Online-Nomaden

Wohnmobil-Rundreise-Spanien 2022

Freiheit und Vorfreude

Unsere zweite Spanien-Rundreise beginnt mit großer Vorfreude – ein neuer Start, endlich wieder unterwegs, endlich wieder Freiheit auf vier Rädern!

Geplant war, Spanien mit dem Wohnmobil zu erkunden. Dabei lieben wir es besonders, abseits der typischen Touristenrouten unterwegs zu sein und dabei auch mal überraschende Entdeckungen zu machen – sei es ein versteckter Stellplatz, eine charmante Altstadt oder eine unberührte Landschaft.

Nachdem wir unsere erste Spanien-Rundreise im Februar coronabedingt abbrechen mussten, wagten wir Anfang März einen zweiten, diesmal erfolgreichen Anlauf.

Unsere Route führte uns über die Schweiz und weiter nach Frankreich. Die Fahrt war eher eintönig, da wir ausschließlich auf Autobahnen unterwegs waren. Doch nach einem langen Tag auf der Straße erreichten wir am Abend endlich unser erstes Ziel: den Stellplatz am Lac de Nantua.

Der See liegt idyllisch eingebettet zwischen bewaldeten Hügeln in den französischen Voralpen und versprüht eine ruhige, fast mystische Atmosphäre. Unser Stellplatz lag etwas versteckt am hinteren Teil des Sees – direkt an der Bahnlinie, aber dennoch absolut ruhig.

Von dort aus hatten wir einen wunderbaren Blick über den stillen See und die umliegenden Berge. Für uns war dieser Ort ideal, um den anstrengenden Reisetag entspannt ausklingen zu lassen – und gleichzeitig der perfekte Auftakt für unsere Reise durch Spanien mit dem Wohnmobil.

Die weitere Route unserer Wohnmobil-Rundreise durch Spanien führte uns durch Frankreich und schließlich über die Grenze nach Spanien. Unsere erste Anlaufstelle dort war das mittelalterliche Städtchen Aínsa, das wir schon von unserer ersten Reise vor ein paar Wochen kannten – und das sich sofort wieder vertraut anfühlte.

Wir wussten genau, wo wir hinwollten: ein großer, ruhiger Stellplatz nahe der Altstadt, mit freiem Blick auf die Berge, die sich am Abend in warmes Licht tauchten. Die Stimmung dort war friedlich, fast andächtig. Direkt an unserem Stellplatz stand ein Schild mit dem Hinweis, dass hier auch der berühmte Camino de Santiago verläuft – doch wir wollten nicht pilgern. Wir wollten Spanien mit dem Wohnmobil entdecken.

Das Wetter war freundlich, die Temperaturen noch frisch, aber es war trocken – man spürte bereits den nahenden Frühling.

Am nächsten Morgen verließen wir Aínsa und fuhren in Richtung Huesca, mit einem geplanten Abstecher zu den beeindruckenden Mallos de Riglos. Die Strecke dorthin war landschaftlich spektakulär: wilde, zerklüftete Berge, schäumende Gebirgsflüsse, enge Täler.

Viele der kleinen Seitenstraßen wirkten wie vergessene Pfade – teils mit fragwürdiger Beschilderung und abenteuerlichen, geradezu furchteinflößenden Tunneln, die aussahen, als hätte sie jemand mit der Spitzhacke aus dem Fels geschlagen. Genau solche Routen machen für uns den Reiz einer Wohnmobil-Rundreise durch Spanien aus.

Schon von weitem sahen wir sie: die leuchtenden, in rötlich-gelben Tönen schimmernden Felsen von Riglos, die wie riesige Flammen aus der Landschaft aufsteigen. Die markante Felsformation ragt bis zu 275 Meter steil in den Himmel – ein gewaltiger Anblick inmitten der spanischen Vorpyrenäen.

Auf den letzten Kilometern erreichten wir das winzige Dorf Riglos, das gerade einmal rund hundert Einwohner zählt. Aus der Ferne wirkt es wie eine Ansammlung von Puppenhäusern – winzig, fast surreal vor den gigantischen Felswänden. Vereinzelte Häuser ducken sich regelrecht unter die steil aufragenden Wände – sie wirken schutzlos klein unter dem imposanten Massiv.

Dann sahen wir sie: die ersten Geier, die lautlos am Himmel kreisten. Besonders beeindruckend waren die riesigen Gänsegeier, die in dieser Region in großer Zahl leben. Mit einer Spannweite von bis zu 2,70 Metern ziehen sie majestätisch ihre Kreise über den Felswänden – mit einer unglaublichen Leichtigkeit.

Neben den Gänsegeiern sollen hier auch Schmutzgeier leben – und mit etwas Glück kann man sogar den seltenen Bartgeier erspähen. Zwar gibt es in Riglos keine festen Geierpopulationen, doch es sind fast immer viele dieser geschützten Greifvögel zu beobachten – ein echtes Highlight für Naturliebhaber.

Aus der Ferne konnten wir das Brüten in den Felswänden nur erahnen, aber der Anblick dieser riesigen Vögel in freier Wildbahn hat etwas Erhabenes – fast Meditatives. Einzig schade, dass wir ihnen nicht näherkommen konnten. Andererseits wirkt es beinahe befremdlich, dass diese Felsen bei Wanderern und Kletterern so beliebt sind.

Die Felsentürme von Riglos am Río Gállego zählen zu den spektakulärsten Landschaften in Nordspanien. Besonders eindrucksvoll: eine einzelne Felsnadel, die wie ein gigantisches Schlangenmaul in den Himmel ragt. Es sah aus, als würden aus diesem Maul Geier aufsteigen – ein Anblick, der uns den Atem raubte.

Uralte Höhlenwohnungen am Wegesrand – Geschichte zum Anfassen

Nachdem wir uns schließlich vom beeindruckenden Anblick der Geier losreißen konnten, setzten wir unsere Wohnmobil-Route durch Nordspanien fort – und wurden direkt zur nächsten Entdeckung verführt: Höhlenwohnungen, die sich ganz unscheinbar am Wegesrand befanden.

In die weichen Sandsteinfelsen geschlagen, dienten diese Höhlen einst als einfache Behausungen oder Lagerräume. Wir hielten spontan an und ließen es uns nicht nehmen, sie aus der Nähe zu betrachten.

Die Stille an diesem Ort, kombiniert mit den schlichten, aber raffiniert angelegten Räumen, ließ erahnen, wie Menschen hier einst lebten – eng verbunden mit ihrer Umgebung, kreativ im Umgang mit dem, was ihnen die Natur bot.

Ohne touristisches Drumherum erzählen diese Höhlen im Sandstein heute still von einer Zeit, in der man sich mit einfachsten Mitteln an die Natur anpasste. Für uns war das ein kurzer, aber eindrücklicher Moment der Verbindung mit der Vergangenheit – ganz zufällig entdeckt, und gerade deshalb so besonders.

Abenteuerliche Fahrt durch die Foz de Biniés – Schluchtpanorama in Aragonien

Unser nächstes Ziel war die Foz de Biniés in der Provinz Huesca – eine spektakuläre Schlucht im Norden Aragoniens, durch die sich der Río Veral tief in das Kalkgestein geschnitten hat.

Die Straße durch die Klamm ist schmal, kurvenreich und führt teils durch in den Fels geschlagene Tunnel. Für Wohnmobilfahrer eine durchaus anspruchsvolle, aber lohnende Strecke. Immer wieder öffnet sich der Blick auf steile, beinahe senkrechte Felswände, die sich über uns auftürmen.

 

Mit etwas Glück lassen sich hier auch Gänsegeier in freier Wildbahn beobachten – ein Highlight für viele, die die Region besuchen. Leider war uns das Geierglück an diesem Tag nicht hold.

So erreichten wir das hintere Ende der Schlucht, wendeten dort und setzten unsere Reise fort – beeindruckt von der Natur, auch wenn sie sich diesmal etwas stiller präsentierte.

Verlorene Wege: Eine alte Steinbrücke am Wegesrand

Ebenso beeindruckend wie die wilden Schluchten war ein völlig unerwarteter Fund: eine verfallene Steinbrücke, die wir zufällig auf unserer Route entdeckten.

Ihre massiven Bögen, teils überwuchert von Pflanzen, wirkten verwittert – und doch fast trotzig in ihrer Standhaftigkeit. Diese alten Bauwerke gehörten einst zu den wichtigen Verkehrswegen der Region, lange bevor moderne Straßen und Stauseen die Landschaft veränderten.

Heute stehen solche vergessenen Brücken als stille Zeitzeugen in der Landschaft. Sie erzählen von früheren Zeiten, vom Wandel – und wirken dabei erstaunlich harmonisch, fast poetisch im Zusammenspiel mit der Natur.

Ein kurzer Halt – und doch einer, der in Erinnerung bleibt.

Zwischen Mandelbäumen, Burgen und Regen

Auf unserer Weiterfahrt über kleine Landstraßen durchquerten wir zahlreiche verschlafene Dörfer und Regionen, die noch ihre Ursprünglichkeit bewahrt haben. Links und rechts säumten Mandelbaumplantagen und weite Felder unseren Weg, und immer wieder öffnete sich der Blick auf schneebedeckte Berggipfel in der Ferne.

Leider machte uns das Wetter einen kleinen Strich durch die Rechnung: Schon bald zog sich der Himmel zu, es wurde grau und begann zu regnen. Wir setzten die Fahrt dennoch fort – mit nassen Straßen und der Hoffnung auf ein paar trockene Abschnitte.

Auf unserem Weg kamen wir an der Burg von San Vicente de la Sonsierra vorbei – ein imposanter Anblick, auch bei Regen. Wenig später erreichten wir die eindrucksvolle Steinbrücke in Torquemada: 150 Meter lang, mit 25 Bögen – ein echtes Bauwerk vergangener Jahrhunderte.

Schade nur, dass es gerade in Strömen regnete. Die Brücke hätte bei Sonnenschein sicher eine ganz andere Wirkung entfaltet. Trotzdem hielten wir kurz an – der Anblick lohnte sich allemal.

La Alberca – Ein Dorf wie aus einem Märchen

Unser nächstes großes Ziel war La Alberca, ein Bergdorf in der Sierra de Francia in der Provinz Salamanca. Der Ort gilt als eines der schönsten Dörfer Spaniens – und das nicht ohne Grund: La Alberca war das erste Dorf Spaniens, das unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Wir erreichten den Ort am späten Nachmittag bei nebligem Wetter – mystisch und ruhig. Kaum Touristen waren unterwegs, was uns überraschte. Die Gassen wirkten wie ausgestorben, fast wie im Dornröschenschlaf, und doch hatten viele kleine Läden geöffnet. So fanden wir nicht nur einen neuen Hut, sondern auch regionale Leckereien – allen voran den berühmten Schinken aus La Alberca.

Das Dorf ist ein verwinkeltes Labyrinth aus kopfsteingepflasterten Gassen, Brunnen, Fachwerkhäusern mit dunklen Holzbalkonen und kleinen Plätzen. Die Architektur ist kastilisch-leonisch geprägt – fast jedes Haus scheint Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten zu erzählen.

Teilweise waren die Pflastersteine bei Nebel so glatt, dass wir vorsichtig jeden Schritt setzen mussten. Kein Wunder, dass dieser Ort schon zur Römerzeit besiedelt war und im Mittelalter durch seine Lage an einem alten Handelsweg zu Wohlstand kam. Heute beeindruckt La Alberca mit gut erhaltener Architektur aus dem 16. und 17. Jahrhundert – und mit seinen lebendigen Traditionen: religiöse Feste, Prozessionen und traditionelle Trachten gehören hier noch zum Alltag.

Am Plaza Mayor steht das steinerne Wegkreuz El Crucero, doch was uns wirklich überraschte, war die Steinskulptur eines Schweins vor der Kirche. Ein kurzer Blick ins Netz verriet uns: Das „Cochino de San Antón“ ist Teil einer Tradition zu Ehren des Heiligen Antonius, dem Schutzpatron der Tiere. Dabei wird ein Schwein durch die Gassen getrieben, bevor es geschlachtet wird – ein alter, lebendiger Brauch.

Unser Wohnmobilstellplatz lag ruhig am Ortsrand, nur wenige Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt. Nach einer ruhigen, kühlen Nacht brachen wir am nächsten Morgen zu unserem nächsten Ziel auf – mit dem Gefühl, einen wirklich besonderen Ort erlebt zu haben.

Sahara-Staub in Ciudad Rodrigo – Eine Stadt wie aus einem anderen Planeten

Doch wer dachte, das Wetter könne nicht noch schlechter werden, wurde eines Besseren belehrt. Auf dem Weg nach Ciudad Rodrigo veränderte sich plötzlich alles: Der Himmel zog sich zu, und mit ihm kam – der Sand.

Feiner Staub aus der Sahara legte sich über die Landschaft und tauchte die gesamte Welt in ein gespenstisches Orange. Es war, als hätte jemand einen Filter über die Realität gelegt – allerdings ganz ohne künstliche Effekte. Die Sonne war nur noch als milchiger Fleck erkennbar, der Himmel wirkte stumpf, schwer und fern. Ein Schleier lag über der Welt.

Sogar die Kühe am Straßenrand sahen aus, als wären sie Kulissenfiguren aus einem Science-Fiction-Film – vollkommen entrückt von Raum und Zeit.

Als wir Ciudad Rodrigo erreichten, parkten wir direkt vor dem alten Stadttor. Die historische Burg von Ciudad Rodrigo, die hoch über der Stadt thront, wirkte in diesem apokalyptischen Licht fast unwirklich und geisterhaft – aber auch faszinierend und unglaublich fotogen.

Ciudad Rodrigo – Mittelalterflair und mystische Stimmung

Ciudad Rodrigo, die historische Festungsstadt nahe der portugiesischen Grenze, beeindruckt schon bei der Ankunft. Die komplett erhaltene Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert umschließt die Altstadt wie eine schützende Hand – und macht sie zu einem lebendigen Freilichtmuseum vergangener Jahrhunderte.

Wir schlenderten durch die engen Gassen und ließen uns treiben – vorbei an prachtvollen Palästen, trutzigen Häusern und einer Kathedrale, die so wuchtig wirkte, als wollte sie jedem Sturm der Geschichte trotzen.

Durch das diffuse, orangefarbene Licht des Sahara-Staubs wirkte die Stadt beinahe entrückt. Der Blick von der Stadtmauer über die weite kastilische Ebene war mystisch – begrenzt zwar durch den milchigen Himmel, aber gerade das machte den Moment so besonders.

Während unseres Spaziergangs entlang der alten Mauern konnten wir die historische Tiefe dieses Ortes förmlich spüren. Es war, als würde man durch ein Zeitfenster blicken.

Was uns besonders auffiel: Die Altstadt ist mit viel Liebe zum Detail gepflegt. Überall entdeckten wir Pflanzen, Sukkulenten und Blumen – kunstvoll arrangiert in bemalten Töpfen, alten Kannen oder Holzkisten. Eine charmante, grüne Note inmitten der ehrwürdigen Steinfassaden.

Mystik in Monfragüe – Geier, Blutregen und wilde Natur

Das drückende Licht des Sahara-Staubs begleitete uns weiter, als wir unsere Fahrt in Richtung Monfragüe-Nationalpark in der Extremadura fortsetzten. Der Himmel war noch immer trüb, die Landschaft wirkte gedämpft – und doch war genau das der perfekte Rahmen für unser nächstes Ziel.

Der Monfragüe-Nationalpark ist ein Paradies für Naturfreunde: schroffe Felsen, dichte Wälder, tiefe Flusstäler – und eine beeindruckende Artenvielfalt. Das Highlight für viele Besucher: der Aussichtspunkt „Salto del Gitano“, von dem aus man spektakuläre Vogelbeobachtungen machen kann.

 

Und tatsächlich: Schon kurz nach unserer Ankunft entdeckten wir die ersten Gänsegeier am Himmel. Mit ihrer riesigen Flügelspannweite zogen sie majestätisch ihre Kreise entlang der steilen Felswände. Immer wieder kamen sie ganz nah – ein atemberaubendes Naturschauspiel, das man hier sogar mit bloßem Auge gut verfolgen kann. 

Neben Gänsegeiern lassen sich am Salto del Gitano oft auch Mönchsgeier, Schwarzstörche und sogar Adler beobachten. Selbst an diesem diesigen Tag, an dem der sogenannte „Blutregen“ – Regen vermischt mit Sahara-Staub – niederging, war die Szenerie beeindruckend.

Die Felsen, der Himmel, die lautlosen Riesen der Lüfte – es war ein fast mystischer Moment inmitten der wilden Natur der Extremadura.

Zwischenhalt in Trujillo – Stellplatz mit historischem Flair

Als wir uns schließlich vom Anblick der kreisenden Geier im Monfragüe-Nationalpark losreißen konnten, führte uns unsere Route weiter nach Trujillo. Die historische Stadt liegt auf einer Anhöhe in der Extremadura und ist bekannt für ihre prachtvollen Herrenhäuser, ihre maurische Festung – und ihre große Stierkampfarena aus dem 19. Jahrhundert.

Direkt neben dieser Arena befindet sich ein praktischer Wohnmobil-Stellplatz, der uns für die Nacht ein sicherer und ruhiger Ankerpunkt war. Besonders angenehm: Hier kann man nicht nur übernachten, sondern auch Wasser tanken und die Entsorgung erledigen – ideal für alle, die mit dem Wohnmobil durch Spanien reisen.

Nach einer ruhigen Nacht machten wir uns morgens zu Fuß auf den Weg in einen nahegelegenen Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufrischen. Danach hieß es: weiter in Richtung Consuegra – unser nächstes Ziel auf dieser vielseitigen Wohnmobil-Rundreise durch Spanien.

Don Quijotes Erbe – Windmühlen und Geschichte in Consuegra

Unser nächstes Ziel war Consuegra, ein Ort in der Region Kastilien-La Mancha, der vor allem durch seine eindrucksvollen Windmühlen berühmt wurde. Auf dem Hügel Cerro Calderico thronen noch heute zwölf der ursprünglich dreizehn Mühlen – jede von ihnen trägt einen eigenen Namen: Alcancía, Clavileño, Cardeño, Chispas, Caballero del Verde Gabán, Espartero, Mambrino, Mochilas, Rucio, Sancho, Vista Alegre und Bolero, in der heute das Fremdenverkehrsbüro untergebracht ist.

Auch das Kastell von Consuegra befindet sich auf dem Hügel. Die über 800 Jahre alte Burg blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und wurde in Teilen wieder aufgebaut. Von dort aus hat man einen fantastischen Blick über die weite Ebene von La Mancha.

Die Windmühlen stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden ursprünglich zum Mahlen von Getreide genutzt. Weltberühmt wurden sie durch Miguel de Cervantes’ Roman „Don Quijote“, in dem der Ritter die Mühlen für gefährliche Riesen hält und heldenhaft gegen sie kämpft. Seither steht der Ausdruck „gegen Windmühlen kämpfen“ sinnbildlich für einen aussichtslosen Kampf.

Neben Consuegra gibt es in der Region noch weitere Orte mit historischen Windmühlen – unter anderem in Campo de Criptana, Mota del Cuervo, Puerto Lápice und Alcázar de San Juan.

Auf dem Weg nach Campo de Criptana entdeckten wir bei einem Kreisverkehr eine besonders schöne Szene: Don Quijote hoch zu Ross – und Sancho Panza auf seinem Esel, beide kunstvoll in Metall gegossen. Ein stiller Gruß an die literarischen Helden dieser Landschaft, denen man in La Mancha auf Schritt und Tritt begegnet.

Auf Don Quijotes Spuren in Campo de Criptana

Noch bevor wir Campo de Criptana erreichten, sahen wir sie schon von weitem: die berühmten Windmühlen, hoch oben auf dem Hügel thronend, sichtbar selbst aus der Stadt. Ein Parkplatz war schnell gefunden, und so spazierten wir hinauf zu den Mühlen.

Zwar ist die Lage hier nicht ganz so spektakulär wie in Consuegra, doch die Windmühlen von Campo de Criptana sind ebenso gut erhalten – und mindestens genauso fotogen. Sie zählen zu den bekanntesten Mühlen Spaniens und sind ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Don Quijote-Route.

Direkt bei den Mühlen gibt es kleine Geschäfte, die allerlei Souvenirs mit Don Quijote und Sancho Panza anbieten – vom Kühlschrankmagneten bis zur Miniaturmühle. Wer mag, kann sich hier mit T-Shirts, Postkarten und Keramik eindecken. Auch einige Restaurants und Cafés laden zum Verweilen ein, viele mit herrlichem Ausblick auf die Ebene von La Mancha.

In der ganzen Umgebung begegnet man den beiden literarischen Helden auf Schritt und Tritt. Es scheint fast, als sei ganz Campo de Criptana Don Quijote gewidmet. Selbst Hotels und Pensionen schmücken sich mit dem berühmten Duo, das wie kein anderes für die Region steht.

Ein Besuch in Campo de Criptana ist wie eine kleine Zeitreise in die Welt von Cervantes – ein schönes Erlebnis, das Geschichte, Literatur und spanisches Lebensgefühl verbindet.

Von Olivenbäumen nach Córdoba

Auf dem Weg nach Córdoba fuhren wir kilometerweit durch eine Landschaft, die fast ausschließlich aus riesigen Olivenbaum-Plantagen zu bestehen schien. Ein kurzer Blick auf Google bestätigte unseren Eindruck: Andalusien ist tatsächlich das Zentrum des spanischen Olivenanbaus – nirgends sonst gibt es mehr Olivenbäume, und ein Großteil des weltweiten Olivenöls wird hier produziert.

Wir erreichten Córdoba bei herrlichem Sonnenschein und fanden einen kostenpflichtigen Parkplatz unweit der Altstadt. Von dort aus machten wir uns zu Fuß auf den Weg in das historische Zentrum – und tauchten sofort ein in eine beeindruckende Mischung aus maurischem Erbe, jüdischer Geschichte und andalusischer Lebensfreude.

Die Altstadt von Córdoba verzaubert mit ihren engen Gassen, weiß getünchten Häusern, blühenden Innenhöfen und den alten Stadtmauern. Es ist ein Ort, an dem man spürt, wie sich die Geschichte über Jahrhunderte hinweg verdichtet hat.

Natürlich führte unser Weg zur Mezquita-Catedral, dem berühmten Wahrzeichen der Stadt. Schon von außen ist sie ein faszinierender Anblick – mit ihren typischen rot-weißen Hufeisenbögen und dem massiven Baukörper, der islamische und christliche Elemente miteinander vereint.

Im Innenhof der Mezquita, dem sogenannten Patio de los Naranjos, spazierten wir vorbei am Fuente del Cinamomo, einem alten Brunnen, und blickten hinauf zum Torre Campanario, dem 54 Meter hohen Glockenturm, der ursprünglich als Minarett errichtet wurde.

Zum Mittag kehrten wir im Restaurante Patio de la Judería ein – ein zauberhafter Ort mit andalusischer Küche. Zwischen Brunnen und Blumentöpfen genossen wir Flamenquín und Rabo de Toro. Für 14,50 Euro bekamen wir ein sehr leckeres Menü und verließen die Stadt, die uns wirklich gut gefallen hat.

Wir fuhren weiter und entdeckten in Higuera de la Sierra die Destilería Martes Santo. Die alten Räume und der Duft nach Kräutern und Alkohol faszinierten uns sofort. Seit 1870 wird hier noch traditionell in Kupferkesseln über offenem Feuer gebrannt. Besonders spannend fanden wir die Auswahl an Kräuter-, Kaffee- und Fruchtlikören – viele basieren auf alten Familienrezepten.

Unsere Fahrt ging weiter – durch ursprüngliche Landschaften und vorbei an der Burgfestung von Aracena. Immer wieder begegneten wir Herden schwarzer Ibérico-Schweine, die unter den Steineichen nach Eicheln suchten. Ein typisches Bild dieser Region – ruhig, authentisch und ganz nah an der Natur.

Die Region rund um den Río Tinto ist geprägt vom jahrtausendealten Bergbau. Der Fluss leuchtet rostrot, die Erde ist von Mineralien durchzogen, die Landschaft surreal. Es ist faszinierend und erschreckend zugleich – einerseits eine Augenweide, andererseits ein Beispiel dafür, wie sehr Industrie die Natur verändern kann.

Niebla. Kirche San Martin 

Kirche Santa María de la Granada in Niebla

Teil des Castillo de Niebla – und historisches Hospital

Danach fuhren wir in die äußerste Ecke Spaniens bis nach Muelle de las Carabelas.

In Palos de la Frontera besuchten wir das Kolumbus-Museum und die originalgetreuen Nachbauten der Schiffe, mit denen er 1492 in See stach: Santa María, Pinta und Niña.

An Bord zu gehen und sich vorzustellen, wie sich Dutzende Seemänner auf engstem Raum über den Ozean wagten, war faszinierend – und ehrlich gesagt: ein bisschen beklemmend. Die Ausstellung erzählt anschaulich von einer Zeit, in der Entdeckungsdrang und Wagemut noch mit Kompass und Sternen auskommen mussten.

In der Nähe des Nationalparks Doñana entdeckten wir dieses kleine, feine Restaurant, das uns völlig überraschte: kreative Küche auf Sterne-Niveau, aber zu sehr fairen Preisen. Die Kombination aus regionalen Zutaten, moderner Zubereitung und stilvollem Ambiente war ein echtes Highlight – ein echter Geheimtipp für Genießer.

An der Playa de Chipiona legten wir einen kurzen Stopp ein. Der imposante Leuchtturm, einer der höchsten Spaniens, thront über der Küste. Ein Spaziergang entlang des Strands, die frische Brise in der Nase und Möwengeschrei im Ohr.

Auf einem Hügel mitten in der Extremadura thront die mächtige Burg von Montánchez. Eine Mischung aus maurischer und christlicher Baukunst, mit spektakulärem Panoramablick über Olivenhaine, Steineichen und die sanften Hügel der Region. 

Der Besuch war eindrucksvoll, fast beklemmend. Die Farben, die Formen – alles wirkt wie aus einer anderen Welt. Wer sich für Geologie, Umwelt oder einfach nur spektakuläre Fotomotive interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten.

In Niebla beeindruckten uns die gewaltigen, rötlich schimmernden Stadtmauern mit ihrer maurischen Vergangenheit. Die gut erhaltene Festung und das historische Stadtbild machten den Besuch zu einer echten Zeitreise.

Zalamea la Real war dagegen ruhig, fast verschlafen – aber mit viel andalusischem Charme. Die Nähe zum Bergbaugebiet verleiht dem Ort eine besondere Atmosphäre.

Unsere Fahrt führte uns in die Bergwelt bei Grazalema – sattes Grün, dichte Wälder, kurvige Straßen. Und dann: Blutregen. Ein plötzlicher Sturm, Sand aus der Sahara, rutschige Straßen und ein Himmel wie aus einem Endzeitfilm.

Ein echtes Abenteuer – dreckig, nass, spannend. Und irgendwie typisch Wohnmobil: Man weiß nie, was einen erwartet.

Nach dem Blutregen sah unser Wohnmobil aus wie nach einem Ausflug durch eine Lehmgrube. Der feine, rote Saharasand hatte sich mit dem Regen zu einem klebrigen Film verbunden, der sich über das gesamte Fahrzeug zog – Fenster, Türen, Dach, sogar die Solarpanels waren kaum wiederzuerkennen. Überall schimmerte es rostrot und schlammig. Es war, als hätte jemand einen riesigen Matsch-Eimer über uns ausgeschüttet.

Die Straßen verwandelten sich in braune Bäche, an vielen Stellen bildeten sich riesige Pfützen, durch die wir langsam und vorsichtig navigieren mussten. Wer sagt, dass nur Allradfahrzeuge Abenteuer erleben können? Unser Camper sah jedenfalls aus, als hätte er gerade die Rallye Dakar überstanden – mit dem kleinen Unterschied, dass wir statt Pokal eine Großwäsche am nächsten Stellplatz gewonnen haben.

Wir kamen an zahlreichen Olivenölmühlen und Verkaufsstellen vorbei, die das hochwertige regionale Öl anboten. Wir deckten uns reichlich mit spanischem Olivenöl ein und kauften an verschiedenen Orten jeweils einen Fünf-Liter-Kanister.

Am Straßenrand entdeckten wir immer wieder die berühmten Stiere der Osborne-Werbung. Im Gegensatz zu früher sind sie heute nur noch vereinzelt anzutreffen – einst allgegenwärtig, wirken sie inzwischen fast wie stille Relikte vergangener Zeiten, die noch immer majestätisch über die Landschaft wachen.

In vielen spanischen Restaurants nutzten wir das attraktive Mittagsangebot, das oft aus einem vollständigen Menü mit Vorspeise, Hauptgericht, Dessert oder Kaffee sowie einem Getränk bestand – und das zu einem erstaunlich günstigen Preis. Für etwa 11 bis 12 Euro erhielten wir nicht nur eine reichhaltige Auswahl an regionalen Speisen, sondern auch frisch zubereitete Gerichte mit lokalen Zutaten. Besonders beeindruckend war die Qualität trotz des niedrigen Preises: Hausgemachte Eintöpfe, gegrilltes Fleisch oder Fisch und traditionelle Desserts machten jedes Menü zu einem kulinarischen Erlebnis. Dieses Preis-Leistungs-Verhältnis sucht man in vielen anderen Ländern vergeblich.

Auf der Heimreise fuhren wir an blühenden Mandelbäumen vorbei, sahen Burgen auf Hügeln und genossen die landschaftliche Vielfalt Spaniens. Letzte Übernachtung: in der Auvergne – ruhig, grün, schön. Ein würdiger Ausklang einer intensiven, spannenden und wunderschönen Reise mit dem Wohnmobil quer durch Spanien.

Unser Fazit: 

Unsere Spanien-Rundreise war ein bunter Mix aus Natur, Kultur, Geschichte und kleinen Abenteuern – gewürzt mit Blutregen, Sandsturm und jeder Menge Gänsegeier. Genau das lieben wir am Reisen mit dem Wohnmobil: die Spontaneität, das Draußensein, das Entdecken abseits der ausgetretenen Pfade. Ob mittelalterliche Dörfer, bizarre Felsformationen, leuchtend rote Flüsse oder kulinarische Geheimtipps – wir haben auf dieser Tour so viele Facetten Spaniens kennengelernt wie selten zuvor.

Und ja, manchmal war’s auch matschig, eng, laut oder schmutzig – aber das gehört dazu. Gerade diese Momente machen eine Reise lebendig und unvergesslich. Für uns steht fest: Spanien hat noch viel mehr zu bieten, und wir kommen garantiert wieder!

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Der Franzose im Spiegel

Eine raffinierte Kunstdieb-Geschichte mit doppeltem Boden

Ein falscher Akzent. Ein perfektes Schauspiel. Ein Originalbild – oder doch nur ein weiteres Spiel des talentierten Hochstaplers?

In dieser geheimnisvollen Kunstdieb-Geschichte begibst du dich in die Gedankenwelt eines Mannes mit vielen Gesichtern – zwischen Apfelwein, falschen Schnurrbärten und millionenschweren Täuschungen.

Ein Blick in den Spiegel – oder in eine Rolle?

Johnny steht vor dem Spiegel. Normalerweise ist er dort nicht allzu häufig anzufinden, aber heute ist er Jonathan, der Franzose, und dazu gehört nun mal ein makelloses Äußeres. Apropos: Das Ergebnis ist schon ziemlich ansehnlich. Er zupft nur noch seinen schwarzen Schnurrbart etwas zurecht, dann ist er zufrieden mit seinem Aussehen.

Dieser Teil seines Jobs ist der, der ihm am meisten zuwider ist. Abgesehen davon liebt er seinen Job, so ziemlich jede Facette davon, aber dieses Zurechtmachen stört ihn massiv. Er weiß wesentlich Sinnvolleres mit seiner Zeit anzufangen. Einen neuen Auftrag vorzubereiten, zum Beispiel.

Doch erst einmal muss Johnny den letzten Auftrag abschließen. Es ist ja nicht einmal der Abschluss, der ihm so zuwider ist. Johnny liebt die Verhandlungen, liebt das Schauspiel. Aber dafür muss er makellos aussehen und das nervt.

Das makellose Bild und der perfekte Gastgeber

Okay, egal, für heute hat er es ja hinter sich gebracht und der angenehme Teil des Tages kann beginnen. Ein letzter Blick in den Spiegel – ja, das passt, er ist jetzt der schnieke Franzose Jonathan, keine Frage –, dann macht er sich auf den Weg durch sein neues Domizil. Auch hier muss er überprüfen, ob alles repräsentabel ist.

Diese Aufgabe ist wesentlich einfacher. Das Châlet ist brandneu, er kam noch gar nicht dazu, sein übliches Chaos zu verbreiten. Noch sind all seine Besitztümer ordentlich aufgeräumt. Nichtsdestotrotz macht er seinen Rundgang.

Durch den langen Gang in die Küche, die noch komplett unbenutzt ist, dann ins Esszimmer mit der riesigen Speisetafel. Im Normalfall braucht er beides nicht – seit er hier wohnt, hat er es sich zu den Essenszeiten immer mit einem Baguette auf der Terrasse mit dem traumhaften Blick über die Apfelhaine bequem gemacht.

Aber für solche Anlässe wie heute sind die beiden Räume perfekt. Hoffentlich zieht sich die Verhandlung heute nicht allzu lange. Johnny hat nur Kaffee und Kuchen eingeplant – Kaffee kann er gerade noch selbst kochen und das Gebäck hat er in der nächsten Pâtisserie besorgt.

Sollten seine Gäste bis zum Abendessen bleiben und dann ebenfalls eine Verköstigung erwarten, muss er improvisieren.

Ein Schauspiel zwischen Apfelbäumen und Kuchen

Nach diesen Zwischenstopps und dem kurzen Weg zur Eingangstüre führen ihn seine Schritte zur Terrasse. Diesen Ort werden seine Gäste nicht zu Gesicht bekommen, ihren Laufweg ist er bereits abgegangen. Nein, das gehört nicht mehr zu seinem Kontrollgang.

Hier, auf der Terrasse, kann Johnny noch einmal zur Ruhe kommen. Der Blick auf die blühenden Apfelbäume gibt ihm Kraft. Und er zeigt ihm, wofür er das alles tut. Dieser Ausblick ist der Lohn für seine Arbeit.

Dann reißt ihn ein helles Klingeln aus seinen Gedanken. Johnny strafft seinen Rücken, er grinst. Es ist soweit. Seine Gäste sind da. Das Schauspiel kann beginnen.

Verkauft – mit Akzent und Apfelwein

Johnny steht wieder vor dem Spiegel. Seit dem letzten Mal sind einige Stunden vergangen – und eine erfolgreiche Verhandlung. Sein Spiegelbild sieht ihn erschöpft an, erschöpft, aber glücklich.

Es war einfach, so einfach. Seine heutigen Kunden waren schon begeistert, als er sie in Empfang genommen hat. Die Auffahrt zu seinem Châlet hat einen guten Eindruck gemacht. So unglaublich einfach. Das Châlet gehört wirklich ihm, es repräsentiert wirklich ihn. Der Rest war ein Kinderspiel.

Johnny hat das gutgläubige Ehepaar in sein Esszimmer geführt. Dabei konnten die inneren Reize des Châlets auf die beiden wirken und das haben sie wohl ziemlich erfolgreich getan.

Dann, nach ein paar Stück Kuchen, hat er das Bild, wegen dem die zwei da waren, vor ihnen auf dem Tisch ausgerollt. Bis hierher war alles echt. Gut, sein französischer Akzent während der Plauderei bei Kaffee und Kuchen nicht unbedingt, aber was ist bei Small Talk schon echt?

Seine bisherige Vorstellung hat seine Käufer so sehr beeindruckt, dass sie keine weiteren Fragen hatten. Sie haben das Kunstwerk unter die Lupe genommen, festgestellt, dass es das Original ist und das hat ihnen gereicht.

Vor und während den darauffolgenden Verhandlungen über den Preis hat Johnny noch ein paar Gläser Cidre gereicht – damit haben sie auch auf die Einigung angestoßen. Er hat sich als großzügiger Händler gezeigt, der den beiden ihre Preisvorstellungen durchgehen ließ.

Zurück im Spiegel – zurück zur Wahrheit

Cidre, ha! Eher der gudde aldde Äbbelwoi!“ Johnny reißt sich den falschen Schnurrbart herunter, bevor er einen Schluck aus dem Glas, das er sich mitgebracht hat, nimmt. Darin befindet sich nicht – so wie vorgegaukelt – Cidre. Johnny hat in seinem ganzen Leben noch keinen Cidre getrunken, das wäre für ihn ein Verrat an seinem geliebten Apfelwein.

Dann stellt er das Glas wieder ab, fährt sich durch die Haare und sieht sich im Spiegel an. Der Mann dort ist nun nicht mehr Jonathan, der reiche französische Erbe, der eines seiner Erbstücke verkaufen wollte.

Jetzt ist er wieder, wer er eigentlich ist. Jonathan, genannt Johnny. Kunstdieb aus Hessen, der gerade eben ein weiteres Kunstwerk, das er aus einer privaten Sammlung entwendet hat, verkauft hat.

Ein sehr zufriedener Kunstdieb.

 

Nachwort: Der Spiegel lügt nie

Diese Kunstdieb-Geschichte ist mehr als nur ein kurzer Einblick in das Leben eines Hochstaplers – sie zeigt, wie viel Macht ein glaubhaftes Auftreten, ein falscher Akzent und ein sorgfältig inszenierter Ort wie ein Chalet haben können.

Johnny alias „Jonathan“ ist nur eine Figur in einer Reihe von geheimnisvollen Erzählungen, in denen Täuschung, Identitätswechsel und überraschende Wendungen eine zentrale Rolle spielen.

 

Zwei Gläser auf Holztisch – Apfelwein oder Cidre bei geheimnisvoller Verhandlung - Kunstdieb-Geschichte

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Frankreich – Korsika – September 2023

20. September
Unsere Spätsommerreise beginnt an einem sonnigen Donnerstagnachmittag. Von zu Hause geht es über Bregenz und durch die Schweiz in Richtung Italien. Das Ziel: heute noch so weit wie möglich kommen. In Gedanken sehen wir uns schon gemütlich irgendwo in Norditalien übernachten – die Realität bremst uns allerdings etwas aus. Nach vielen Kilometern, mehreren Pässen und ersten Anzeichen von Müdigkeit beschließen wir, kurz hinter der Schweizer Grenze in Roveredo zu stoppen. Die blauen Markierungen auf dem Parkplatz lassen uns kurz rätseln: Parkverbot? Kurzzeitparken? Nach einer kleinen Google-Recherche beschließen wir, dass es schon passen wird. Das Wetter kippt, leichter Regen setzt ein – die Nacht ist trotzdem ruhig.

21. September

Am Morgen ist der Himmel dicht bewölkt. Unser Tagesziel: Parma. Pünktlich zur Mittagszeit rollen wir in die Stadt und gönnen uns ein Stück original Parmigiano Reggiano – ein kulinarischer Pflichtstopp. Von hier führt uns die Strecke über den Passo Cerreto, der uns mit engen, steilen und stellenweise sehr holprigen Straßen überrascht. Die Landschaft ist wild und wunderschön, aber Fahren erfordert volle Konzentration. Über La Spezia geht es weiter nach Pisa. Dort, im Dämmerlicht, halten wir bei einem großen Carrefour, kaufen Vorräte und essen eine schnelle Portion Pasta am Schnellimbiss. Danach legen wir die letzten 28 Kilometer bis Livorno zurück. Direkt im Fährhafen finden wir tatsächlich noch den letzten freien Stellplatz – mitten zwischen den Wohnmobilen, kostenlos und mit perfektem Blick auf die Schiffe.

22. September
Noch vor dem Wecker werden wir vom Tuten der MOBY-Fähre geweckt. Wir nutzen die Einschleusungswartezeit fürs Frühstück. Die Abfahrt ist für 8 Uhr angesetzt, tatsächlich kommen wir erst gegen 7 Uhr auf die Fähre – und warten dort nochmal fast eine Stunde, bis das riesige Schiff ablegt. An Deck genießen wir kurz die Aussicht, bis Regen uns in eine Lounge mit gemütlichen Sesseln vertreibt. Korsika empfängt uns mit strömendem Regen, grauem Himmel und chaotischem Verkehr. Riesige Pfützen, Staus und ein wenig Urlaubsfrust prägen die Ankunft. Wir steuern einen Supermarkt an, staunen über die Preise, und versuchen unser Glück bei der Pietra-Brauerei – geschlossen. Der Regen will nicht aufhören, also suchen wir uns früh einen Platz zum Übernachten. Am Ende der Lagune von Biguglia, in der Nähe des Flughafens, finden wir einen ruhigen Stellplatz nahe am Strand.

23. September
Der Morgen überrascht uns mit strahlend blauem Himmel. Wir wollen ins Asco-Tal fahren, doch kurz nach Ponte Leccia ist die Straße gesperrt. Also improvisieren wir: Über Morosaglia und Piedicroca rollen wir Richtung Küste. In Piedicroca essen wir mittags im einzigen Hotel: Fleisch mit Pommes, grüner Salat und Leitungswasser – 40 Euro. Korsika ist kulinarisch eine Freude, aber fürs Portemonnaie eine Herausforderung. Abends finden wir einen Stellplatz direkt am Meer bei einem Restaurant.

24. September

Heute geht es wieder in die Berge: Über Ghisoni, Cozzano und Aullene bis Quenza. In Zicavo legen wir einen Mittagsstopp ein – Schnitzel, Pasta, wieder um die 40 Euro. Das Wetter ist herrlich, und das absolute Highlight sind die vielen Tiere entlang (und auf) der Straßen. Erst in Gehegen, dann frei laufend: Schweine, Ziegen, Schafe, Esel, Kühe. Die kleinen Ferkel stehlen allen die Show. Abends werden wir in Quenza vom Stellplatz verscheucht, finden dafür bei der Ausgrabungsstätte Cucuruzzu den wohl schönsten Übernachtungsplatz der Reise.

25. September
Morgens weckt uns eine Schafherde, die unser Wohnmobil umkreist. In Bonifacio wird uns schnell klar: Hier hat sich ganz Korsikas Tourismus versammelt. Parken für 60 Euro? Nein, danke. Wir fahren die Küste entlang Richtung Sartène. Ein Abstecher zu einem schicken Küstenlokal endet, als wir die Preise sehen: 40 Euro für Spaghetti Vongole. Stattdessen essen wir Pasta und Salat in einer kleinen Dorftrattoria für 43 Euro – immerhin authentischer. Abends finden wir einen ruhigen Platz am Fiumicicoli-Fluss.

26. September
Über Sainte-Lucie-de-la-Tallano, Aullene und Petreto-Bicchisano ging es nach Porticcio und schließlich nach Ajaccio. Trotz Touristenrummel fanden wir ein Strandrestaurant mit fairen Preisen – sehr gute Küche mit Meerblick.

27. September
Heute: Calanche Piana. Die roten Felsen, Felsnadeln und die spektakuläre Aussicht waren eine Wucht. Tiere auf der Straße gab’s gratis dazu.

28. September
Über Belgodère mit Mittagessen im Café de France (Lamm und Fleischspieße, vergleichsweise günstig) ging es auf kurvigen Bergstraßen weiter. Stellplatz: einsam und mitten in den Bergen.

29. September
Der Tag beginnt sonnig, aber mit Ärger. Während wir am Meer frühstücken, verscheucht uns ein wütender Pensionsbesitzer von seinem Parkplatz – obwohl Platz für mindestens 15 Autos wäre. Später kommt es bei St. Florent zum unschönen Höhepunkt: In einer Kurve streift uns ein Müllwagen am Außenspiegel. Der Fahrer sieht uns in der Schuld, Diskussion zwecklos. Schaden: mehrere Hundert Euro. Wir ersetzen nur den Spiegel, das Gehäuse trägt nun Korsikas Schrammen. Zum Ausgleich gönnen wir uns abends in einem Restaurant auf einem Pavillon im Meer Moules in Tomaten-Curry-Soße und Schweinefilet mit Pfefferrahm. Übernachtung in Bastia, nahe der Fähre.

30. September

Früh am Morgen verlässt unsere Fähre Bastia, Korsika verabschiedet uns mit einem spektakulären roten Sonnenaufgang. Stunden später rollen wir in Italien von Bord. Eine Woche Korsika liegt hinter uns: landschaftlich schöner als erwartet, preislich wie befürchtet. Den Unfall hätten wir uns gerne gespart – aber wir kommen wieder.

Unser Fazit

Korsika hat uns in vielerlei Hinsicht überrascht – im Guten wie im weniger Guten. Die Landschaft ist schlicht atemberaubend: von wilden Bergpässen und tiefen Kastanienwäldern über rote Felslandschaften bis hin zu einsamen Stränden. Und überall diese tierischen Begegnungen – Schweine, Ziegen, Esel und Schafe, die völlig selbstverständlich die Straßen für sich beanspruchen. Kulinarisch ist die Insel ein Fest, auch wenn die Preise manchmal zum Stirnrunzeln einladen. Wer hier unterwegs ist, sollte also nicht nur Kamera und Wanderschuhe dabeihaben, sondern auch ein bisschen Gelassenheit im Gepäck.

Was wir mitnehmen? Viele Bilder im Kopf, den Geruch von Pinien und Meer in der Nase – und die Erinnerung daran, dass nicht alles nach Plan läuft, aber gerade das die besten Geschichten schreibt. Der kleine Parkplatzstreit, der Spiegelunfall, das Wetterchaos am ersten Tag – all das verblasst neben den Momenten, in denen wir am Meer saßen, durch Bergkurven fuhren oder unter einem Sternenhimmel einschliefen. Teuer? Ja. Unvergesslich? Auch ja. Korsika – wir kommen wieder, versprochen

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Italien – Sizilien – November 2023

 

Am 24. Oktober starteten wir zu unserer wohl letzten großen Fahrt in diesem Jahr – bei typisch trübem, regnerischem Herbstwetter.

Pünktlich gegen 9 Uhr rollten wir los, zunächst über Bregenz und weiter durch die Schweiz. Kaum waren wir unterwegs, setzte der Regen ein, und dichte Wolken sowie Nebel verschleierten die sonst so beeindruckende Bergkulisse komplett.

Auch in Italien blieb der Himmel grau, sodass wir erst am Abend in Parma ankamen.

Dort entschieden wir uns pragmatisch, Nudeln mit Barilla-Soße auf dem Parkplatz beim Coop zu kochen und direkt dort zu übernachten – Gourmetküche sieht anders aus, aber bei dem Wetter war das völlig okay.

Die Nacht war zwar etwas laut, aber wir konnten trotzdem einigermaßen ausgeruht weiterfahren. Nach einem Frühstücksstop bei Lidl nahmen wir die Autobahn Richtung La Spezia und Rom unter die Räder. Das Wetter blieb weiterhin ungemütlich, und da es keinen Grund gab, die Autobahn zu verlassen, durchquerten wir Italien bis kurz nach Rom fast durchgängig auf der Schnellstraße.

Die Nacht war zwar etwas laut, aber wir konnten trotzdem einigermaßen ausgeruht weiterfahren. Nach einem Frühstücksstop bei Lidl nahmen wir die Autobahn Richtung La Spezia und Rom unter die Räder. Das Wetter blieb weiterhin ungemütlich, und da es keinen Grund gab, die Autobahn zu verlassen, durchquerten wir Italien bis kurz nach Rom fast durchgängig auf der Schnellstraße.

Am Outlet-Parkplatz in Valmontone gönnten wir uns eine Mahlzeit bei KFC – leider eine große Enttäuschung, was die Qualität betraf.

Trotzdem verbrachten wir die Nacht dort, bevor uns der nächste Tag mit milden, aber regnerischen Temperaturen empfing. Weiter ging die Fahrt Richtung Kalabrien.

 

In Lamezia Terme fanden wir einen großen Parkplatz für die Übernachtung. Zuvor stärkten wir uns in einer Self-Service-Pizzeria mit ein paar kalten Pizzastücken – geschmacklich eher mäßig, aber günstig. Zum Trost probierten wir die sizilianischen Arancini, frittierte Reisbällchen, die wenigstens für ein kleines kulinarisches Highlight sorgten.

Auf dem Weg zum Stellplatz passierten wir einen kuriosen Auffahrunfall:

Ein Maserati-Leichenwagen hatte zwei kleine Autos von hinten zusammengeschoben – das war definitiv kein alltäglicher Anblick und sorgte für Gesprächsstoff.

Am Morgen beschlossen wir, zumindest ein Stück Landstraße zu nehmen, um mehr von der Region zu sehen. So fuhren wir Richtung Pizzo und weiter nach Tropea, wo wir einen kleinen Stadtbummel machten. Dabei kauften wir einige katalonische Spezialitäten für zuhause – denn kulinarische Souvenirs gehen immer. 

Danach setzten wir unsere Fahrt zurück auf der Autobahn Richtung Fähre fort. Für die Überfahrt zahlten wir 45 Euro, und nach einiger Wartezeit legten wir bereits nach einer halben Stunde in Messina an.

Vom Schiff aus fuhren wir Richtung Taormina. Obwohl wir die Autobahnen im Navi deaktiviert hatten, führte uns das Gerät prompt wieder auf die Schnellstraße. Beim Ticketautomaten funktionierte nichts, also fuhren wir ohne Ticket weiter.

Schon unterwegs erschreckten uns die riesigen Müllberge am Straßenrand – ein Thema, das uns auf Sizilien immer wieder begegnete. Kurz vor Taormina verließen wir die Autobahn und nahmen die Landstraße. Überall lagen unvorstellbare Mengen Müll am Straßenrand.

Taormina selbst ist für Wohnmobile gesperrt, und die engen, verstopften Gassen machten die Suche nach einem Supermarkt oder Stellplatz zu einer echten Herausforderung. Mit Hilfe von Google fanden wir schließlich einen Despar-Supermarkt, der in einer kaum sichtbaren Seitenstraße lag. Der Markt war zwar ordentlich, die Auswahl jedoch äußerst begrenzt – an Fleisch gab es gerade mal drei graue, abgepackte Hühnerteile. Also griffen wir zur Pasta mit Glassoße, geriebenem Parmesan und ein paar frischen Tomaten.

Direkt neben dem Supermarkt gab es eine Ecke, die offensichtlich als Müllablage genutzt wurde. Dort lebten sechs Katzen – nicht gerade ein einladender Anblick, vor allem da der ganze Bereich von Müll umgeben war. Überall in Taormina sah es ähnlich traurig aus.

Wir hatten mittlerweile genug von Sizilien, aber da es schon spät war, blieben wir am Ende der Straße über Nacht. Trotz der Hitze schliefen wir einigermaßen gut.

Am nächsten Morgen versorgten wir uns bei Lidl mit Frühstück und setzten die Fahrt fort. Die Straßen waren eng und verstopft, doch wir kamen bis nach Catania.

Von dort aus entschieden wir uns, ins Landesinnere zu fahren – doch der Müll an Straßenrändern und im Gebüsch verfolgte uns weiter. Menschen machten Picknick mitten im Wald, umgeben von alten Kühlschränken, kaputten Kindersitzen, Flaschen und Tüten – kein schöner Anblick.
Besonders skurril war eine Szene, die wir fotografisch festgehalten haben: Eine Frau stand tief versunken in der Beerenlese, als wäre sie in unberührter Natur – tatsächlich jedoch mitten in einer wilden Müllhalde. Das Bild wirkt fast surreal, wie ein Werbespot für „Bio direkt aus der Natur“, nur dass Kühlschränke und Plastiktüten im Hintergrund jede Romantik zuverlässig zunichtemachten.

Auf dem Weg besuchten wir eine kleine Ölpresse am Fuße des Ätna, die zwar von außen vielversprechend aussah, aber leider keinen Verkauf anbot – und auch der erhoffte Duft frisch gepresster Oliven blieb aus.

Anschließend fuhren wir zum Ätna, um uns die Beine zu vertreten. Dort gab es einige Souvenirstände, an denen wir Kleinigkeiten aus Lava (oder eher aus China) erstanden, und nahmen ein Stück schwarzen Lavastein mit.

Zurück beim Wohnmobil entdeckten wir einen Strafzettel am Scheibenwischer. Obwohl kein Parkwächter zu sehen war, schienen sie hier plötzlich wie Pilze aus dem Boden zu schießen.

Wir fuhren weiter und nahmen den Weg über die Lavafelder vom Berg hinunter. Dabei passierten wir die Seilbahnstation zum Ätna. Eine Fahrt kostete rund 30 Euro, und der Andrang war enorm – viele Busse und volle Kabinen.

Trotz der Hitze gefiel uns Sizilien nicht. Überall Müll, enge Straßen, und kaum Platz. Auf der Nordseite der Insel, auf dem Weg Richtung Palermo, machten wir einen Stopp, um die gegenüberliegenden Liparischen Inseln zu sehen. Doch auch hier war das Bild trist: An den Klippen zum Meer wurden tonnenweise Müll und ausgediente Geräte entsorgt.

Wir hatten genug und entschieden, das Thema Sizilien abzuhaken. Zurück ging es mit der Fähre nach Messina. Dort warteten wir nicht lange und setzten aufs Festland über. Die Fähre erreichte den Hafen jedoch erst bei Dunkelheit. Nun hieß es, einen Stellplatz zu finden und idealerweise ein geöffnetes Restaurant.

Wir hatten Glück: Auf dem Monte Sant’Elia fanden wir nicht nur einen tollen Stellplatz mit herrlicher Sicht auf Sizilien und die Liparischen Inseln, sondern auch eine Pizzeria (Pizzeria Barone) nur wenige Meter entfernt. Wir waren die einzigen Gäste, doch die Pizza war grandios und günstig. Das Bier schmeckte wie lange nicht mehr, und wir schliefen hervorragend.

Am Morgen genossen wir den Blick auf Sizilien und die Inselgruppe, die sich im Dunst versteckte.

Da uns der Wetterbericht für zuhause kaltes Wetter versprach, blieben wir noch etwas im Süden Italiens. Wir fuhren durch die Landschaft des Sila-Nationalparks – für uns ein ganz normaler Anblick, aber sicher etwas Besonderes für Italiener: grüne Berge und Wälder.

Ein echtes Highlight war das Thermalbad Vasca pubblica di Caronte. Dort fanden wir einen großen Parkplatz, auf dem uns schon ein „Dauercamper“ aus Deutschland erwartete, froh endlich jemanden zum Reden zu haben. Wir setzten uns ins fast heiße Wasser und genossen die wohltuende Wärme. So entspannt wurden wir vom Bad, dass wir danach erst einmal schlafen mussten.

In Catanzaro, der Hauptstadt Kalabriens, fanden wir einen großen Parkplatz, auf dem wir später auch übernachteten. Dort befindet sich die untere Haltestelle der Zahnradbahn, die in die Altstadt fährt. Leider war niemand vor Ort, sodass wir die Fahrkarten selbst erkunden mussten. Die Stadt präsentierte sich typisch italienisch – schön, aber nichts Außergewöhnliches. Nach einem kleinen Bummel und bei einsetzender Kälte fuhren wir wieder hinunter.

Viel mehr gab es nicht zu entdecken, und so traten wir die Rückreise an.

Am 1. November 2023 erreichten wir die Amalfi-Küste bei strömendem Regen und beschlossen, sofort weiterzufahren. Leider war in Italien Feiertag, sodass wir nicht einmal die berühmten Zitronen kaufen konnten.

Das Wetter wurde schlechter, der Regen hörte nicht auf, und der Wetterbericht meldete ein Orkantief über Europa. In Frankreich gab es eine 20 Meter hohe Flutwelle, in Südtirol trat die Etsch über die Ufer, und wir mussten noch über die Berge.

Beim Überqueren von Brücken sahen wir angeschwollene, braune Flüsse weit über die Ufer treten – beeindruckend und ein bisschen beängstigend zugleich.

Am 3. November 2023 fuhren wir die letzte Etappe nach Hause. Über den Brenner lag Schnee, und am Straßenrand türmte sich das Weiß in dicken Haufen.

Nach 10 Tagen endete unsere späte Reise.

Unser Fazit:

Unsere Herbsttour nach Sizilien hätte unter dem Motto „Schöne Aussichten – wenn man den Müll ausblendet“ stehen können. Schon die Anreise war geprägt von grauem Himmel, Regen und langen Autobahnetappen, was uns immerhin zügig ans Ziel brachte. Dort erwartete uns jedoch nicht das erhoffte Postkartenidyll, sondern eine Insel, die landschaftlich durchaus Potenzial hat, es aber hinter meterhohen Müllbergen versteckt. Enge Straßen, knifflige Stellplatzsuche und eine eher mäßige Lebensmittelqualität taten ihr Übriges, um unsere Begeisterung im Rahmen zu halten. Kleine Lichtblicke wie Arancini, der Ätna-Ausflug und einzelne schöne Panoramen waren da eher die Ausnahme als die Regel.

Interessanterweise begann der angenehmere Teil der Reise, als wir Sizilien den Rücken kehrten. Auf dem Festland boten der Blick vom Monte Sant’Elia, das entspannende Thermalbad von Caronte und die grünen Hügel des Sila-Nationalparks genau die Erholung, die wir auf der Insel vermisst hatten. Unterm Strich bleibt eine Tour voller Erfahrungen, die wir so nicht unbedingt wiederholen möchten – aber auch voller Geschichten, die man nur unterwegs erlebt: vom Maserati-Leichenwagen im Auffahrunfall bis zur Pizza in der leeren Dorfgaststätte, die schmeckte wie ein kleines Stück Glück. Sizilien ist für uns abgehakt, aber die Erinnerung daran wird wohl bleiben – nicht zuletzt wegen des Mülls.

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Italien – Toskana – Oktober 2022

 

Im Oktober machten wir uns auf den Weg in die Toskana – eine bewusste Entscheidung, um die Region in aller Ruhe zu erleben, fernab vom sommerlichen Touristentrubel. Die Landschaft zeigte sich bereits in herbstlichen Farben: sanfte Hügel in warmen Braun- und Goldtönen, leuchtende Weinreben, Olivenhaine – und hier und da noch ein letzter Hauch von Sommer. Es war die perfekte Zeit, um durch kleine Orte zu schlendern, die Stille zu genießen und die Toskana von ihrer gelassenen, ursprünglichen Seite kennenzulernen. Der Herbst verleiht der Region eine besondere Stimmung, die man einmal erlebt haben sollte.

Wer durch die Toskana fährt, versteht schnell, warum diese Landschaft so oft fotografiert, gemalt und beschrieben wurde. Sanfte Hügel rollen sich bis zum Horizont, durchzogen von schmalen Zypressenreihen, die wie sorgfältig gesetzte Pinselhiebe wirken. Dazwischen tauchen Landgüter und Bauernhäuser auf, oft in warmen Ocker- und Terrakottatönen, eingebettet in Felder und Olivenhaine. Die Straßen schlängeln sich – mal staubig, mal von Pinien gesäumt – durch diese beinahe filmreife Kulisse. Alles wirkt gleichzeitig ruhig und kraftvoll – ein Ort, an dem die Zeit langsamer zu laufen scheint.

 

Besonders ins Auge fielen uns die majestätischen Schirmkiefern. Mit ihren weit ausladenden Kronen prägen sie das typische Landschaftsbild der Toskana. Robust, genügsam und voller mediterranem Flair – sie sind mehr als nur Schattenspender, sondern echte Klassiker des Südens.

Ein unerwartetes Highlight waren die vielen alten Türen: verwittertes Holz, abblätternde Farbe, umrahmt von Naturstein und oft verziert mit wildem Wein oder Efeu. Jede schien ein kleines Kunstwerk – schlicht, aber voller Charakter. Man fragt sich unweigerlich, welche Geschichten sich hinter ihnen verbergen. Für uns wurden sie zum Sinnbild für die Authentizität und das jahrhundertealte Lebensgefühl der Region.

Ein besonderes Erlebnis war die Fahrt mit der historischen Standseilbahn Funicolare di Montecatini, die seit 1898 gemütlich den Hang hinauf nach Montecatini Alto fährt. Die kleine rote Bahn, die durch einen dunklen Tunnel tuckert, bietet schöne Ausblicke auf die Dächer der Stadt und die Hügellandschaft ringsum. Oben angekommen lädt der kleine Ort mit seinen Gassen, Panoramablicken und Cafés zum Verweilen ein – charmant, ruhig und ein bisschen wie aus der Zeit gefallen.

Auch San Gimignano war ein Höhepunkt. Durch das beeindruckende Stadttor Porta San Giovanni aus dem 13. Jahrhundert betraten wir die Stadt. Die mittelalterlichen Gassen, die markanten Türme und das lebendige Zentrum versetzen einen sofort in eine andere Zeit. Geschichte und Gegenwart treffen hier auf besonders stimmige Weise zusammen. Für uns ein absolutes Muss auf jeder Toskana-Herbstreise.

Ein klarer Vorteil dieser Jahreszeit: die touristischen Hotspots sind angenehm leer. So konnten wir Landschaft, Städte und Stimmungen ganz in Ruhe auf uns wirken lassen. Die kühleren Temperaturen und das weiche Nachmittagslicht machten jeden Spaziergang und jeden Fotostopp besonders. Die Kombination aus goldenen Weinbergen, rauchigen Olivenhainen und mildem Klima verleiht der Region im Herbst eine unvergleichliche Atmosphäre.

Unser Fazit: 

Der Herbst in der Toskana ist für uns unschlagbar – eine gelungene Mischung aus Kultur, Natur und Ruhe. Die warmen Farben, die angenehme Stille und das besondere Licht schenken der Region eine Tiefe, die man im Sommer oft vergeblich sucht. Es ist die ideale Zeit, um das echte Gesicht der Toskana kennenzulernen – abseits der Massen und mit viel Raum für Entdeckungen.

Wer die Region in ihrer authentischsten Form erleben möchte, sollte den Herbst wählen. Die angenehmen Temperaturen, die klaren Farben und die entspannten Begegnungen machen diese Jahreszeit für uns zum besten Moment, um die toskanische Lebensart wirklich zu spüren – still, gelassen und voller Charakter.

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Rumänien & Kroatien – September 2022

 

Ende August machten wir uns voller Vorfreude auf den Weg nach Rumänien, um eine große Rundreise durch dieses faszinierende Land zu unternehmen. Die Vorbereitungen hatten uns schon neugierig gemacht auf die vielfältigen Landschaften, die reiche Geschichte und die lebendige Kultur, die uns dort erwarteten. Mit dem Ziel, nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten zu erkunden, sondern auch abseits der Haupttouristenpfade authentische Eindrücke zu sammeln, starteten wir unsere Reise in Richtung Südosten Europas. Die Anreise führte uns zunächst vorbei an Zagreb nach Osijek in Kroatien. Von dort fuhren wir weiter durch Serbien, vorbei an Novi Sad, bis nach Bela Crkva – dem ersten Etappenziel in Grenznähe zu Rumänien.

Ab hier folgten wir der Donau flussaufwärts – eine Strecke, die landschaftlich zunehmend spannender wurde.

Ab hier folgten wir der Donau flussaufwärts – eine Strecke, die landschaftlich zunehmend spannender wurde. Die imposanten Flusslandschaften, umrahmt von sanften Hügeln und dichten Wäldern, verliehen der Reise eine besondere Atmosphäre. Unterwegs gönnten wir uns eine Portion Mici, die typischen rumänischen Fleischröllchen, die wir von einem Straßenstand probierten. Während wir unser Essen genossen, hatten wir Gesellschaft von einigen streunenden Hunden, die hoffnungsvoll auf ein paar Essensreste warteten – notfalls taten es auch ein paar trockene Brotstücke, die wir dabei hatten.

Besonders eindrucksvoll wurde die Strecke, als wir das sogenannte „Eiserne Tor“ erreichten – eine markante Engstelle der Donau an der Grenze zwischen Rumänien und Serbien.

Hier befindet sich das imposante Felsrelief des Dakerkönigs Decebalus, mit 40 Metern Höhe die größte Fels-Skulptur Europas. Dieses monumentale Werk wurde zwischen 1994 und 2004 im Auftrag des rumänischen Industriellen Iosif Constantin Drăgan von einem Team Bildhauer in den Fels gemeißelt. Unterhalb der Skulptur befindet sich die Inschrift „DECEBALUS REX – DRAGAN FECIT“. Die Darstellung hat nicht nur eine große historische Bedeutung, sondern ist auch ein eindrucksvolles Symbol der Region und ein beliebtes Fotomotiv.

Nach dem Besuch am Eisernen Tor setzten wir unsere Fahrt entlang der Donau fort, immer entlang der serbischen Grenze. Unser nächstes Ziel war Târgu Jiu, doch das Wetter zeigte sich von seiner schlechten Seite – es regnete unaufhörlich, die Temperaturen sanken und die Landschaft wirkte grau und trist.

Nach reiflicher Überlegung entschieden wir schweren Herzens, die Rumänienreise vorzeitig abzubrechen. Das schlechte Wetter und die eingeschränkten Möglichkeiten zum Erkunden ließen wenig Raum für weitere Entdeckungen.

Stattdessen änderten wir unseren Plan und setzten die Fahrt fort – diesmal durch Bulgarien, Serbien und Bosnien-Herzegowina bis nach Dubrovnik und schließlich weiter auf die kroatische Insel Murter. Diese Richtungsänderung brachte uns wieder Sonne, milderes Klima und eine entspanntere Atmosphäre.

Wir folgten dabei auch ein Stück der Tara, eines beeindruckenden Flusses, der für seine tief eingeschnittene Schlucht und die zahlreichen Möglichkeiten zum Rafting bekannt ist. An der Straße wurden diverse Touren angeboten, doch aufgrund der starken Regenfälle war an diesem Tag kein Wassersport möglich. Die Straße selbst präsentierte sich stellenweise in schlechtem Zustand, ausgewaschen und mit vielen Schlaglöchern.

An einer der Raftingstationen entdeckten wir eine kleine Gruppe zutraulicher, freilaufender Esel. Die Tiere ließen sich bereitwillig mit altem Brot füttern, das wir zufällig im Auto hatten – ein unerwartet herzlicher und berührender Moment mitten in der wilden, regennassen Landschaft der Tara-Schlucht.

Anschließend überquerten wir eine abenteuerliche, klapprige Brücke, die sich über die beeindruckende Tara-Schlucht spannte – eine der tiefsten Schluchten Europas. Der Blick von dort war atemberaubend: schroffe Felswände, das grün schimmernde Wasser des Flusses und die unberührte Natur unter uns boten ein Naturschauspiel der besonderen Art.

Unsere Fahrt ging weiter über kurvenreiche Bergstraßen, die sich durch dichte Wälder und grüne Täler schlängelten.

Kurz darauf erreichten wir den Perućac-Stausee an der Grenze zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina, bevor wir den Kravica-Park ansteuerten, der für seine spektakulären Wasserfälle bekannt ist. Vom Parkplatz aus machten wir eine angenehme Wanderung durch schattige Wälder und über gut ausgebaute Wege bis zu den Wasserfällen. Das Wasser stürzte in mehreren Kaskaden mit tosendem Geräusch in ein natürliches Becken – ein wunderbarer Ort, um die Kraft der Natur zu erleben.

 

Auf unserer Weiterfahrt überquerten wir eine Brücke, die den Skadarsee an der Grenze zwischen Montenegro und Albanien überspannt. Kurz darauf erreichten wir Virpazar, eine kleine Ortschaft auf montenegrinischer Seite direkt am Ufer des Sees. Von dort aus starten regelmäßig Ausflugsboote, die Besuchern erlauben, den See und die umliegende vielfältige Natur zu erkunden – ein Paradies für Naturliebhaber und Vogelfreunde.

Nach der Wanderung setzten wir unsere Fahrt fort und erreichten nach einigen weiteren Etappen schließlich die kroatische Insel Murter. 

Dort verbrachten wir einige Tage auf einem Campingplatz, nutzten die Zeit zur Erholung, hörten gemeinsam Hörbücher und genossen das sommerliche Wetter. Trotz der Ruhe stellte sich nach einigen Tagen eine gewisse Langeweile ein, zumal wir mit Sonnenbränden zu kämpfen hatten.

Deshalb entschieden wir uns, die Heimreise früher als geplant anzutreten – aber nicht auf direktem Weg. Stattdessen gestalteten wir die Rückfahrt als Island-Hopping, indem wir mit verschiedenen Fähren mehrere kroatische Inseln besuchten und jeweils vor Ort übernachteten. Unterwegs genossen wir die regionale Küche und ließen uns typische kroatische Gerichte schmecken.

Nach mehreren abwechslungsreichen Etappen erreichten wir schließlich den Norden Kroatiens, von wo aus wir die eigentliche Heimreise antraten. Rückblickend war die Reise trotz der wetterbedingten Planänderung eine spannende Mischung aus Naturerlebnissen, kulturellen Highlights und entspannten Momenten, die uns tiefere Einblicke in diese facettenreiche Region ermöglicht haben.

Unser Fazit:

Unsere Reise durch Rumänien und die angrenzenden Länder hat uns auf vielfältige Weise beeindruckt. Besonders die grandiosen Landschaften entlang der Donau, die spektakulären Schluchten und Wasserfälle sowie die herzlichen Begegnungen mit Tieren und Menschen bleiben uns in lebhafter Erinnerung. Auch wenn das Wetter unsere ursprünglichen Pläne durchkreuzte und wir die Rumänien-Etappe vorzeitig beenden mussten, hat uns der Umweg durch den Balkan und die anschließenden Inselbesuche eine wunderbare Balance aus Abenteuer und Erholung geboten. Diese Reise zeigte uns einmal mehr, wie unvorhersehbar und facettenreich das Reisen sein kann – und wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und offen für neue Erfahrungen.

Vor allem die Kombination aus rauer Natur, historischen Stätten und lebendiger Kultur macht die Region einzigartig. Die Eindrücke von der beeindruckenden Skulptur des Dakerkönigs Decebalus, die unvergesslichen Naturschauplätze der Tara-Schlucht und die entspannte Atmosphäre auf den kroatischen Inseln haben uns nachhaltig berührt. Mit vielen schönen Erinnerungen und neuen Geschichten im Gepäck freuen wir uns schon auf die nächste Reise – vielleicht dann wieder bei besserem Wetter in Rumänien.

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Nordsee – Juni 2022

 

Im Juni 2022 war es wieder so weit: Wir gönnten uns zwei Wochen bewusste Auszeit an der Nordsee – genauer gesagt in Butjadingen. Unser Ziel war klar: entspannen, durchatmen und die Pollen zu Hause lassen. Das Reizklima der Nordsee, die klare, salzige Luft und die angenehme Ruhe vor Ort waren Balsam für Allergiker und Erholungssuchende.

Ein Urlaub an der Nordsee ist für uns weit mehr als eine Reise ans Meer – es ist wie ein großes, tiefes Durchatmen. Die salzige Luft, das weite Watt und der ewige Wind wirken wie ein Reset-Knopf für Körper und Geist. Kein Wunder, dass es uns immer wieder an die Küste zieht: Die Ruhe, die klare Luft und das einfache Abschalten machen die Nordsee für uns zu einem Ort der echten Erholung.

 

Unser Basislager: das Hotel Butjadinger Tor. Freundlicher Service, gemütliche Zimmer und jeden Abend ein Menü, das uns nach einem erlebnisreichen Tag den kulinarischen Abschluss versüßte. Die Küche war frisch, regional und überraschend abwechslungsreich – der perfekte Kontrast zum norddeutschen Wetter, das ja bekanntermaßen für alles offen ist.

Zwischen Jadebusen und Nordsee liegt die Gemeinde Butjadingen – ruhig, weitläufig und überraschend vielfältig. Hier bestimmen Deiche, Schafe und eine frische Brise den Alltag. Für Allergiker ist die Gegend ein echter Geheimtipp: Die salzhaltige Luft der Nordsee wirkt wohltuend und schafft Raum zum Durchatmen.

Ein Klassiker, der bei einem Nordseeurlaub nicht fehlen darf: die Wattwanderung. Bei Ebbe geht’s raus ins Watt – mit fachkundiger Begleitung und Gummistiefeln. Unser Highlight: eine Gruppe Seehunde, die uns aus sicherer Entfernung beobachtete. Wer braucht schon Safari, wenn’s das Watt gibt?

Bei einem Spaziergang entlang des Deichs wurden wir von der Nordsee überrascht – die Flut kam schneller als gedacht. Plötzlich war der Weg überflutet, die Schuhe nass, die Stimmung aber bestens. Ein kleines Abenteuer, das uns die Kraft und Launenhaftigkeit des Meeres hautnah erleben ließ.

 

Ohne sie geht’s nicht: Die Deichschafe sind charmante Landschaftspfleger und spielen eine wichtige Rolle im Küstenschutz. Sie halten das Gras kurz und sorgen so für stabile Deiche. Ganz nebenbei bringen sie ein bisschen Landidylle in die oft windgepeitschte Nordseelandschaft.

Spaziergänge am Deich gehören für uns zum Pflichtprogramm. Ob bei Sonne oder Wind – der Blick auf Wasser, Schafe und Horizont ist unbezahlbar. Es ist diese Mischung aus Weite, Bewegung und norddeutscher Frische, die den Kopf freimacht und den Alltag auf Abstand hält.

 

 

Ein echtes Highlight war unsere Schifffahrt entlang der Nordseeküste. Vorbei an Leuchttürmen, Seehundbänken und maritimer Kulisse glitten wir durch eine Szenerie, die Ruhe und Staunen zugleich auslöste. Besonders die Seehunde machten diesen Ausflug zu einem Erlebnis, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Während unserer Schifffahrt fielen uns besonders die Leuchttürme ins Auge, die stolz an der Küste stehen oder einsam mitten im Wasser thronen. Sie sind nicht nur wichtige Navigationspunkte für die Schifffahrt, sondern auch echte Charakterköpfe der Küstenlandschaft. Jeder Leuchtturm hat seine eigene Geschichte und Ausstrahlung – mal rot-weiß gestreift, mal in schlichtem Grau, aber immer ein Symbol für Orientierung und Sicherheit.

Ebenfalls beeindruckend: die Offshore-Anlagen mitten in der Nordsee. Wie stählerne Inseln ragen Windräder und Plattformen aus dem Wasser und zeigen eindrucksvoll, wie moderne Technik mit der Natur koexistiert. Ein Anblick, der Staunen lässt – und ein bisschen Science-Fiction-Flair aufkommen lässt.

Die Seehundbänke sind ein faszinierendes Naturphänomen. Bei Ebbe ragen sie aus dem Wasser und bieten Seehunden Platz zum Ruhen und Spielen. Vom Schiff aus konnten wir sie beobachten – ein Moment voller Ruhe und Respekt vor der Natur.

Die Seehunde waren für uns das absolute Highlight der Nordsee-Schifffahrt. Schon von Weitem konnten wir die kleinen Gruppen auf den Sandbänken erkennen – entspannt, träge und mit dieser beneidenswerten Gelassenheit, die nur Tiere am Meer haben. Manche dösten in der Sonne, andere reckten neugierig die Köpfe in unsere Richtung, als wollten sie prüfen, was da übers Wasser tuckert.

Ein besonders berührender Ausflug führte uns zur Seehundstation im Nationalpark-Haus in Norden. Hier werden verwaiste oder verletzte Robben gepflegt und wieder in die Nordsee entlassen. Eine tolle Einrichtung, die zeigt, wie sensibel das Ökosystem Wattenmeer ist.

Neben viel Natur erkundeten wir auch Städte wie Bremerhaven, Cuxhaven, Bremen, Jever und Groningen. Ob Museen, Altstädte oder einfach mal ein Kaffee mit Blick aufs Wasser – die Nordseeregion bietet eine schöne Mischung aus Kultur und Entspannung.

Unser Fazit:

Die Nordsee hat uns mit ihrer frischen, salzhaltigen Luft und der weiten, ruhigen Landschaft genau das gegeben, was wir gesucht haben: echte Erholung und neue Energie. Die Kombination aus Naturerlebnissen wie Wattwanderungen, Seehundbeobachtungen und gemütlichen Spaziergängen am Deich machte den Urlaub zu einem besonderen Erlebnis.

Besonders das Reizklima ist für Allergiker ein großer Pluspunkt, und auch die regionale Küche sowie die freundliche Atmosphäre im Hotel haben unseren Aufenthalt perfekt abgerundet. Für uns ist die Nordsee ein Ort, an den wir immer wieder gern zurückkehren – ein echtes Stück Lebensqualität zum Durchatmen.

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Tschechien – Šumava – Oktober 2022

 

Wir reisen immer wieder gern nach Tschechien, besonders in den Šumava – nicht nur wegen des leckeren Essens, des hervorragenden Biers und der freundlichen Atmosphäre. Im Oktober bot sich ein kleiner Anlass: ein Geburtstag in der Familie. Das nahmen wir zum Vorwand, um dem Alltag zu entfliehen und ein Wochenende im Böhmerwald (Šumava) zu verbringen.

Der Böhmerwald gehört für uns zu den ruhigeren, weniger überlaufenen Reisezielen – genau das macht ihn so besonders. Mit seinen weiten Wäldern, klaren Bächen und abgelegenen Orten lädt die Region zum Entspannen und Wandern ein. Unser Ziel war wie so oft das kleine Dorf Modrava, mitten im Nationalpark Šumava gelegen.

Normalerweise übernachten wir im Hotel Modrava, wo wir uns in der Vergangenheit immer sehr wohl gefühlt haben. Diesmal wollten wir etwas Neues ausprobieren und entschieden uns für das Hotel Pivovar Lyer – eine Entscheidung, die sich leider als Fehlgriff herausstellte. Die Zimmer waren klein, die Fenster winzig und das gesamte Ambiente eher kühl. Auch das Essen konnte uns nicht überzeugen. Ein Lichtblick: Die hauseigene Brauerei hatte ein ordentliches Bier zu bieten. Beim nächsten Mal werden wir aber sicher wieder ins altbewährte Hotel Modrava zurückkehren.

Ein witziger Moment: Direkt gegenüber vom Hotel entdeckten wir ein Gehege mit echten Kängurus. Inmitten des herbstlichen Böhmerwaldes war dieser Anblick fast surreal – und sorgte für einen kleinen, unerwarteten Lacher. Wer hätte hier mitten in Tschechien mit australischen Beuteltieren gerechnet?

Leider spielte das Wetter überhaupt nicht mit. Bereits bei der Ankunft begann es zu regnen, und es hörte das ganze Wochenende über nicht auf. Geplante Wanderungen fielen buchstäblich ins Wasser. Stattdessen beschlossen wir, das Beste daraus zu machen und fuhren nach Pilsen ins Einkaufszentrum „Olympia“. Nicht unbedingt das, was man sich von einem Ausflug in den Nationalpark erhofft – aber immerhin war es trocken und warm, und ein paar neue Kleinigkeiten landeten in der Einkaufstasche.

Zum Abendessen kehrten wir zurück nach Modrava – allerdings nicht ins eigene Hotel, sondern wie gewohnt ins Hotel Modrava. Und dort war alles wie immer: gemütliche Stube, freundlicher Service und richtig gutes Essen. Ein kleiner Trost für den verregneten Tag und ein Grund mehr, das nächste Mal gleich dort zu buchen.

Unser Fazit:

Auch wenn dieser Kurztrip wetterbedingt etwas unspektakulär verlief, war er dennoch ein schöner Tapetenwechsel. Die ruhige Atmosphäre des Böhmerwaldes, das gemütliche Abendessen und die kleinen Überraschungen – wie die Kängurus im Nebel – gaben dem Wochenende doch noch einen besonderen Charakter.

Manchmal zeigen gerade die ruhigen Reisen, dass nicht immer viel passieren muss, damit man abschalten und neue Energie tanken kann. Und wenn es beim nächsten Mal wieder sonnig ist, stehen die Wanderwege rund um Modrava ganz oben auf unserer Liste.

Wir kommen auf jeden Fall wieder – dann hoffentlich bei besserem Wetter, mit Wanderschuhen im Gepäck und einem Tisch im Hotel Modrava reserviert.

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Sukkulenten im Schneckenhaus

Mini-Garten deluxe

Die Natur liefert nicht nur die besten Ideen, sondern oft gleich auch das passende Zubehör – zum Beispiel in Form von leeren Schneckenhäusern oder Muscheln. Eine besonders charmante Möglichkeit, natürliche Materialien kreativ wiederzuverwenden, ist das Bepflanzen mit Sukkulenten – wie hier mit Hauswurz (Sempervivum), einem echten Überlebenskünstler im Mini-Format.

Diese kleinen Pflanzen-Kunstwerke sind nicht nur pflegeleicht, sondern auch dekorativ – ob als Tischdeko, originelles Mitbringsel oder Blickfang auf Balkon, Fensterbrett oder im Garten. Wenig Aufwand, große Wirkung!

Ursprungsidee

Die Idee, Pflanzen in Muscheln oder Schneckenhäuser zu setzen, ist tatsächlich keine neue Erfindung. Schon in viktorianischer Zeit wurden die natürlichen Gefäße als Miniatur-Bühnen für botanische Schönheiten genutzt. Besonders in Küstenregionen waren solche Arrangements beliebte Sommerdeko – rustikal, romantisch und ein bisschen nostalgisch. Die Verbindung aus robuster Hülle und zartem Grün erzählt dabei ganz nebenbei eine schöne Geschichte: von Leben, das sich überall seinen Platz sucht.

 

Was du brauchst

  • Leere Muscheln oder Schneckengehäuse (idealerweise größer)

  • Kleine Sukkulenten, z. B. Hauswurz, Sedum oder Echeverien

  • Kakteenerde oder sandige Blumenerde

  • Optional: Pinzette oder Holzstäbchen zum Einsetzen

So geht’s

Reinigen: Spüle die Muscheln gründlich aus und lasse sie gut trocknen.

Vorbereiten: Gib eine kleine Portion Erde in die Öffnung der Muschel. Bei sehr kleinen Öffnungen genügt auch etwas Moos als „Erdersatz“.

Einsetzen: Setze die Mini-Sukkulente vorsichtig mit einer Pinzette oder den Fingern in die Öffnung. Drücke sie leicht an, damit sie Halt findet.

Platzieren: Arrangiere deine bepflanzten Muscheln auf einem Tablett, Gitter oder zwischen Steinen im Garten. Sie eignen sich besonders gut für sonnige Fensterbänke, Balkonkästen oder als Tischdeko.

Pflegetipps

  • Wenig gießen: Sukkulenten speichern Wasser und brauchen nur alle paar Wochen etwas Feuchtigkeit.

  • Viel Licht: Ein heller Standort ist ideal – direktes Sonnenlicht ist sogar willkommen.

  • Drinnen oder draußen: Die kleinen Arrangements eignen sich für den Innenbereich, können im Sommer aber auch draußen stehen. Frost vertragen sie jedoch nicht.

Unser Fazit:

Kleine Projekte mit großer Wirkung – genau das macht den Reiz solcher DIY-Ideen aus. Mit wenigen Materialien und etwas Fingerspitzengefühl entstehen dekorative Miniaturgärten, die sowohl drinnen als auch draußen eine gute Figur machen. Muscheln und Schneckenhäuser als Pflanzgefäß sind dabei nicht nur hübsch anzusehen, sondern auch ein schönes Beispiel dafür, wie sich Fundstücke aus dem Urlaub kreativ weiterverwenden lassen.

Ob als Mitbringsel, Tischdeko oder persönliche Erinnerung – diese bepflanzten Mini-Gefäße vereinen Natur, Nachhaltigkeit und Ästhetik auf kleinstem Raum. Sie sind schnell gemacht, langlebig und bringen ein Stück Urlaub und Leichtigkeit in den Alltag zurück. Wer also gerne sammelt, bastelt oder dekoriert, findet in dieser Idee eine charmante Möglichkeit, Strandfunde sinnvoll in Szene zu setzen.

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Orangenlikör selber machen

Likör geht einfach immer, oder? Ein kleines Gläschen nach dem Essen, ein Mitbringsel für Freunde oder ein selbst gemachtes Geschenk – süffige Liköre kommen immer gut an. Und das Beste: Du kannst sie ganz einfach selbst ansetzen. Mit ein bisschen Geduld, ein paar guten Zutaten und Lust am Ausprobieren zauberst du dir deine ganz persönliche Likör-Kreation.

Im Grunde brauchst du für Likör nur drei Dinge: Alkohol, Zucker und Geschmack. Das können Früchte, Kräuter oder Gewürze sein – was immer dir schmeckt. Besonders cool: Selbstgemachte Liköre sind viel intensiver im Aroma als viele gekaufte Varianten. Und du entscheidest selbst, ob dein Likör süß, fruchtig, kräftig oder ein bisschen ausgefallen schmecken soll.

Die Basis bildet fast immer eine klare Spirituose – also Wodka, Korn oder ein milder Schnaps. Die sind schön geschmacksneutral und lassen den anderen Zutaten den Vortritt. Wenn du’s etwas kräftiger magst, kannst du natürlich auch Rum, Whiskey oder Brandwein nehmen – je nachdem, was du gerade im Schrank hast oder was zur Frucht passt. Hier ein paar Kombi-Tipps:

🍒 Beeren + Korn = fruchtig und mild
🍑 Zwetschgen oder Pflaumen + Rum = schön würzig
🍋 Zitrusfrüchte + Wodka = erfrischend und klar
🍏 Äpfel oder Birnen + Whiskey = etwas herber, perfekt für den Herbst
🍐 Quitten oder Mirabellen + Obstbrand = feiner Klassiker

Dann kommt das, was den Geschmack ausmacht: Früchte, Gewürze, Kräuter – oder alles zusammen! Vanille, Zimt, Nelken, Ingwer oder sogar Chili geben deinem Likör eine besondere Note. Du kannst auch Kaffeebohnen, Minze oder Rosmarin mit in die Flasche geben – einfach mal ausprobieren. Die Möglichkeiten sind wirklich endlos, und du wirst schnell merken, was dir besonders liegt.

Falls du’s gerne etwas herber magst: Kräuterliköre sind auch richtig spannend. Schon im Mittelalter wurden Heilkräuter in Alkohol eingelegt – damals zur Konservierung, heute fürs gute Gefühl. Kräuterliköre werden auch heute noch gerne bei Verdauungsproblemen getrunken – der berühmte „Verdauungsschnaps“ also. Und selbst gemacht schmeckt der natürlich gleich doppelt gut.

Klar, ein bisschen Zeit musst du deinem Likör geben. Nach dem Ansetzen muss er mindestens zwei bis vier Wochen ziehen – manchmal auch länger. Aber keine Sorge, das geht ganz von allein. Einfach an einen dunklen, kühlen Ort stellen, ab und zu schütteln – und warten. Danach wird gefiltert, umgefüllt – und dann kannst du genießen oder verschenken.

Also: Schnapp dir ein paar Früchte, hol dir eine Flasche Wodka oder Korn, such ein schönes Glas – und leg einfach los. Du wirst sehen, wie viel Spaß das macht. Und beim nächsten Besuch kannst du stolz sagen: „Hab ich selbst gemacht!“ 😊

 

Zutaten für ca. 1 Liter Orangenlikör

  • 3–4 unbehandelte Bio-Orangen
    (du brauchst Saft und Schale – also bitte unbehandelt!)

  • 200–250 g Zucker
    (je nach gewünschter Süße, brauner Zucker gibt eine schöne Farbe)

  • 700 ml Wodka
    (geschmacksneutral, damit das Orangenaroma gut durchkommt)

  • 1 Vanilleschote
    (längs aufgeschnitten)

  • 3–5 Kaffeebohnen
    (optional, aber sie geben eine feine, warme Note)

  • 1 Zimtstange
    (passt super zu Orange).

So geht’s:

  1. Orangen vorbereiten:
    Schale von 2 Orangen dünn abschälen (ohne das Weiße!). Dann alle Orangen auspressen.

  2. Ansatz ansetzen:
    Den frisch gepressten Orangensaft, die Schalen, Zucker, Vanilleschote, Kaffeebohnen und Zimtstange in ein großes, sauberes Schraubglas geben. Mit dem Wodka auffüllen und gut durchschütteln.

  3. Ziehen lassen:
    Das Glas fest verschließen und 3–4 Wochen an einem dunklen, kühlen Ort ziehen lassen. Gelegentlich leicht schütteln, damit sich der Zucker gut löst und alles gut durchzieht.

  4. Abseihen & abfüllen:
    Nach der Ziehzeit alles durch ein feines Sieb oder ein Mulltuch filtern. In eine schöne Flasche füllen, beschriften – fertig!

Der Likör schmeckt pur auf Eis herrlich erfrischend – ein kleiner, feiner Genuss nach dem Essen oder einfach zwischendurch. Wenn du ihn im Sommer eisgekühlt servierst, ist er fast wie ein sonniger Kurzurlaub im Glas. Im Winter dagegen wärmt sein intensives Aroma wunderbar von innen – vielleicht mit einem Hauch Zimt oder Vanille, je nachdem, wie du ihn angesetzt hast.

Auch als Zutat im Dessert ist Orangenlikör ein echtes Highlight: Du kannst ihn zum Beispiel über Vanilleeis träufeln, in ein Schichtdessert geben, in Mousse au Chocolat oder Tiramisu einbauen oder einfach Obstsalat damit verfeinern. Ein Schuss im Kuchenteig – etwa bei Schokoladenkuchen – sorgt für ein richtig raffiniertes Aroma. Selbst Punsch oder Glühwein lässt sich damit wunderbar abrunden.

Und natürlich: als Geschenk macht dein selbstgemachter Orangenlikör richtig was her. Eine schöne Glasflasche, ein kleines Etikett mit liebevoller Beschriftung und vielleicht noch eine Schleife drum – fertig ist das perfekte Mitbringsel für Einladungen, Geburtstage oder Weihnachten. Es ist etwas Persönliches, Selbstgemachtes und zugleich unglaublich lecker. Wer freut sich da nicht über ein „flüssiges Dankeschön“?

Am Ende gilt wie so oft: Selbstgemacht schmeckt doppelt gut. Und mit deinem Likör holst du dir ein Stück Sonne ins Haus – oder verschenkst sie weiter.

Unser Fazit:

Selbstgemachter Likör ist mehr als nur ein Getränk – er ist Ausdruck von Kreativität, Individualität und Genussfreude. Mit nur wenigen Zutaten kannst du deine ganz eigene Rezeptur entwickeln, ganz nach deinem Geschmack und passend zur Saison. Ob fruchtig-süß, würzig-herb oder mit einem überraschenden Kick – beim Ansetzen sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt.

Besonders schön: Ein selbst gemachter Likör ist nicht nur lecker, sondern auch ein liebevolles Geschenk mit persönlicher Note. Er erinnert ein bisschen an den Sommer im Glas, passt aber genauso gut zur gemütlichen Winterzeit. Also: Ran an die Früchte, Flaschen raus – und mit ein bisschen Geduld entsteht ein feines Tröpfchen, das garantiert gut ankommt. Selbstgemacht schmeckt eben doppelt gut!

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