zwar in der Schweiz, in Frankreich und den Pyrenäen. Also verschoben wir die Abfahrt erneut. Die Hoffnung: Anfang der Woche sollten die Temperaturen wieder steigen.
Am Montag, dem 27. Februar 2023, war es dann endlich so weit: Der dritte Versuch startete.
27. Februar
Mit etwas Verzögerung, aber immerhin wie geplant, ging es am Montag endlich los. Die Fahrt durch die Schweiz auf der Autobahn war – wie so oft – eher eintönig. Umso größer war die Erleichterung, als wir am Abend unseren ersten Übernachtungsplatz in Frankreich erreichten.
Wir haben schon öfter am Lac de Nantua übernachtet – ein vertrauter und zugleich wunderschön gelegener Platz, der nicht weit hinter der französischen Grenze liegt. Der offizielle Stellplatz liegt direkt am See und ist angenehm ruhig, auch wenn die Bahngleise in unmittelbarer Nähe verlaufen.
Einziger Wermutstropfen: Die Zufahrt ist ausschließlich über die Autobahn möglich, was für ein paar Kilometer Mautgebühren von 15 Euro bedeutet. Für künftige Reisen nach Spanien oder Frankreich haben wir uns deshalb vorgenommen, direkt bis nach Le Puy-en-Velay weiterzufahren und dort zu übernachten.
28. Februar
Die Nacht am Lac de Nantua war eisig kalt – ohne Heizung ging nichts. Am Morgen setzten wir unsere Reise über Landstraßen fort, vorbei an Valence und weiter in Richtung Montélimar.
Dort legten wir eine Mittagspause im „Nam Hai“, einem China-Restaurant, ein. Leider kein kulinarischer Volltreffer: Die Auswahl war eher dürftig, der Geschmack wenig überzeugend, und der Preis lag über dem, was wir sonst von vergleichbaren Lokalen gewohnt sind. Eine Empfehlung können wir dafür nicht aussprechen.
Nach dem Essen ging es weiter nach Montpellier. Dort sorgte eine Umleitung für Verwirrung – unser Navi lotste uns direkt auf einen völlig zugeparkten Parkplatz. Kein idealer Tagesabschluss, aber immerhin waren wir weiter südlich und der Frühling rückte näher.
Mit viel Geduld, Rangieren und einigen engen Manövern konnten wir dem zugeparkten Chaos in Montpellier entkommen und unsere Fahrt endlich fortsetzen. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir das Meer bei Bouzigues.
Am Straßenrand stapelten sich Körbe, randvoll mit Austernschalen – ein ungewöhnlicher Anblick. Ein kurzer Blick bei Google verriet uns: Bouzigues und die angrenzende Bucht sind bekannt für ihre Austernzucht. Die schleimigen Delikatessen sollen hier besonders hochwertig sein und sogar einen leichten Haselnussgeschmack haben. Ob das stimmt? Keine Ahnung – Austern gehören definitiv nicht zu unserer kulinarischen Komfortzone, also blieb es bei der Theorie.
Für die Nacht fanden wir einen ruhigen Stellplatz mit direktem Blick aufs Meer. Einige andere Wohnmobile hatten sich hier bereits eingefunden – ein entspannter Ausklang für einen Tag voller Kurven, Umleitungen und unerwarteter Entdeckungen.
1. März
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Reise in Richtung Perpignan fort. Von dort war es nur noch ein Katzensprung bis zur spanischen Grenze – das lang ersehnte Etappenziel rückte endlich näher.
Kaum hatten wir die Grenze überquert, steuerten wir die nächste Tankstelle an. Und siehe da: Der Liter Diesel war hier ganze 15 Cent günstiger als in Frankreich – und dort wiederum schon deutlich preiswerter als in Deutschland. Ein kleiner, aber willkommener Reisebonus zum Start in Spanien.
Unser erstes Ziel in Spanien war das charmante Städtchen Besalú. Nach einem kleinen Spaziergang durch die historische Altstadt, mit ihren engen Gassen und mittelalterlichem Flair, zog es uns zur bekannten römischen Brücke – einem echten Postkartenmotiv.
Direkt daneben entdeckten wir das Restaurant Ca La Nídia. Für nur 12 Euro pro Person gab es dort ein leckeres Drei-Gänge-Menü, inklusive Wasser – ein echtes Schnäppchen und ein köstlicher Einstieg in den spanischen Teil unserer Reise.
Also setzten wir unsere Fahrt fort, diesmal auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz. Auch wenn der Besuch des Klosters an diesem Tag nicht klappte, wurden wir dennoch belohnt: Das Gebirgsmassiv von Montserrat präsentierte sich im Licht des Abendrots von seiner eindrucksvollsten Seite – ein unvergesslicher Anblick.
2. März
Nach einer sehr kühlen Nacht starteten wir den neuen Tag bei gerade einmal 2 Grad. Das war uns dann doch zu frisch – also beschlossen wir spontan, möglichst schnell weiter Richtung Süden zu fahren.
Als neues Ziel gaben wir Deltebre ins Navi ein. Schon lange wollten wir das Ebro-Delta erkunden, und jetzt war es endlich so weit. Die Vorfreude auf die besondere Landschaft mit ihren weiten Ebenen, Reisfeldern und Wasservögeln wuchs mit jedem Kilometer.
Der Reiseführer hatte uns Flamingos und eine große Vielfalt an Vogelarten versprochen – doch offenbar hatten die Tiere das Buch nicht gelesen. Denn trotz ausgiebiger Fahrt über die gesamte Halbinsel bis hinunter zur Spitze nach Riumar bekamen wir keinen einzigen Vogel zu Gesicht.
Statt unberührter Natur begegneten uns vor allem endlose Ferienhaussiedlungen und landwirtschaftlich genutzte Flächen. Ein wenig enttäuscht suchten wir uns in Deltebre ein Restaurant zum Mittagessen – und wurden dort positiv überrascht: In einem modernen Bistro gab es einen feinen Salat mit gebratenen Birnen, als Hauptgericht frittierte Fische, und zum Nachtisch gönnten wir uns Erdbeeren auf Sahne.
Gut gestärkt setzten wir unsere Reise Richtung Süden fort – dem wärmeren Wetter entgegen. Für die Nacht fanden wir schließlich einen ruhigen Stellplatz in der Nähe von Nules.
3. März
Am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt fort – das Ziel: Elx. Um dem Stadtverkehr von Valencia zu entgehen, planten wir einen weiten Bogen um die Stadt herum. Die Route führte uns durch ländlichere Gegenden, was nicht nur entspannter zu fahren war, sondern auch landschaftlich reizvoll.
Auf dem Weg nach Elx legten wir einen Zwischenstopp bei El Pou Clar ein – einem versteckten Naturjuwel in der Nähe von Ontinyent. Die schillernden, türkisblauen Teiche und kleinen Wasserfälle erinnerten uns ein wenig an die Plitvicer Seen – wenn auch in deutlich kleinerem Maßstab.
Ein kurzer Spaziergang entlang der Felsen und Wasserbecken tat gut und war genau das Richtige, um sich zwischendurch die Beine zu vertreten und ein bisschen Natur zu genießen.
Zum Mittagessen machten wir Halt in Pinoso und kehrten dort im Restaurant La Torre ein – ein charmantes Lokal mit regem Betrieb, was meist ein gutes Zeichen ist. Als Vorspeise entschieden wir uns für Gazpacho Andaluz – erfrischend, würzig und genau das Richtige für einen warmen Tag.
Der Hauptgang war zwar optisch nicht ganz gelungen – ein kleiner Ausrutscher auf dem Teller –, geschmacklich konnte er aber trotzdem überzeugen. Insgesamt ein angenehmer Zwischenstopp mit solider Küche und lebendiger Atmosphäre.
Unsere Fahrt ging weiter – diesmal mit einem besonderen Ziel vor Augen: blühende Mandelbäume. Laut Reiseführer und Onlinequellen soll es rund um Murcia riesige Mandelplantagen geben, die zur Blütezeit ein beeindruckendes Bild bieten.
Voller Vorfreude hielten wir unterwegs immer wieder Ausschau – doch die Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten: Offenbar waren wir zu spät dran. Statt weiß-rosa Blütenmeer fanden wir nur noch vereinzelte Blüten an kahlen Ästen. Die Mandelblüte hatte ihren Höhepunkt bereits überschritten.
Trotzdem war es schön, durch die hügelige Landschaft zu fahren – auch ohne das erhoffte Blütenspektakel.
Auf dem Weg nach Bullas machte unser Navi mal wieder, was es wollte – und schickte uns über eine schmale Bergstraße in endlosen Serpentinen in die Höhe. Auch wenn wir zunächst etwas fluchten, wurden wir am Ende doch belohnt: In der abgelegenen Höhenlage entdeckten wir endlich einige blühende Mandelbäume – ein versöhnlicher Abschluss unserer Suche.
Wir übernachteten in einem kleinen, ruhigen Ort in der Region.
4. März
Am nächsten Morgen starteten wir bei frostigen 0 Grad in den Tag – frischer als erhofft, aber mit dem guten Gefühl, doch noch ein kleines Naturhighlight erwischt zu haben. Unser nächstes Ziel waren die Cuevas del Almanzora, die berühmten Höhlenwohnungen in der gleichnamigen Stadt. Nach einer kleinen Irrfahrt durch den Ort – das Navi hatte wohl wieder seine ganz eigene Vorstellung vom kürzesten Weg – fanden wir schließlich den richtigen Pfad und steuerten die Höhlenanlagen etwas außerhalb an.
Die in den Fels gehauenen Behausungen geben einen spannenden Einblick in eine frühere Lebensweise und sind beeindruckende Zeugnisse traditioneller Baukunst. Ein kurzer, aber lohnenswerter Abstecher in die Vergangenheit.
Übers Wochenende führte uns die Reise weiter nach Tabernas, Spaniens „Wilder Westen“. Die karge, trockene Landschaft rund um den Ort diente als Kulisse für zahlreiche berühmte Western – darunter Klassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Zwei glorreiche Halunken“. Noch heute lassen sich einige der originalen Filmkulissen besichtigen – ein spannender Ort für Filmfans und Freunde nostalgischer Westernstimmung.
Leider hielt das Wetter nicht, was der Wetterbericht versprochen hatte: Statt Sonne und 20 Grad begrüßten uns graue Wolken und kühle Temperaturen. Kulinarisch war der Tag auch kein Volltreffer – es gab kein Mittagsmenü.
Auch rund um Tabernas bewies unser Navi seinen eigenen Willen: Statt der geplanten Route schickte es uns auf eine weite Schleife über enge Bergstraßen mit zahllosen Serpentinen. Die Strecke führte so hoch hinauf, dass wir unterwegs sogar Schneereste am Straßenrand entdeckten – kaum zu glauben in dieser Region!
Entlang der Straße reihten sich riesige Gewächshäuser aneinander, und wenig später lag ein totes Wildschwein am Straßenrand – ein eher drastischer Anblick. Noch überraschender wurde es kurz darauf, als drei Steinböcke direkt vor unserem Fahrzeug die Straße überquerten – ein atemberaubender Moment, leider viel zu schnell für ein Foto.
Nach rund 150 Kilometern Umweg erreichten wir schließlich Abla, wo wir die Nacht auf einem einfachen, aber ruhigen Stellplatz beim Fußballplatz verbrachten.
5. März
Am Morgen, bei der Abfahrt, sahen wir einen Wegweiser nach Tabernas mit der Angabe „nur 45 Kilometer“ bis zu den Westernstädten. Also fuhren wir diesmal direkt dorthin und besichtigten die Filmkulissen Fort Bravo und Mini-Hollywood von außen.
Weiter ging es über La Alpujarra nach Trevélez, bekannt als Schinkenhochburg – hier reiht sich Schinkenladen an Schinkenladen, und überall stehen Schweine-Statuen als stolze Maskottchen. In den Straßen herrschte reger Betrieb, ganze Busladungen von Touristen erkundeten das kleine Bergdorf.
Wir schlossen uns spontan einer Gruppe an, die eine Führung durch einen Laden machte, und wurden inoffizielle Gruppenmitglieder – inklusive eines köstlichen Probierstücks Schinken. Natürlich konnten wir nicht widerstehen und nahmen ein größeres Stück für unterwegs mit.
Anschließend fuhren wir weiter nach Granada. Der Himmel war bedeckt, und es regnete stellenweise erneut. Die Menschenmassen und das unfreundliche Wetter hielten uns von einem Besuch der Alhambra ab. So ließen wir sie links liegen und fuhren weiter zum Paraje Natural Torcal de Antequera, das mit bizarren Karstformationen und surrealer Felslandschaft beeindruckt. Leider war das Wetter so schlecht, dass wir die außergewöhnliche Umgebung kaum erkennen konnten und auf eine Wanderung verzichteten.
6. März
Nach einer weiteren Übernachtung fanden wir in Antequera ein kleines Restaurant mit freundlicher Bedienung und genossen das Mittagsmenü. Das Wetter hatte sich inzwischen verschlechtert, und auf der Weiterfahrt in den Park verhinderten dichte Wolken und Nebel jegliche Sicht auf Berge oder Felsformationen. Der Regen war so heftig, dass uns auch die Lust auf eine Wanderung verging.
7. März
So beschlossen wir, unsere Fahrt nach Ronda fortzusetzen und von dort über mehrere der weißen Dörfer in Richtung Cádiz weiterzufahren. Die Strecke führte durch eine wunderschöne, bergige Landschaft – ein echtes Highlight dieser Reise.
In Grazalema machten wir Halt zum Mittagessen. Als Vorspeise wählten wir ein „Löffelgericht“, das sich als herzhafter Linseneintopf entpuppte – genau das Richtige nach den kühlen Tagen. Zum Hauptgang gab es Hackfleischbällchen und Zunge in Soße, beides gut gewürzt und angenehm deftig. Zum Abschluss genossen wir ein Stück Käsekuchen. Das Menü überzeugte uns rundum – und das Ganze für nur 11 Euro pro Person.
8. März
Das Wetter blieb schlecht, sodass wir die Bergwelt Andalusiens hinter uns ließen und stattdessen den Windmühlen in Kastilien-La Mancha einen Besuch abstatteten. Wir legten die Strecke so, dass wir pünktlich zur Mittagszeit in Membrilla ankamen.
Hier waren wir schon im letzten Jahr zweimal essen – auf Hin- und Rückreise – im Restaurant des Hotels Los Desmontes. Dieses Mal war es unser dritter Besuch. Wie immer war viel los, und wir mussten kurz warten, bis uns ein Tisch zugewiesen wurde. Die vertraute Atmosphäre und das gute Essen machten die Wartezeit mehr als wett.
Gestärkt entdeckten wir kurz darauf die ersten vier Windmühlen auf einem Hügel.
Anschließend fuhren wir weiter nach Campo de Criptana, wo die meisten Windmühlen auf engem Raum stehen – eindrucksvoll und gut erhalten. Obwohl es sehr stürmisch war, blieb es wenigstens trocken.
Gleich neben den Windmühlen konnten wir auf dem Parkplatz übernachten. In der Dämmerung wurden die Mühlen beleuchtet, was eine ganz besondere Stimmung erzeugte – ein unerwartet romantischer Stellplatz mit Blick auf ein Stück spanischer Geschichte.
9. März
Der Tag begann mit Nieselregen und bedecktem Himmel. Unser nächstes Ziel war Consuegra, der zweite bekannte Ort mit typischen Windmühlen. Glücklicherweise hörte der Regen auf, und zwischendurch zeigten sich sogar ein paar blaue Flecken am Himmel.
Allerdings stürmte es so heftig, dass wir Mühe hatten, uns auf den Beinen zu halten. Der Wind pfiff über den Bergrücken und machte das Fotografieren und Spazierengehen zur kleinen Herausforderung.
Auf dem Rückweg ins Tal begegneten uns mehrere Reisebusse mit Touristen – da wurde uns bewusst, wie voll es hier in der Hochsaison zugehen muss.
Wir setzten unsere Fahrt in die Extremadura fort. Unser Ziel war der Parque Nacional de Cabañeros.
Bereits auf dem Weg dorthin fiel uns ein ungewöhnliches Naturschauspiel am Himmel auf: Einige Geier kreisten in großer Höhe, zogen ihre weiten Kreise und flogen teilweise parallel zur Straße. Ihre majestätischen Flügelspannweiten und die ruhigen Bewegungen wirkten beinahe meditativ.
Kurz darauf entdeckten wir eine Ansammlung von etwa 50 Geiern auf dem Boden, nicht weit von der Straße entfernt. Sie saßen dicht gedrängt im Gras, als würden sie auf etwas warten. Das war ein seltener und faszinierender Anblick, der uns sofort in den Bann zog. Vorsichtig hielten wir am Straßenrand an, um die Szene nicht zu stören.
Als wir genauer hinsahen, bemerkten wir jedoch, dass nur wenige Meter von uns entfernt, hinter einem Zaun, ein toter Geier lag. Das Tier schien bereits eine Weile dort zu liegen, und seine Federn waren teilweise zerzaust. Nicht weit davon entdeckten wir auf der Straße einen dunklen Fleck, umgeben von losem Federflusen – offensichtlich die Überreste eines kürzlich verunglückten Vogels. Die traurige Szene ließ vermuten, dass der Geier wohl von einem vorbeifahrenden Fahrzeug erfasst und danach über den Zaun geschleudert worden war.
Während wir noch darüber nachdachten, hob plötzlich eine Gruppe von Geiern ab – fast so, als ob ein geheimes Signal gegeben worden wäre. Eine nach der anderen erhoben sie sich schwerfällig in die Luft, ihre Flügel warfen riesige Schatten auf den Boden. Das laute Flattern und das majestätische Aufsteigen schufen eine beeindruckende Szenerie, die wir gebannt beobachteten.
Noch verblüffender war, dass selbst die wenigen Geier, die zunächst am Boden geblieben waren, dem Beispiel folgten und schließlich ebenfalls abflogen. Innerhalb von wenigen Minuten war der Boden leer, und die Tiere zogen hoch am Himmel ihre weiten Kreise, bis sie immer kleiner wurden und schließlich kaum noch zu erkennen waren.
Zurück blieb nur der tote Geier am Zaun – und wir, still und beeindruckt von diesem unerwarteten Naturschauspiel, das uns mitten auf der Straße an die Zerbrechlichkeit und zugleich die beeindruckende Präsenz dieser Vögel erinnerte.
Nachdem wir uns von dem eindrucksvollen Geierschauspiel losgerissen hatten, fuhren wir weiter durch den Parque Nacional de Cabañeros. Die Landschaft beeindruckte mit schroffen Felsen und unberührter Natur, doch ein Anhalten oder Wandern war leider unmöglich, denn sämtliche abgehenden Seitenstraßen waren abgesperrt.
So ließen wir den Park in Horcajo de los Montes hinter uns und setzten unsere Fahrt in Richtung Guadalupe fort. Unterwegs sahen wir noch zweimal Geier hoch am Himmel kreisen, doch beide Male waren sie zu weit entfernt, um sie richtig beobachten oder fotografieren zu können.
Die Straßen waren fast menschenleer, und die Zeit verstrich langsam. Wir hielten vergeblich nach einem offenen Restaurant Ausschau und hatten unsere Hoffnung auf ein Mittagessen schon fast aufgegeben. Doch gegen 16 Uhr entdeckten wir schließlich ein kleines Lokal, das tatsächlich noch Mittagstisch anbot – offenbar ticken die Uhren in Spanien hier etwas anders als bei uns.
Die Speisekarte war überschaubar, doch wir vertrauten auf die Empfehlung des Kellners – eine Entscheidung, die sich im Nachhinein als kleiner Fehler herausstellte.
Die Vorspeise, eine kräftige Hühnersuppe mit Nudeln, war noch sehr schmackhaft und wärmte nach dem kalten und feuchten Tag. Doch das Hauptgericht – ein Eintopf aus fettigem Fleisch, Kichererbsen, sauer eingelegtem Kraut und Blutwurst – traf nicht unseren Geschmack. Die Kombination war für uns etwas zu deftig und ungewöhnlich, sodass wir froh waren, dass der abschließende Milchreis mit Zimt wieder ein gelungener und milder Abschluss war.
In Guadalupe angekommen, erblickten wir schon von weitem das imposante Kloster, das hoch über dem Ort thront. Obwohl angeblich nur noch wenige Mönche dort leben, war der Besucherandrang enorm. Selbst außerhalb der Hauptsaison herrschte reger Betrieb: Überall liefen Gruppen von Touristen herum, und die Straßen sowie Plätze rund um das Kloster waren gut gefüllt.
Da uns der Trubel abschreckte, entschieden wir uns, nicht länger zu verweilen. Stattdessen fuhren wir noch ein Stück weiter und fanden schließlich eine ruhige Seitenstraße, auf der wir die Nacht verbrachten – ein stiller Rückzugsort nach einem bewegten Tag voller Naturerlebnisse und kulinarischer Überraschungen.
10. März
Am Morgen starteten wir bei bewölktem Himmel Richtung Trujillo. Als erstes steuerten wir die Entsorgungsstelle an – und waren überrascht, dass wir genau hier schon im letzten Jahr gestanden hatten. Damals übernachteten wir unweit der Stierkampfarena.
Frisch entsorgt und mit aufgefüllten Vorräten vom E.Leclerc ging es weiter in den Parque Nacional de Monfragüe – ein echtes Highlight, auf das wir uns besonders gefreut hatten.
Noch vor Trujillo entdeckten wir ein großes Areal mit Eichenbäumen, in dem zahlreiche schwarze Schweine grunzend herumliefen – höchstwahrscheinlich iberische Schweine, die später zu dem berühmten Schinken verarbeitet werden. Auch diese Szene kam uns bekannt vor: Tatsächlich hatten wir hier im letzten Jahr schon einen Stopp eingelegt.
Einige Schweine standen nah am Zaun, andere weiter hinten. Also holte ich mein Teleobjektiv raus, um ein paar gute Aufnahmen zu machen – diese typischen Bilder von Spaniens Dehesas sieht man ja nicht alle Tage.
Doch scheinbar erinnerten sich die Schweine an uns – oder zumindest an mögliche Futterspender – und plötzlich stürmten sie aus allen Ecken des Geheges heran. Innerhalb von Minuten drängten sich sämtliche Schweine direkt am Zaun, quiekten und schnüffelten neugierig. Ein herrlich skurriles Schauspiel, das uns zum Lachen brachte.
Wir blieben noch eine Weile bei dem quiekenden Empfangskomitee, bevor wir weiterfuhren – mit dem nächsten tierischen Highlight vor Augen: den majestätischen Geiern im Nationalpark Monfragüe.
Schon im letzten Jahr hatten wir die vielen kreisenden Geier über dem markanten Felsen bewundert, und auch diesmal wollten wir uns dieses Naturspektakel nicht entgehen lassen. Doch diesmal war mehr los: Parkplatzsuche wurde zur Geduldsprobe, und die Straße wimmelte von Besuchern – ganz anders als beim ruhigen Besuch im Vorjahr bei schlechterem Wetter.
Überall kreisten Vögel, einige direkt über der Straße, andere auf dem Felsen „Salto del Gitano“. Ein deutscher Besucher erzählte begeistert von der seltenen Blauelster, während sein Gesprächspartner lachend zugab, von Vögeln keine Ahnung zu haben und einfach nur gute Fotos machen zu wollen.
Viele Fotografen versuchten mit teurer Ausrüstung ihr Glück, doch ein deutscher Profi beschwerte sich lautstark, dass er trotz Riesentele kein vernünftiges Bild bekam – entweder waren die Vögel zu schnell oder an der falschen Stelle.
Ein netter älterer Spanier bot mir sein Tele-Fernglas an, perfekt auf ein Schwarzstorch-Paar mit Nachwuchs gerichtet. Ihm war das Geschehen scheinbar zu langweilig geworden, und er suchte lieber den Plausch mit anderen Gästen.
Die Geier faszinierten uns erneut – so mühelos wie sie mit weit ausgebreiteten Flügeln durch die Luft segeln, ist wirklich beeindruckend. Einer flog so nah vorbei, dass wir einige tolle Fotos schießen konnten.
Nach zwei Stunden meldete sich der Hunger. Im Park hielten wir an einem Restaurant, wurden freundlich bedient – auch wenn es keine Speisekarte gab. Ohne Spanischkenntnisse bestellten wir eine Sopa und einen Ensalada de Patatas. Als Hauptgericht gab es Fisch oder Rind, zum Nachtisch Pudding mit Keks. Es schmeckte gut, und mit 12 Euro pro Person war das mehr als fair. Zum Abschluss gönnten wir uns ein T-Shirt mit Geier-Motiv als Andenken.
Dann führte uns die Reise weiter in die Sierra de Francia, wo wir am Abend La Alberca erreichten. Da wir hier schon im letzten Jahr waren, steuerten wir direkt den bekannten Stellplatz an.
11. März
Am Morgen starteten wir in Richtung Galicien und fuhren weiter über die Grenze nach Portugal.
Wir bekamen einen Platz nahe der Küche und waren zunächst die einzigen Gäste. So konnten wir in Ruhe beobachten, was auf den Tellern der wenigen Gäste landete. Fast alle aßen große flache Terrinen mit Gulasch und dazu Reis, Pommes oder Kartoffeln. Das klang gut, aber dann kam die Kellnerin, die etwas Englisch sprach, und zeigte uns zwei riesige Koteletts, die gerade an einem Tisch serviert wurden.
Schnell änderten wir unsere Bestellung und wählten genau diese.
Kurz darauf kam frischer Salat, Oliven und Brot. In der offenen Küche sägte die Köchin mit einer großen Säge riesige Rinderkoteletts ab. Dann stellte die Bedienung eine Platte mit zwei gigantischen T-Bone-Steaks vor uns hin, dazu Orangenscheiben und zwei Schälchen Soßen – eine mit Knoblauch-Petersilien-Öl, die andere eine pikante Salsa aus eingelegtem Gemüse.
Die Portion wirkte fast einschüchternd – und dann kamen noch zwei weitere Platten mit einem Berg Reis und einem Haufen Pommes. Die Menge war kaum zu bewältigen, doch natürlich ließen wir uns die Schokomousse zum Schluss nicht entgehen.
Wir rechneten mit mindestens 60 Euro – doch die Rechnung belief sich auf erstaunliche 36 Euro, wobei die Nachspeise mit 5 Euro fast das Teuerste war.
Sollten wir nochmal in der Gegend sein, ist klar: Da kehren wir garantiert wieder ein!
Restaurant O Pombal, R. João Gonçalves Nº18, 5300-846 Bragança, Salsas, Portugal
Gestärkt fuhren wir weiter nach Bragança und dann zurück nach Spanien nach Puebla de Sanabria, einem der schönsten Dörfer Spaniens.
Der Regen war zurückgekehrt, und dichte Wolken hingen tief über dem Tal. Immerhin fanden wir einen schönen Stellplatz direkt am Fluss. Auf einer kleinen Insel im Wasser stand ein einzelner riesiger Baum mit einem Storchenpaar darin – ein malerischer Anblick trotz des trüben Wetters.
Der Ort liegt hoch oben auf einem Berg, doch der Regen und die Wolken hielten uns vom Aufstieg ab. So ließen wir den Tag ruhig mit einem Hörbuch im Wohnmobil ausklingen.
12. März
Der Sonntag startete typisch spanisch: Keine geöffneten Bäckereien oder Supermärkte weit und breit. Also fuhren wir ohne Frühstück los und begnügten uns mit einem Sandwich aus dem Kühlschrank.
In Astorga fielen uns viele Cafés mit Schildern „Fábrica de Mantecadas de Astorga“ auf. Wir recherchierten kurz und fanden heraus, dass es sich um eine lokale Gebäckspezialität handelt. Also parkten wir und kauften einige davon.
Geschmacklich konnten sie uns nicht völlig überzeugen – der große Hype um die Mantecadas blieb für uns ein kleines Rätsel.
Aufschrift „Fábrica de Mantecadas de Astorga“ auf. Unsere Neugier war geweckt, also googelten wir kurz und erfuhren, dass es sich dabei um eine lokale Gebäckspezialität handelt. Wir suchten uns einen Parkplatz und kauften einige dieser traditionellen Küchlein. Es gab verschiedene Varianten, doch unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen – der große Hype um die Mantecadas blieb für uns ein kleines Rätsel.
Auf der Weiterfahrt Richtung Ponferrada wurden wir plötzlich von der Polizei angehalten. Nach kurzer, freundlicher Kontrolle des Führerscheins durften wir weiterfahren.
In Ponferrada entschieden wir uns für ein chinesisches Restaurant – leider eine Fehlentscheidung. Das schlechteste Essen unserer ganzen Reise. Immerhin fanden wir einen Stellplatz in der Nähe, wo wir nach dem enttäuschenden Mittagessen ein kurzes Nickerchen hielten.
Danach fuhren wir nur noch ein kleines Stück weiter zu den Minen von Las Médulas. Nach abenteuerlicher Irrfahrt durch enge Straßen fanden wir doch noch unser Ziel – und einen perfekten Stellplatz direkt am Friedhof.
gesamten Reise. Immerhin gab es in der Nähe einen Stellplatz, auf dem wir nach dem enttäuschenden Mittagessen ein kurzes Schläfchen einlegen konnten.
Anschließend ging es nur noch ein kleines Stück weiter zu den Minen von Las Médulas. Nach einer abenteuerlichen Irrfahrt durch enge Straßen und verwinkelte Wege erreichten wir schließlich doch noch unser Ziel – und fanden sogar einen perfekten Stellplatz direkt am Friedhof.
Nach einer Pause machten wir eine kurze Wanderung in den Ort und weiter zu den nahegelegenen Seen. Von dort bot sich ein grandioser Blick auf die roten Felsformationen.
Auf dem Rückweg kauften wir ein Fläschchen Feigenlikör, das wir am Abend direkt verkosteten.
13. März
Der Tag begann mit einem atemberaubenden Morgenrot – doch wie das Sprichwort sagt: „Morgenrot, Schlechtwetter droht.“
Kaum waren wir losgefahren, wurde der Himmel dunkler, und es regnete immer wieder. Unterwegs sahen wir mehrere Regenbögen.
Zur Mittagszeit machten wir Halt an einer kleinen Kneipe am Straßenrand. Eine Speisekarte gab es wieder einmal nicht, also einigten wir uns mit der freundlichen Bedienung auf ein Menü.
Zur Vorspeise gab es Nudelsalat mit Thunfisch, als Hauptgericht Kabeljau mit Kartoffeln und zum Nachtisch eine Tarta de Santiago – inzwischen hatten wir auch das Wort „Postre“ kapiert!
Unsere neuen spanischen Vokabeln des Tages: Bacalao = Kabeljau, Postre = Nachtisch.
Auf der Weiterfahrt erwischte uns ein kräftiger Hagelschauer. Am Abend erreichten wir die Küste bei Boiro und fanden mitten im Ort einen ruhigen Stellplatz direkt am Wasser. Kaum hatten wir uns eingerichtet, setzte erneut heftiger Regen ein.
14. März
Am Morgen war das Wetter wieder strahlend schön. Frisch gestärkt mit knusprigem Baguette, das wir unterwegs besorgt hatten, genossen wir ein Frühstück mit Aussicht an den großen Dünen.
Weiter ging es zum Leuchtturm von Cabo Corrubedo. Die gewaltige Brandung und das tosende Meer waren beeindruckend – ein echtes Naturschauspiel. Die Gischt türmte sich zu weißen Schaumbergen auf, während die Wellen gegen die schroffe Felsküste peitschten. Ein grandioser Moment, den wir ganz für uns allein hatten. Nur der Müll am Strand trübte das Bild ein wenig.
Wir fuhren weiter an der Küste entlang und bemerkten ungewöhnliche Anpflanzungen am Straßenrand. Google verriet uns, dass es sich dabei um Stockkohl handelt – auch bekannt als Couve Galega oder Galizischer Kohl. Immer wieder sahen wir ältere Frauen und Männer, die mit Schubkarren die geernteten Blätter transportierten. Diese Pflanze ist besonders praktisch: Sie wächst bis zu zwei Meter hoch, und man kann nach Bedarf einzelne Blätter ernten. So hat man über lange Zeit hinweg stets frisches Gemüse aus dem eigenen Garten zur Verfügung.
Über Noia und Muros ging es weiter in Richtung Fisterra. Unterwegs kehrten wir in einem kleinen Restaurant ein und bekamen zum ersten Mal Tortilla de Patatas als Vorspeise serviert. Als Hauptgericht gab es Geschnetzeltes mit Pommes – nichts Besonderes, aber es machte satt und gab uns neue Energie für die Weiterfahrt.
In Fisterra erreichten wir das offizielle Ende des Jakobswegs, markiert durch den berühmten Kilometerstein „0 Km“. Viele Pilger waren unterwegs, manche warfen ihre alten Wanderschuhe symbolisch ins Meer. Nach einem Spaziergang zum Leuchtturm und einem kurzen Innehalten setzten wir die Reise bald fort.
Auf der Suche nach einem ruhigen Übernachtungsplatz erreichten wir das Kap Touriñán, den westlichsten Punkt des spanischen Festlands. Die spektakuläre Aussicht auf den Atlantik und der magische Sonnenuntergang machten den Tag perfekt.
Als die Dunkelheit hereinbrach, begann der Leuchtturm zu blinken, und wir schliefen mit dem gleichmäßigen Blinklicht und dem Meeresrauschen ein – eine ganz besondere Nacht.
15. März
Am Morgen setzten wir unsere Reise entlang der galicischen Küste fort. Zuerst erreichten wir Muxía, wo Natur und Spiritualität auf beeindruckende Weise miteinander verschmelzen. Danach fuhren wir weiter nach Laxe, einem kleinen Küstenort mit einem schönen Strand und einer entspannten Atmosphäre. Von dort führte uns die Route schließlich nach Ferrol, einer Hafenstadt mit maritimem Flair und einer spannenden Geschichte.
Typisch für Galicien und Nordspanien sind die sogenannten Hórreos – traditionelle Speicherbauten zur Lagerung von Feldfrüchten wie Mais. Sie stehen erhöht auf steinernen Pfeilern, die mit flachen Platten, den sogenannten „Tornarratos“, abschließen, um Nagetiere fernzuhalten. Die Wände bestehen meist aus Holz oder Stein und sind mit schmalen Luftschlitzen versehen, damit die Vorräte gut belüftet und vor Feuchtigkeit geschützt bleiben. Charakteristisch sind außerdem die ziegelgedeckten Satteldächer, die oft mit Kreuzen oder Obelisken verziert sind – Symbole mit religiösem oder regionalem Bezug.
Zur Mittagszeit fiel uns eine große Gruppe Handwerker auf, die alle in dieselbe Richtung unterwegs waren – ein sicheres Zeichen für ein gutes und preiswertes Lokal. Also suchten wir zunächst einen Parkplatz und folgten den Arbeitern zum Restaurant.
Als wir das Lokal fanden, waren wir zunächst überrascht: Im Eingangsbereich standen Schränke mit Dry-Aged-Fleisch, und schwarzgekleidete Kellner huschten geschäftig zwischen den Tischen umher. Noch bevor wir überlegen konnten, ob wir uns nicht doch ein einfacheres Restaurant suchen sollten, wurde uns freundlich ein Tisch mit schwarzer Tischdecke und Stoffservietten zugewiesen. Für jeden gab es ein frisch gebackenes Brötchen – doch eine Speisekarte fehlte. Wir schauten kurzerhand beim Nachbartisch in die Karte, doch unsere Sorge war unbegründet: Die Preise entsprachen dem Niveau eines typischen Mittagsmenüs. Die Tagesempfehlung war Schweinshaxe mit Beilagen, die wir bei vielen Gästen bereits auf den Tischen sahen.
Zur Vorspeise bestellten wir ein Omelette und galizischen Blumenkohl. Das Omelette war gelungen, doch der Blumenkohl überzeugte uns weniger – den muss man nicht unbedingt probieren.
Eigentlich waren wir nach den Vorspeisen schon satt, doch dann kam der Hauptgang: Eine riesige Schweinshaxe und mehrere Fleischpflanzerl – so großzügige Portionen, dass selbst ein ausgehungerter Sumo-Ringer Mühe gehabt hätte. Die Qualität war erstklassig – zartes Fleisch, perfekt gewürzt. Im Nachhinein wurde uns klar, warum auf der Karte halbe Portionen angeboten wurden.
Mehr als gestärkt setzten wir unsere Fahrt fort zum Cabo Prior, wo uns erneut die tosende Brandung und die imposanten Wellen in ihren Bann zogen. Die raue Küstenlandschaft beeindruckte uns sehr, doch da der Wetterbericht für den nächsten Tag erneut Regen und Sturm vorhersagte, beschlossen wir, weiterzufahren.
Über viele verschlungene Straßen erreichten wir schließlich die höchsten Klippen Europas bei Vixia de Herbeira. Dort fanden wir einen Parkplatz nahe einer Windkraftanlage und entschieden, die Nacht dort zu verbringen. Im Nachhinein war das keine gute Idee – der Sturm peitschte unaufhörlich über das Plateau und ließ unser Wohnmobil die ganze Nacht erzittern. An erholsamen Schlaf war kaum zu denken.
16. März
Zum Geburtstag begann der Morgen versöhnlich mit einem herrlichen Morgenrot. Die ersten Sonnenstrahlen tauchten den Himmel in leuchtende Farben und ließen uns die regnerischen Tage fast vergessen – ein schöner Start in einen besonderen Tag.
Wir passierten zahlreiche kleine Dörfer und folgten bei Ribadeo dem Wegweiser zum Leuchtturm. Der Faro de Isla Pancha steht malerisch auf einer kleinen Insel, die über eine schmale Brücke mit dem Festland verbunden ist. Die Aussicht auf das Meer und die raue Küste war beeindruckend – ein lohnenswerter Abstecher.
Menü del día – 12 € (inkl. MwSt.)
Erster Gang (Primeros):
Paella
Krabbensalat (Ensalada de cangrejo)
Rührei mit Champignons und Schinken (Revuelto de champiñones y jamón)
Kohl mit Schinken (Repollo con jamón)
Zweiter Gang (Segundos):
(Wahlweise mit Pommes frites oder Salat)
Seehecht nach römischer Art (Merluza a la romana)
Ofenhähnchen (Pollo al horno)
Hausgemachte Fleischbällchen (Albóndigas caseras)
Gekochter Schweinenacken (Lacón cocido)
Dessert (Postre):
Vanillepudding mit Keks (Natillas con galletas)
Flan mit Ei (Flan de huevo)
Milchreis (Arroz con leche)
Joghurt / Saisonfrüchte / Quark (Requesón) / Eis
Weiter ging es über Felder, Berge und kleine Dörfer zum Hafen in El Puntal, wo wir einen ruhigen Stellplatz für die Nacht fanden. Der nächste Morgen begann erneut mit Regen, und die tiefhängenden Wolken ließen wenig Hoffnung auf Besserung. Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum Nationalpark Picos de Europa, in der Hoffnung, dort besseres Wetter und die beeindruckende Bergwelt genießen zu können.
17. März
In Cangas de Onís besichtigten wir die alte Römerbrücke und starteten anschließend eine Rundfahrt rund um den Pico Europa in Richtung Panes. Doch nach etwa 30 Kilometern war plötzlich Schluss: Ohne Vorwarnung war die Straße in Las Arenas gesperrt. So blieb uns nichts anderes übrig, als den ganzen Weg zurück nach Cangas de Onís zu fahren.
Zur Mittagszeit kamen wir zurück und nutzten die Gelegenheit für einen kleinen Stadtbummel. Wir kauften Likör, Schuhe, Süßigkeiten und einige Mitbringsel. Anschließend kehrten wir an einem belebten Platz zum Mittagessen ein.
Gestärkt setzten wir unsere Fahrt fort – diesmal in die andere Richtung rund um den Nationalpark.
Doch wieder machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Es regnete ununterbrochen, zeitweise wie aus Eimern. Die Schönheit der Landschaft konnten wir nur erahnen, denn tiefhängende Wolken nahmen uns die Sicht auf die Berge. Die Straße schlängelte sich in engen Serpentinen den Hang hinauf, teilweise unter überhängenden Felsen, die mit Drahtgittern gegen Steinschlag gesichert waren. Am Straßenrand lag stellenweise noch Schnee. Trotz des starken Regens fuhren wir weiter bis zum Stausee bei Riaño. Dort standen am Straßenrand ein paar traurige, durchnässte Pferde – ein melancholischer Anblick.
Wir tankten und fuhren nur ein kurzes Stück weiter, bis wir in einem kleinen Ort mit einer alten römischen Brücke einen Platz zum Übernachten fanden. Kaum angekommen, setzte starker Regen ein, der später sogar in Hagel überging. Es war einer dieser Abende, an denen man sich einfach nur ins Trockene zurückziehen möchte.
18. März
Der Morgen war erneut kalt und wolkenverhangen – nichts, was auf Besserung hoffen ließ.
Unsere Weiterfahrt führte uns in stetigen Serpentinen immer höher hinauf, und der Regen ging allmählich in Schnee über. Je weiter wir fuhren, desto häufiger und größer wurden die Schneefelder am Straßenrand.
Schließlich erreichten wir den höchsten Punkt der Strecke. Von dort aus schlängelte sich die Straße in weiten Kurven talwärts, vorbei an schneebedeckten Gipfeln hinein in ein leuchtend grünes Tal – ein starker Kontrast zu den umliegenden Bergen.
Ein Stück weiter entdeckten wir am Straßenrand das Besucherzentrum „Sotama“ und legten spontan einen Stopp ein. Von außen beeindruckte das moderne Gebäude mit klarer Architektur und weckte Erwartungen an eine interessante Ausstellung. Doch im Inneren wurden wir enttäuscht: Unscharfe Fotos, kaum interaktive Elemente und wenige Exponate ließen den Ort lieblos wirken. Es schien, als sei das Geld in die Hülle geflossen, für den Inhalt blieb nichts übrig.
Immerhin gab es einen informativen Flyer, aus dem wir erfuhren, dass im Nationalpark rund 330 Braunbären leben sollen – eine überraschend hohe Zahl, die uns noch einen spannenden Gedanken mit auf den Weg gab.
Unsere Reise führte uns weiter nach Santillana del Mar, wo wir mitten in der Stadt überraschend einen kostenlosen Parkplatz fanden. Kaum ausgestiegen und startbereit für einen Rundgang, begann es – wie so oft auf dieser Reise – erneut zu regnen. Mit Regenjacken und Schirm machten wir uns auf den Weg in die Altstadt. Doch schon nach wenigen Schritten wurde der Regen stärker, und das Kopfsteinpflaster verwandelte sich in eine glitschige Pfützenlandschaft.
Kurzentschlossen suchten wir Zuflucht in einem Restaurant und entschieden uns für das Mittagessen. Zur Vorspeise gab es Salat und eine kräftige Fischsuppe, gefolgt von einem Lammeintopf und Hühnchen als Hauptgerichte. Den Abschluss bildete ein feiner Schokokuchen.
Da Santillana ein beliebter und gut besuchter Ort ist, zahlten wir für das Mittagsmenü 17 Euro pro Person – etwas mehr als sonst, aber angesichts der Lage durchaus gerechtfertigt.
Nach dem Essen wollten wir die berühmten Höhlenmalereien von Altamira besuchen. Wir hatten bereits einiges darüber gelesen und wussten, dass die Originalhöhle aus Schutzgründen geschlossen ist und stattdessen eine exakte Nachbildung im Museum zu sehen ist.
Die Fahrt dorthin war kurz, und auf dem weitläufigen Gelände fanden wir problemlos einen Parkplatz. Die Museumsgebäude wirkten modern und großzügig. Zur Freude aller war der Eintritt am Wochenende sogar kostenlos.
Beim Einlass erhielten wir ein Ticket mit einer Uhrzeit, was uns zunächst überraschte. Im Museum wurde uns klar, dass der Zugang zur Nachbildung der Höhle zeitlich gestaffelt ist. So warteten wir vor einem Tor, bis unsere Einlasszeit kam.
Die Wartezeit nutzten wir, um die wenigen Ausstellungsstücke und Bilder in den Gängen zu betrachten. Als unsere Zeit gekommen war, wurden wir in einen Raum geführt, wo ein Film gezeigt wurde. Leider war die Qualität enttäuschend – sowohl inhaltlich als auch technisch sehr einfach gehalten.
Anschließend besichtigten wir zwei Räume, die die Höhle von Altamira nachstellen sollten. Doch auch hier wirkte die Inszenierung künstlich und eigenartig. Die Atmosphäre war eher steril als beeindruckend, sodass wir nach einem kurzen Rundgang das Museum verließen.
Insgesamt verbrachten wir etwa 30 Minuten dort, bevor wir unsere Fahrt in Richtung Reinosa fortsetzten. Dort angekommen suchten wir – erneut bei starkem Regen – einen Übernachtungsplatz. Trotz der widrigen Wetterverhältnisse verbrachten wir eine ruhige Nacht.
19. März
Am Morgen setzten wir unsere Fahrt in Richtung Vitoria-Gasteiz fort. Unterwegs legten wir einen Stopp zum Mittagessen ein – mit 20 Euro pro Person zwar etwas teurer, dafür aber wirklich gut.
Die Weiterfahrt verlief ruhig, wenn auch wenig spektakulär. In Vitoria angekommen, regnete es erneut. Trotz Sonntag war der Verkehr erstaunlich dicht, und einen Parkplatz zu finden, war nahezu unmöglich. Bei diesem Wetter hatten wir wenig Lust auf einen Stadtspaziergang und entschieden uns daher, direkt weiter in Richtung Bardenas Reales zu fahren.
Als Ziel gaben wir Arguedas ins Navi ein und waren überrascht, dass es dort mehrere große Stellplätze gibt. Noch am Abend machten wir einen kurzen Spaziergang und besichtigten einige der Höhlenwohnungen. Die eigentliche Rundfahrt durch den Park starteten wir jedoch erst am nächsten Morgen.
20. März
Die Straße begann asphaltiert, ging jedoch bald in Schotterpisten über. Kurz nach Start unserer Rundfahrt entdeckten wir ein Informationszentrum mit großem Parkplatz und legten dort einen Stopp ein.
Das moderne Gebäude weckte unsere Neugier, doch die Enttäuschung folgte schnell: Nach einem kleinen Eingangsraum war die nächste Tür verschlossen. Nach etwas Warten wurden wir zwar in einen weiteren Vorraum gelassen, doch auch von dort aus ging es nicht weiter.
Bis auf einen riesigen, ausgestopften Geier an der Decke gab es nichts zu sehen, also setzten wir unsere Fahrt fort.
Schon bald fühlte man sich wie in Arizona: Die Landschaft wurde karger, roter Sand und bizarre Felsformationen dominierten das Bild. Der Schotterweg schlängelte sich durch eine unwirkliche Szenerie, die eher an einen Wildwest-Film erinnerte als an Nordspanien. Wir folgten dem langen Rundweg, der uns an beeindruckenden Felsformationen vorbeiführte – jede einzigartig in Form und Farbe, vom Wind über Jahrtausende geformt.
Nach einer Weile kamen wir wieder am Infozentrum vorbei und verließen den Park. Die eindrucksvolle, fast surreale Landschaft hatte einen bleibenden Eindruck hinterlassen – eine Kulisse wie aus einem Roadmovie. Während wir langsam zurück zur Hauptstraße fuhren, reifte in uns der Entschluss: Es wird Zeit, bald wieder in die USA zu fliegen. Der Gedanke an endlose Highways, echte Canyons und weite Nationalparks packte uns erneut fest.
Es ging weiter mit dem Ziel Riglos, in der Hoffnung, dort noch einmal viele Geier zu sehen. Auch hier waren wir schon im letzten Jahr – damals hatten wir unsere ersten spanischen Geier entdeckt. Als wir diesmal ankamen, ragte der beeindruckende Felsen wie gewohnt majestätisch in den Himmel, und tatsächlich kreisten zahlreiche Vögel darüber.
Leider waren sie jedoch so weit entfernt, dass man sie nur als kleine schwarze Punkte am Himmel erkennen konnte. Ein wenig enttäuschend – doch die Landschaft rund um Riglos bleibt dennoch faszinierend.
Der Fluss auf dem Foto ist der Río Gállego. Er fließt durch die Region Aragón im Nordosten Spaniens und verläuft nahe dem Ort Riglos, wo auch die markanten Felsformationen Mallos de Riglos zu sehen sind.
So beschlossen wir, unsere Heimreise anzutreten – zunächst mit einem Abstecher über San Sebastián, wo wir das Aquarium besuchen wollten. Danach sollte es weiter an der Küste entlang über Biarritz in Richtung Bordeaux gehen.
In San Sebastián war der Verkehr sehr dicht. Zahlreiche Zweiräder waren unterwegs, und es gab große, extra ausgewiesene Parkflächen nur für Mopeds und Motorräder. Dank Navi fanden wir den Weg entlang der Küste zum Aquarium. Nachdem wir bereits die ganze Stadt durchquert hatten und nur noch ein Kilometer vom Ziel entfernt waren, war die Straße plötzlich wegen Bauarbeiten gesperrt. Auch Parkmöglichkeiten gab es an dieser Stelle keine. So gaben wir den Plan auf und fuhren weiter.
Der Trubel an der Küste war überwältigend – auch in Biarritz wurde es nicht besser. Anlässlich von Frühlingsfesten waren viele Straßen gesperrt. Ein Zugang zum Strand war nicht möglich, da wir immer wieder umgeleitet wurden. So setzten wir unsere Fahrt entlang der Küste fort. Vom Meer war jedoch kaum etwas zu sehen, da die Straße weit im Hinterland verlief. Wir fuhren von einer Villensiedlung zur nächsten und durchquerten unzählige Kreisverkehre.
Nach mehreren Stunden eher ereignisarmer Fahrt entschieden wir uns, die Route zu ändern und gaben Toulouse als neues Ziel ins Navi ein.
Unsere Fahrt führte nun entlang der schneebedeckten Pyrenäen. Kurz überlegten wir, doch noch einen Abstecher in die Berge Spaniens zu machen, entschieden uns aber dagegen. Die Reise sollte allmählich ausklingen.
Für die Nacht stellten wir uns auf einen leeren Parkplatz in einem kleinen Ort. Doch schon bald füllte sich der Platz zusehends – ein Wegfahren wäre bald unmöglich gewesen. Offenbar fand im nahegelegenen Gemeindehaus eine Veranstaltung statt, vermutlich ein Bingo-Abend oder Ähnliches.
Mitten in der Nacht verließen alle Gäste gleichzeitig das Gelände – und endlich kehrte Ruhe ein.
Am nächsten Tag passierten wir Toulouse, wurden jedoch immer wieder durch Straßensperrungen aufgehalten und gerieten mehrfach in Staus. Grund waren Streiks – Demonstrierende protestierten gegen die Anhebung des Renteneintrittsalters in Frankreich.
Wir fuhren noch bis in die Gegend um Le Puy-en-Velay und fanden dort einen ruhigen Stellplatz an einer Burg für die Nacht.
Am folgenden Tag traten wir die letzte Etappe an und fuhren direkt nach Hause.
Ob wir noch einmal nach Spanien reisen werden, wissen wir nicht. Vieles war weniger erfreulich – besonders das Wetter machte uns oft einen Strich durch die Rechnung. Doch es gab auch viele schöne Erlebnisse: die majestätischen Geier, die Extremadura mit ihren lustigen Schweinchen, die Windmühlen der La Mancha und nicht zuletzt die beeindruckenden Küsten Galiziens. Die Spanier begegneten uns stets freundlich, und Mittagessen sowie Stellplätze waren meist problemlos zu finden.
Wieder zu Hause angekommen, haben wir direkt Flüge in die USA gebucht.
Trotz einiger Wetterkapriolen und unvorhergesehener Hindernisse war unsere Reise durch Spanien und Nordspanien eine bereichernde Erfahrung. Die abwechslungsreichen Landschaften von den wilden Küsten Galiziens über die karge Schönheit der Bardenas Reales bis hin zu den majestätischen Pyrenäen boten immer wieder beeindruckende Eindrücke. Besonders die Begegnungen mit den freundlichen Menschen und die kulinarischen Highlights haben unsere Tour geprägt und für viele schöne Erinnerungen gesorgt.
Auch wenn nicht immer alles glatt lief und manche Pläne wegen Regen oder Sperrungen ins Wasser fielen, konnten wir viel entdecken und genießen. Die Reise hat uns gezeigt, wie vielseitig Spanien ist und wie viel es noch zu erkunden gibt. Dennoch lockt uns die Weite und Freiheit der USA jetzt wieder mehr – weshalb wir mit Vorfreude schon unsere nächste Reise dorthin planen.
Spanien – März 2023 Weiterlesen »