Es waren wieder ein paar arbeitsreiche Wochen vergangen, doch Ende August – während viele gerade aus dem Urlaub zurückkamen – starteten wir endlich wieder los. Unser Ziel: Rumänien.
Schon im letzten Jahr hatten wir einen Anlauf genommen, das Land zu erkunden. Damals machte uns jedoch das Wetter einen Strich durch die Rechnung, und so landeten wir nach ein paar Tagen über Bulgarien in Kroatien. Auch schön – aber diesmal wollten wir Rumänien wirklich erleben.
In den letzten Wochen hatte die Hitze mit über 40 Grad das Land im Griff. Wir hofften auf angenehmere Temperaturen, auch wenn wir insgeheim ahnten: Das Wetter hat auf Reisen seinen ganz eigenen Humor.
22. August
Unsere erste Übernachtung fanden wir ein Stück vor Wien, direkt an einem Sportplatz. Ruhig gelegen, bis in der Nacht ein Gewitter aufzog. Gegen zwei Uhr früh frischte der Wind auf, ein einzelner Blitz erhellte kurz den Himmel, und ein paar Regentropfen klopften ans Dach – das war’s dann aber auch schon mit der Dramatik.
Der nächste Morgen begann unter einem bewölkten Himmel. Ein letzter Tankstopp, dann ging es ohne weitere Unterbrechung durch Ungarn. An der rumänischen Grenze standen wir rund 30 Minuten im Stau. Danach kauften wir unterwegs online eine Vignette – und rollten mit dem sprichwörtlich letzten Tropfen Sprit zur Tankstelle.
Dort kam es zu einer kleinen Verwirrung: Bei der Kartenzahlung hakte es, doch der Tankwart half uns freundlich. Über Arad wollten wir in Richtung Sibiu weiterfahren, als uns kurz vor der Stadt ein Audi überholte. Der Beifahrer hing halb aus dem Fenster, winkte wild und bedeutete uns, rechts ranzufahren.
Zu unserer Überraschung sprang der Beifahrer heraus – es war der Tankwart! Offenbar hatten wir gar nicht bezahlt, weil man in Rumänien nicht direkt an der Zapfsäule mit Karte zahlen kann, sondern immer drinnen am Schalter. Also begleiteten wir die beiden zu einem Geldautomaten – der allerdings nicht funktionierte. Nach einigem Hin und Her und einer kleinen Tankstellen-Konferenz ging es weiter nach Arad, wo wir beim zweiten Automaten endlich Erfolg hatten. Wir beglichen die Rechnung und legten zur Beruhigung aller Beteiligten noch ein großzügiges Trinkgeld drauf.
Die Aktion hatte allerdings unseren Plan zerschossen: Statt über Lipova Richtung Sibiu landeten wir auf der Autobahn nach Timişoara – und dort gibt es bis kurz vor Făget keine Ausfahrt. Unser Vorhaben, gemütlich zu essen, musste also warten.
In Făget fanden wir schließlich ein Restaurant. Einheimische empfahlen uns das Hotel Padesul, und gegenüber – hinter einer beeindruckend großen Kirche – entdeckten wir einen ruhigen Stellplatz. Das Essen schmeckte hervorragend: Hauptgericht, Suppe, Salat sowie zwei Bier und ein Radler – alles zusammen umgerechnet 22 Euro. Die Nacht verlief friedlich, sofern man das gelegentliche Hundegebell nicht als Störung betrachtet.
Der Tag begann praktisch: Gleich um die Ecke vom Stellplatz gab es einen Penny, und nach einem kurzen Einkaufsstopp frühstückten wir entspannt auf dem Parkplatz. Dann ging es weiter über Deva nach Hunedoara.
Hier thront eine der größten und beeindruckendsten Burgen Rumäniens – die „Schwarze Burg“, wie das Kastell auch genannt wird.
Vor der imposanten Kulisse hatte man einen mittelalterlichen Markt aufgebaut, auf dem sich Besucher sogar im Schwertkampf ausprobieren konnten.
Daneben drängten sich Souvenirshops, deren Angebot irgendwo zwischen ritterlicher Romantik und asiatischem Plastikflair schwankte.
Im Ort selbst stießen wir auf ein Tal mit prachtvoll verzierten Häusern. Google wusste Rat: Roma-Villen – architektonische Kreativität ohne Grenzen und offenbar auch ohne Sparplan.
Von dort ging es weiter nach Hațeg, wo man Bisons bewundern kann. Stattdessen entschieden wir uns, ein Stück zurück nach Sebeș zu fahren, um die legendäre Transalpina unter die Räder zu nehmen. Mit vollem Tank starteten wir in die Berge: durch dichte Wälder, vorbei an Ausflugslokalen und kleinen Ständen, an denen Heidelbeeren, Himbeeren und Pfifferlinge feilgeboten wurden. Am Straßenrand trottete sogar ein ausgebüxtes Schwein, das ganz offensichtlich eigene Reisepläne hatte.
Später erreichten wir einen größeren Rastplatz, wo es Essensbuden mit Honig, Käse und natürlich köstlichen „Mititei“ gab – gegrillte Hackfleischröllchen, an denen wir selbstverständlich nicht vorbeifahren konnten.
Gestärkt ging es weiter bergauf. Die Straße schlängelte sich in endlosen Serpentinen am Bergrücken entlang, und mit jedem Höhenmeter wurde die Aussicht spektakulärer. Zwischendurch setzte leichter Regen ein – was die Picknickgäste am Straßenrand allerdings nicht im Geringsten störte. Wir begegneten wilden Eseln und kurz darauf mehreren Hirten, deren Schafherde die Straße so gründlich blockierte, dass wir fast Eintritt hätten zahlen können, um weiterzukommen.
Die letzten 40 Kilometer bis Novaci waren schnell erledigt. Für die Nacht fanden wir einen Platz auf der Strecke nach Râmnicu Vâlcea und gönnten uns zum Tagesabschluss eine Pizza und ein kleines Menü im Fast-Food-Restaurant – inklusive Bier und Radler für gerade einmal 12 Euro.
Am Morgen ging es weiter Richtung Râmnicu Vâlcea, dann am Fluss entlang nach Sibiu. Unterwegs passierten wir mehrere gut besuchte Thermalbäder, doch unser Ziel war klar: der Markt in Sibiu. Leider durchkreuzte ein zäher Stau unsere Pläne – über eine Stunde Stillstand bei sommerlicher Hitze. Damit war unsere Zeitplanung dahin, denn laut Reiseführer schloss der Markt am Sonntag bereits um 14 Uhr.
Also Plan B: Statt Gemüse und Käse aus Sibiu sollten es nun die Kirchenburgen Siebenbürgens werden. Über Cisnădie und Cisnădioara fuhren wir los, legten unterwegs aber erst einmal einen wohlverdienten Zwischenstopp für ein „Mici“ mit Brot und Senf ein – klein, aber oho.
Danach ging es weiter nach Cristian, wo uns laut unserem Wohnmobilführer ganze 80 Storchenpaare erwarten sollten. Vor Ort standen zwar reichlich Nester, aber bei 37 Grad zeigte sich nur ein einzelner Storch – vermutlich hatten die anderen gerade Wellness-Tag im klimatisierten Nest.
Über weitere ehemalige deutsche Siedlungen gelangten wir schließlich zur imposanten Kirchenburg von Biertan. Direkt nebenan lockte ein Restaurant, das uns mit kräftiger Gulaschsuppe, Nockerl und frischem Brot versorgte. Zum Dessert folgten üppige Pfannkuchen mit Schokolade, Honig und Nüssen. Köstlich, ja – aber mit 39 Euro auch der bisher teuerste Genuss unserer Reise.
Am Morgen rollten wir weiter nach Sighișoara, mit dem Ziel, es noch bis Brașov zu schaffen. Kurz hinter Bran legten wir einen Fotostopp am berühmten Dracula-Schloss ein – immerhin wollte man ja nicht sagen lassen, wir wären einfach vorbeigefahren. Drinnen waren wir allerdings nicht: Der Besucherandrang war so gewaltig und die Parkplatzsuche so aussichtslos, dass wir uns das Schlangestehen sparten. Manchmal ist die Legende eben spannender als das echte Schloss.
Nun stellte sich die Frage: Wohin als Nächstes? Statt wie geplant nach Buzău zu fahren, entschieden wir uns spontan für Pitești. Der Grund: die legendäre Transfăgărășan – diese Passstraße, die selbst Jeremy Clarkson ins Schwärmen brachte. Über verschlafene Landstraßen tuckerten wir in Richtung Einstieg und fanden kurz davor einen malerischen Fluss, der sich perfekt als Übernachtungsplatz anbot. Die Nacht war ruhig – fast zu ruhig – und wir fühlten uns bestens gerüstet für das kleine Abenteuer, das uns am kommenden Morgen erwartete.
Früh am Morgen starteten wir unsere Fahrt über die legendäre Transfăgărășan – und schon die ersten Kilometer waren ein Fest für die Augen. Links und rechts sattes Grün, dazwischen glitzernde Wasserläufe, und über allem lag dieses leise Knistern, das nur Bergstraßen haben.
Kaum hatten wir den Lacul Vidraru erreicht, kam die erste Überraschung: Hinter einer Kurve lag am Straßenrand seelenruhig ein Bär.
Ein Wagen vor uns hatte angehalten, um den pelzigen Straßenrandbewohner zu bestaunen. Als das Auto weiterfuhr, rollten wir langsam näher. Wir hielten gebührenden Abstand, zückten die Kamera und beobachteten ihn. Er wirkte völlig unbeeindruckt – fast so, als gehöre dieser Auftritt zu seiner täglichen Routine.
Nach einer Weile erhob sich der Bär gemächlich, setzte sich hin und ließ den Blick schweifen, als würde er überlegen, ob sich die Zweibeiner heute wohl großzügig zeigen. Dann stand er auf, trottete in aller Seelenruhe direkt an uns vorbei, drehte wieder um und kam zurück. Wir fuhren ein paar Meter vor – er folgte uns. Dann wechselte er die Straßenseite, lief wieder zurück, und das Ganze wiederholte sich noch ein paar Mal.
Es wirkte fast, als hätte er Spaß daran, uns ein bisschen zu beschäftigen – oder als würde er schlicht auf den nächsten „Drive-in-Service“ in Form einer zugeworfenen Mahlzeit warten. Schließlich setzten wir unsere Fahrt fort, während er gelassen am Straßenrand zurückblieb, wahrscheinlich in Erwartung der nächsten neugierigen Besucher.
Wir setzten unsere Fahrt über den abenteuerlichen Pass fort – Serpentine um Serpentine schraubten wir uns immer höher. Ganz oben, direkt vor einem Tunnel, entdeckten wir ein schweres Eisentor, mit dem man die Straße offenbar komplett absperren kann. Dahinter ging es wieder bergab – und zwar genauso kurvenreich wie zuvor. Am Hang stand eine riesige Schafherde, die uns aus sicherer Entfernung musterte, als wolle sie sagen: „Na, seid ihr auch auf Sommerfrische?“ Langsam tauchten wir aus der kargen Baumkronen-Zone wieder in sattes Waldgrün ein.
An einer Abzweigung entschieden wir spontan, die rund 40 Kilometer nach Sibiu zu fahren, um einen zweiten Versuch beim Markt zu wagen. Unter der Woche hatte er bis 20 Uhr geöffnet – also alles entspannt. Für schlappe 3 Lei parkten wir ein Stück entfernt und spazierten die kurze Strecke zu Fuß. Neben Gemüse gab es nicht viel zu entdecken, aber die Ausmaße mancher Früchte waren beeindruckend: Auberginen fast einen halben Meter lang, Tomaten in Kinderkopfgröße. Für ein Kilo Tomaten zahlte man je nach Zustand umgerechnet etwa einen Euro. Wir gönnten uns ein paar „Micis“ und ließen das bunte Markttreiben auf uns wirken.
Da ein normaler Wochentag war, hatte der Markt bis 20 Uhr auf und so schafften wir es sogar rechtzeitig zum Mittagessen. Für 3 Lei Parkgebühr standen wir ein Stück weg vom Markt und liefen die kurze Strecke. Neben Gemüse gab es nicht viel anderes. Wir aßen ein paar Micis und bewunderten die riesigen Auberginen, die fast einen halben Meter lang waren. Es gab auch Tomaten, die fast kindskopfgroß waren. Für ein Kilo Tomaten bezahlte man hier um 1 Euro je nach Zustand.
Nach gut einer Stunde erreichten wir wieder unser Wohnmobil – bei knapp 49 Grad Außentemperatur fühlte sich das schon wie eine sportliche Meisterleistung an. Nach einer kurzen Pause rollten wir weiter Richtung Brașov. Auf der Strecke nach Covasna entdeckten wir das Restaurant Paprika in Ozun: großer Biergarten vorne, Parkplatz hinten – perfekt als Nachtquartier. Das Essen war gut, wenn auch nicht gerade ein Schnäppchen: Etwas über 30 Euro für Speis und Trank. Währenddessen zogen Wolken auf, dann kam starker Regen, der so schnell verschwand, wie er gekommen war.
Später, zurück im Wohnmobil, regnete es in unregelmäßigen Intervallen weiter, begleitet von kräftigem Blitzen. Gegen Morgen weckte uns ein gewaltiger Donnerschlag – und das eigentliche Gewitter begann erst jetzt. Unter düsterem Himmel fuhren wir los und machten den ersten Stopp bei Lidl. Draußen goss es in Strömen, drinnen füllten wir den Kühlschrank.
Auf der Weiterfahrt regnete es zeitweise wie aus Eimern, der Himmel hing tief und wolkenverhangen. Wir rollten durch dichte Wälder in Richtung Covasna und weiter nach Băile Balvanyos. Die Abzweigung zum Lacul Sfântu Ana nahmen wir noch voller Vorfreude – nur um kurz darauf wieder umdrehen zu müssen, weil Zufahrt und Durchfahrt gesperrt waren. Also ging es zurück bis zur Kreuzung nach Bixad, wo wir unsere Route fortsetzten.
Schon nach wenigen Kilometern entdeckten wir am Straßenrand einen Bären, der gemütlich im Gras lag – daneben ein Auto, dessen Fahrer offenbar keine Angst kannte. Er stand nur wenige Meter entfernt und war eifrig damit beschäftigt, den Bären zu füttern. Immer wieder warf er ihm großzügige Portionen zu, während das Tier völlig unbeeindruckt liegen blieb. Kein Brummen, kein Aufstehen – fast so, als wäre das hier ein ganz normaler Mittagssnack.
Als der Mann sein Futterarsenal geleert hatte, stieg er ein und fuhr davon. Wir näherten uns ebenfalls, blieben aber auf unserer Spur und hielten einen respektvollen Abstand. Der Bär ließ sich auch von vorbeifahrenden Autos nicht stören. Einmal hielt ein Wagen direkt vor uns, der Fahrer stieg aus, warf schnell etwas zu und war ebenso schnell wieder im Auto – während der Bär gemächlich aufstand, sich die Leckerei holte und anschließend wieder auf seinen Platz trottete.
Wir beobachteten das Schauspiel eine ganze Weile, machten gefühlt hundert Fotos, bis der Bär irgendwann Anstalten machte, die Böschung hinunterzusteigen. Auf halbem Weg überlegte er es sich jedoch anders, drehte um und legte sich wieder hin. Für uns war das Signal klar: Zeit, weiterzufahren.
Noch waren wir dabei, das Erlebte zu verarbeiten, als wir auf der gegenüberliegenden Fahrbahn einen Bus entdeckten. Die Passagiere drängten sich an den Fenstern, hielten ihre Handys in die Höhe und zeigten aufgeregt nach unten in die Böschung. Wir warteten, bis der Bus weiterfuhr, und fuhren dann selbst an die Stelle.
Dort begegnete uns Bär Nummer drei – ein jüngerer, deutlich nervöserer Geselle. Er versuchte immer wieder, die steile Böschung zur Straße hochzuklettern, rutschte aber ab. Dann lief er ein Stück nach hinten, startete einen neuen Versuch, gab wieder auf und verschwand kurz aus unserem Blickfeld, nur um gleich wieder zu erscheinen. Im Gegensatz zu den vorherigen Bären wirkte er unruhig und angespannt, sodass wir beschlossen, ihm lieber nicht länger Gesellschaft zu leisten und unsere Fahrt fortzusetzen.
Nach nur wenigen Kurven tauchten schon die ersten Häuser auf – kaum zu glauben, dass wir nur wenige Kilometer von den Bären entfernt waren. In Bixad wurde uns erst richtig bewusst, wie nah diese Tiere an der Stadt leben. Wahnsinn!
Von dort aus führte uns die Strecke weiter bergauf nach Gheorgheni und durch die beeindruckende Bicaz-Schlucht, deren steile Felswände uns wie ein majestätisches steinernes Tor begrüßten. Kurz hinter Bicaz machten wir einen kleinen Abstecher zum Stausee und beschlossen, am Hafen zu bleiben. Direkt am Wasser fanden wir ein einladendes Restaurant mit Blick auf den See, italienischer Musik im Hintergrund und Preisen, bei denen man gern eine Portion mehr bestellt.
Die Nacht auf dem Parkplatz war angenehm kühl und ruhig. Am nächsten Morgen fuhren wir entlang des Stausees, vorbei an Bergen, dichten Wäldern und kleinen Ortschaften, bis wir Târgu Neamț erreichten.
Von dort ging es weiter nach Suceava, dem Ausgangspunkt unserer geplanten Kloster-Tour. Unser erster Halt war die kleine, aber sehr sehenswerte Kirche in Arbore, deren bunte Fresken uns bereits von außen willkommen hießen.
Über Solca führte uns der Weg nach Sucevița, wo wir auf dem großzügigen Parkplatz direkt am Kloster unser Nachtquartier einrichteten. Zuvor genossen wir ein Abendessen in einem kleinen Restaurant – eine gute Entscheidung, denn satt und zufrieden kehrten wir zum Stellplatz zurück.
Die Nacht war zwar angenehm kühl, aber alles andere als ruhig: In der Nähe fand eine Hochzeit statt, deren traditionelle Musik uns bis in die frühen Morgenstunden begleitete.
Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich sofort das Kloster besichtigen, doch die Parkplatzwächterin verlangte erst 15 Lei (etwa 3 Euro) für die Übernachtung. Glücklicherweise war beim Klosterbesuch niemand zum Kassieren da, sodass wir das beeindruckende Bauwerk ungestört und kostenfrei erkunden konnten.
Anschließend schlängelten wir uns über zahlreiche Serpentinen weiter nach Vatra Moldoviței, von dort über Vama nach Gura Humorului, wo wir schließlich das Kloster Humor besuchten. Für den Eintritt wurden 10 Lei pro Person fällig – ein kleiner Obolus für das, was uns erwartete.
Drinnen offenbarte sich ein wahres Kunstwerk: Die Innenräume sind mit farbenprächtigen Fresken geschmückt, die biblische Geschichten so lebendig erzählen, dass man fast glaubt, die Figuren könnten jeden Moment zum Leben erwachen. Wände, Decken und sogar die Eingangstore sind mit filigranen Malereien bedeckt – ein echtes Fest für die Kamera. Kein Wunder, dass wir uns hier lange aufhielten und immer wieder neue Details entdeckten.
Auf dem Rückweg führte uns die Route durch das idyllische Vatra Dornei, eingebettet in grüne Hügel und frische Bergluft. Weiter ging es kurvig durch dichte Wälder Richtung Borsa, wo uns die Natur mit klaren Bächen und beeindruckenden Bergpanoramen begeisterte.
Danach besuchten wir die Moldovița-Kirche, ein weiteres Juwel der Bukowina. Auch hier erwarteten uns bunte Fresken, die Außenwände waren wie mit einem Comic aus dem 16. Jahrhundert bemalt. Die Kirche strahlt eine ruhige, fast magische Atmosphäre aus – kein Wunder, dass sie zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Unsere Kameras glühten erneut, da jede Ecke faszinierende Details bot.
Schon ein Stück vor Borsa entdeckten wir am Straßenrand ein Schild zu einer Fischzucht. Neugierig bogen wir ab, und auf dem kleinen Parkplatz durften wir sogar über Nacht bleiben – ein Glücksgriff nach einem langen Reisetag. Das Highlight: Für kleines Geld gab es eine riesige, frisch gefangene Forelle, die so lecker war, dass wir fast vergaßen, noch weiterfahren zu wollen.
Die hölzernen Kirchen im Maramureș-Stil verzauberten uns sofort: Mit ihren hohen, spitzen Türmen sehen sie aus, als kämen sie direkt aus einem Märchenbuch. Rustikal, charmant und magisch – als hätten sie unzählige Geschichten aus dem Herzen der Karpaten erlebt.
An den Häusern dieser malerischen Region hängen überall Töpfe – und das ist keine bloße Dekoration. Diese Töpfe sind ein lebendiges Zeichen bevorstehender Hochzeiten oder Verlobungen. Es ist eine uralte Tradition, bei der die Töpfe nicht nur sichtbar befestigt, sondern auch laut angeschlagen werden, um Glück zu bringen und böse Geister zu vertreiben. So wird im Dorf Gemeinschaft spürbar, die Feierlaune geweckt und ein Stück gelebte Kultur lebendig gehalten.
Die geschnitzten Toreingänge in Rumänien sind einfach beeindruckend. Man spürt die Liebe zum Detail, die in jedes einzelne Tor eingeflossen ist. Jedes erzählt seine eigene Geschichte – mit filigranen Mustern, religiösen Motiven oder traditionellen Symbolen, die die Handwerkskunst der Region widerspiegeln. Es fühlt sich an, als würde man durch ein Kunstwerk schreiten, das nicht nur schön aussieht, sondern auch einen Teil rumänischer Kultur und Geschichte in sich trägt. Ein bisschen wie ein Märchen.
Die Holzkirchen in Rumänien, besonders in Maramureș, sind einzigartige Bauwerke mit hohen Türmen und kunstvollen Schnitzereien. Sie bestehen aus lokalem Holz und zeigen die meisterhafte Handwerkskunst der Region. Diese Kirchen sind nicht nur spirituelle Orte, sondern auch lebendige Zeugnisse traditioneller Kultur und Geschichte.
Die Mănăstirea Bârsana ist ein echtes Highlight – vor allem für Fans der Holzarchitektur. Die Klosterkirche wirkt, als hätte ein leidenschaftlicher Holzliebhaber sie persönlich gebaut, mit kunstvollen Schnitzereien und rustikalem Charme. Während unseres Besuchs konnten wir uns kaum sattsehen und stellten uns vor, wie viel Geduld und Liebe in jedes Detail geflossen sein muss. Ein Ort, der nicht nur spirituell beeindruckt, sondern auch optisch einiges hermacht – und dazu duftet es herrlich nach Holz. Ein unvergessliches Erlebnis.
Am Ende des Tages erreichten wir nahe der ukrainischen Grenze den „lustigen Friedhof“ Cimitirul Vesel. Dieser Friedhof überraschte uns: Statt düsterer Grabsteine empfingen uns knallbunte Holzkreuze mit frechen und witzigen Sprüchen über die Verstorbenen. Hier wird das Leben gefeiert – sogar nach dem letzten Atemzug. Ein charmanter, fast schon fröhlicher Umgang mit dem Tod, der zeigt, wie viel Gelassenheit und Humor die Menschen hier haben.
Der „Cimitirul Vesel“ in Săpânța ist ein Friedhof wie kein anderer: Statt düsteren Grabsteinen sieht man hier bunte Holzkreuze mit humorvollen und oft frechen Sprüchen über die Verstorbenen. Diese lebendige und fröhliche Art des Gedenkens zeigt, wie die Menschen hier den Tod mit Gelassenheit und einem Lachen feiern – ein faszinierendes Beispiel für gelebte Kultur und eine ganz besondere Stimmung.
Weiter ging es über Baia Mare nach Satu Mare. In einem Restaurant wartete neben uns eine Hochzeitsgesellschaft auf die Braut und ihre Familie. Als wir fertig waren, kam die Gesellschaft an, und wir zogen uns schnell in unser Wohnmobil zurück – eine Entscheidung, die wir später bereuten. Die ganze Nacht herrschte großes Halligalli, und erst gegen 7 Uhr morgens endete die Feier. Schlaf war Mangelware!
Am nächsten Morgen steuerten wir noch einmal Lidl an – das letzte Mal in Rumänien – bevor wir das Land endgültig verließen. Die Reise führte uns weiter durch Ungarn und die Slowakei, wo wir in Košice eine Pause zum Essen einlegten. Etwas außerhalb der Stadt fanden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz.
Von dort fuhren wir weiter über Poprad, durch den Nationalpark Tatra bis nach Zakopane in Polen. Die beeindruckende Landschaft begeisterte uns, doch in Bielsko-Biała merkten wir: Polen ist nicht ganz unser Ding. Am nächsten Tag setzten wir unsere Reise in die Tschechische Republik fort.
In Ostrava fanden wir eine urige tschechische Wirtschaft mit gemütlichem Garten, wo wir den Tag bei gutem Essen und frisch gezapftem Bier ausklingen ließen – genau das Richtige nach den vielen Kilometern auf der Straße.
Am nächsten Tag stand ein echtes Highlight auf dem Programm: die Brauerei Radegast in Nošovice bei Frýdek-Místek. Hier konnten wir hinter die Kulissen einer der bekanntesten tschechischen Biermarken blicken und erfuhren, wie das goldene Getränk gebraut wird. Für Bierliebhaber ein absolutes Muss!
Danach besuchten wir das Walachische Freilichtmuseum in Rožnov pod Radhoštěm. Dieses Museum bietet faszinierende Einblicke in das traditionelle Leben der Walachen, einer Bergvolksgruppe in der Region.
Über ein großes Areal verteilt stehen originalgetreu restaurierte Holzgebäude – von Bauernhöfen über Werkstätten bis zu kleinen Kirchen. Man fühlt sich fast wie in eine andere Zeit versetzt, während man durch die rustikalen Höfe schlendert und traditionelle Handwerkskunst beobachtet.
Das Museum ist nicht nur lehrreich, sondern auch unterhaltsam inszeniert und zeigt alte Bräuche und Feste der Karpatenbewohner.
Das Museum beeindruckt durch seine liebevoll gestalteten Originalgebäude, die das traditionelle Leben der Walachen authentisch widerspiegeln. Von Bauernhöfen über Werkstätten bis hin zu kleinen Kirchen – jedes Detail wurde sorgfältig restauriert und inszeniert. Beim Rundgang fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt und bekommt einen lebendigen Einblick in die Kultur, Handwerkskunst und Bräuche der Bergvolksgruppe.
Weiter ging es nach Brünn, wo wir die Starobrno Brauerei besuchten. Die Kombination aus Tradition und modernem Brauhandwerk beeindruckte uns sehr – und natürlich durfte eine Kostprobe nicht fehlen. Für Bierfans ist so eine Brauereibesichtigung immer ein Highlight.
Auf dem Heimweg legten wir noch eine entspannte Nacht in Modrava im Böhmerwald (Šumava) ein. Die frische Luft und die ruhige Atmosphäre waren genau das, was wir nach der langen Fahrt brauchten, bevor wir schließlich wieder zu Hause ankamen.
Nach gut zwei Wochen on the road kehrten wir zurück – mit vielen neuen Eindrücken, ein paar Kilometern mehr auf dem Tacho und definitiv Lust auf die nächste Reise.
Unser Fazit:
Unsere Reise durch Rumänien, die Slowakei, Polen und Tschechien war ein buntes Kaleidoskop aus faszinierenden Landschaften, lebendiger Kultur und herzlichen Begegnungen. Besonders die historischen Klöster mit ihren farbenprächtigen Fresken, die märchenhaften Holzkirchen im Maramureș-Stil und der ungewöhnliche „lustige Friedhof“ in Săpânța haben uns tief beeindruckt. Die Mischung aus Naturerlebnissen, kulinarischen Genüssen und kulturellen Highlights machte diese Tour zu einem unvergesslichen Abenteuer.
Trotz einiger kleiner Herausforderungen – von lauten Hochzeitsfeiern bis hin zu unterschiedlich empfundenen Regionen – haben wir jeden Moment genossen. Die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen, die wir trafen, sowie die vielfältigen Eindrücke haben unsere Perspektive erweitert und uns mit reichem kulturellem und emotionalem Gepäck nach Hause zurückkehren lassen. Wir freuen uns schon jetzt auf die nächste Reise und die neuen Geschichten, die darauf warten, entdeckt zu werden.