Die Wohnmobilreise in die Normandie stand schon lange auf unserer Wunschliste. Die Region im Norden Frankreichs lockte uns mit rauen Küsten, geschichtsträchtigen Orten wie dem Mont-Saint-Michel und charmanten Dörfern voller französischer Lebensart. Im Mai war es endlich so weit: Mit dem Wohnmobil starteten wir unsere Rundreise, um die Normandie flexibel und unabhängig zu entdecken. Von endlosen Stränden über grüne Bocage-Landschaften bis hin zu regionalen Spezialitäten – die Normandie erwies sich als ideales Ziel für Wohnmobilreisende, die Natur, Kultur und Kulinarik verbinden möchten.
Mitte Mai machten wir uns auf den Weg in die Normandie. Die Strecke führte uns quer durch Frankreich, vorbei an Feldern, kleinen Dörfern und sanften Hügeln. Je weiter wir kamen, desto spürbarer veränderte sich die Landschaft – und mit ihr die Atmosphäre.
Als wir schließlich die Atlantikküste erreichten, wirkte alles ein wenig rauer: die Luft salziger, der Himmel offener, das Licht klar und nüchtern. Ein anderer Rhythmus, der uns sofort verlangsamte.
In der Gegend um Fécamp erreichten wir die Küste und waren sofort beeindruckt von der rauen Schönheit der Landschaft. Gewaltige Felsen ragten aus dem Meer, die Wellen schlugen kraftvoll gegen die Steilküste, und der Wind trug den salzigen Duft des Atlantiks mit sich. Die Mischung aus dramatischer Natur und charmanten kleinen Küstenorten hatte sofort ihren Reiz. Von dort aus folgten wir der Küstenstraße, die sich in vielen Kurven an den Klippen entlangschlängelte und immer wieder atemberaubende Ausblicke auf das Meer freigab.


Entlang der normannischen Küste reihen sich gewaltige Kalksteinformationen, die unvermittelt aus dem Meer emporragen. Die steilen Klippen wirken beinahe unnahbar – besonders bei Ebbe zeigen sie ihre wahre Größe. Über lange Zeiträume haben Wind und Wellen eigenwillige Strukturen ins Gestein gefräst: Bögen, Höhlen, einzelne Säulen. Bei tiefstehender Sonne werfen diese Formen lange Schatten, und das Licht legt sich warm auf die hellen Felswände.
Der starke Kontrast zwischen den fast weißen Klippen und dem tiefblauen Wasser zieht unweigerlich den Blick auf sich. Besonders bei ruhigem Wetter und klarer Sicht entfaltet sich hier eine eindrucksvolle Szenerie. Die hellen, fast leuchtenden Felswände heben sich scharf vom dunklen Meer ab, während darüber der Himmel in sattem Blau liegt.
Auch abseits der Küste begegneten uns ruhige, eher unspektakuläre Eindrücke. Das kleine Dorf Camembert, das dem berühmten Käse seinen Namen gegeben hat, liegt eingebettet in eine leicht hügelige Landschaft.
Wir haben zwar keinen Käse probiert, fanden aber eine gewisse Zufriedenheit darin, diesen Ort einmal gesehen und einen Namen mit einem Bild verbunden zu haben.
Unterwegs begegnete uns eine bunte Vielfalt an Blumen am Wegesrand – Rosen in leuchtenden Farben, hohe Lilien, Margeriten und kugelige Alliumblüten. Sie brachten Farbe ins Grau und zeigten, wie überraschend schön selbst unscheinbare Strecken sein können.
Die Fahrt führte uns weiter entlang der Küste, vorbei an geschichtsträchtigen Stränden, an denen der Zweite Weltkrieg bis heute seine Spuren hinterlassen hat. Unser Ziel war Isigny-sur-Mer, ein Ort, der weniger durch seine Geschichte als durch seine Milchprodukte bekannt ist. Wir nutzten die Gelegenheit, um gesalzene Butter als kleines kulinarisches Mitbringsel mitzunehmen.
Leider zeigte sich das Wetter auf diesem Abschnitt wenig einladend. Anhaltender Regen drückte die Stimmung und ließ keine rechte Lust auf Erkundungen im Freien aufkommen. Nach kurzer Überlegung entschieden wir uns, dem grauen Himmel den Rücken zu kehren und dem sonnigen Süden entgegenzufahren.
Unsere Reise führte uns weiter quer durchs Land, teils entlang der Seine, bis wir schließlich die Provence erreichten. Nach vielen abwechslungsreichen Etappen lagen die ersten Hügel des Südens vor uns.
Doch wir waren zu früh für das große Schauspiel der Lavendelblüte – die Felder zeigten sich noch grün und unspektakulär. Wir beschlossen, den Besuch zu einem späteren Zeitpunkt zu wiederholen.
Stattdessen erfreuten wir uns an den ausgedehnten Mohnblumenwiesen, die sich leuchtend rot entlang der Felder und Straßen ausbreiteten. Auch ohne Lavendel beschenkte uns die Landschaft mit intensiven Farbtupfern und weichem Licht.
Auf dem Rückweg über die Pässe überraschte uns der Winter ein letztes Mal. Schnee lag noch meterhoch am Straßenrand, und die karge Hochgebirgslandschaft erinnerte eher an Februar als an Frühling. Die Fahrt durch diese stille, weiße Welt war eindrucksvoll – ein starker Kontrast zur blühenden Provence.
Nach knapp zwei Wochen ging unsere eher spontane und ungeplant große Frankreichrundfahrt damit zu Ende. Viele Eindrücke, unerwartete Erlebnisse und abwechslungsreiche Landschaften begleiteten uns – von der rauen Normandie über die Lavendelfelder der Provence bis hin zu verschneiten Alpenpässen.
Unser Fazit:
Unsere Reise durch die Normandie und den Süden Frankreichs hat uns mit ihrer Vielfalt tief beeindruckt. Die rauen Küsten, geschichtsträchtigen Orte und kulinarischen Entdeckungen bildeten eine eindrucksvolle Mischung, die besonders im Wohnmobil ihren Reiz entfaltet. Die Möglichkeit, flexibel auf Wetter und Stimmung zu reagieren, machte diese Rundfahrt lebendig und spontan – ganz nach unserem Geschmack. Auch wenn das Wetter nicht immer mitspielte, waren es gerade diese Wechsel zwischen Sonne, Wind und Regen, die den Charakter der Region so greifbar machten.
Ob der salzige Atlantik, die stille Schönheit kleiner Dörfer oder die leuchtenden Farben der Mohnblumen: Jede Etappe bot ihre ganz eigenen Höhepunkte. Auch der abrupte Wechsel in die verschneiten Hochalpen verlieh der Reise einen unerwarteten Abschluss. Für uns war es eine Fahrt voller Kontraste, Stimmungen und besonderer Begegnungen – und definitiv nicht die letzte Reise in diese Regionen Frankreichs. Beim nächsten Mal mit mehr Zeit – und zur Lavendelblüte!