Freiheit und Vorfreude
Unsere zweite Spanien-Rundreise beginnt mit großer Vorfreude – ein neuer Start, endlich wieder unterwegs, endlich wieder Freiheit auf vier Rädern!
Geplant war, Spanien mit dem Wohnmobil zu erkunden. Dabei lieben wir es besonders, abseits der typischen Touristenrouten unterwegs zu sein und dabei auch mal überraschende Entdeckungen zu machen – sei es ein versteckter Stellplatz, eine charmante Altstadt oder eine unberührte Landschaft.
Nachdem wir unsere erste Spanien-Rundreise im Februar coronabedingt abbrechen mussten, wagten wir Anfang März einen zweiten, diesmal erfolgreichen Anlauf.
Unsere Route führte uns über die Schweiz und weiter nach Frankreich. Die Fahrt war eher eintönig, da wir ausschließlich auf Autobahnen unterwegs waren. Doch nach einem langen Tag auf der Straße erreichten wir am Abend endlich unser erstes Ziel: den Stellplatz am Lac de Nantua.
Der See liegt idyllisch eingebettet zwischen bewaldeten Hügeln in den französischen Voralpen und versprüht eine ruhige, fast mystische Atmosphäre. Unser Stellplatz lag etwas versteckt am hinteren Teil des Sees – direkt an der Bahnlinie, aber dennoch absolut ruhig.
Von dort aus hatten wir einen wunderbaren Blick über den stillen See und die umliegenden Berge. Für uns war dieser Ort ideal, um den anstrengenden Reisetag entspannt ausklingen zu lassen – und gleichzeitig der perfekte Auftakt für unsere Reise durch Spanien mit dem Wohnmobil.
Die weitere Route unserer Wohnmobil-Rundreise durch Spanien führte uns durch Frankreich und schließlich über die Grenze nach Spanien. Unsere erste Anlaufstelle dort war das mittelalterliche Städtchen Aínsa, das wir schon von unserer ersten Reise vor ein paar Wochen kannten – und das sich sofort wieder vertraut anfühlte.
Wir wussten genau, wo wir hinwollten: ein großer, ruhiger Stellplatz nahe der Altstadt, mit freiem Blick auf die Berge, die sich am Abend in warmes Licht tauchten. Die Stimmung dort war friedlich, fast andächtig. Direkt an unserem Stellplatz stand ein Schild mit dem Hinweis, dass hier auch der berühmte Camino de Santiago verläuft – doch wir wollten nicht pilgern. Wir wollten Spanien mit dem Wohnmobil entdecken.
Das Wetter war freundlich, die Temperaturen noch frisch, aber es war trocken – man spürte bereits den nahenden Frühling.
Am nächsten Morgen verließen wir Aínsa und fuhren in Richtung Huesca, mit einem geplanten Abstecher zu den beeindruckenden Mallos de Riglos. Die Strecke dorthin war landschaftlich spektakulär: wilde, zerklüftete Berge, schäumende Gebirgsflüsse, enge Täler.
Viele der kleinen Seitenstraßen wirkten wie vergessene Pfade – teils mit fragwürdiger Beschilderung und abenteuerlichen, geradezu furchteinflößenden Tunneln, die aussahen, als hätte sie jemand mit der Spitzhacke aus dem Fels geschlagen. Genau solche Routen machen für uns den Reiz einer Wohnmobil-Rundreise durch Spanien aus.
Schon von weitem sahen wir sie: die leuchtenden, in rötlich-gelben Tönen schimmernden Felsen von Riglos, die wie riesige Flammen aus der Landschaft aufsteigen. Die markante Felsformation ragt bis zu 275 Meter steil in den Himmel – ein gewaltiger Anblick inmitten der spanischen Vorpyrenäen.
Auf den letzten Kilometern erreichten wir das winzige Dorf Riglos, das gerade einmal rund hundert Einwohner zählt. Aus der Ferne wirkt es wie eine Ansammlung von Puppenhäusern – winzig, fast surreal vor den gigantischen Felswänden. Vereinzelte Häuser ducken sich regelrecht unter die steil aufragenden Wände – sie wirken schutzlos klein unter dem imposanten Massiv.
Dann sahen wir sie: die ersten Geier, die lautlos am Himmel kreisten. Besonders beeindruckend waren die riesigen Gänsegeier, die in dieser Region in großer Zahl leben. Mit einer Spannweite von bis zu 2,70 Metern ziehen sie majestätisch ihre Kreise über den Felswänden – mit einer unglaublichen Leichtigkeit.
Neben den Gänsegeiern sollen hier auch Schmutzgeier leben – und mit etwas Glück kann man sogar den seltenen Bartgeier erspähen. Zwar gibt es in Riglos keine festen Geierpopulationen, doch es sind fast immer viele dieser geschützten Greifvögel zu beobachten – ein echtes Highlight für Naturliebhaber.
Aus der Ferne konnten wir das Brüten in den Felswänden nur erahnen, aber der Anblick dieser riesigen Vögel in freier Wildbahn hat etwas Erhabenes – fast Meditatives. Einzig schade, dass wir ihnen nicht näherkommen konnten. Andererseits wirkt es beinahe befremdlich, dass diese Felsen bei Wanderern und Kletterern so beliebt sind.
Die Felsentürme von Riglos am Río Gállego zählen zu den spektakulärsten Landschaften in Nordspanien. Besonders eindrucksvoll: eine einzelne Felsnadel, die wie ein gigantisches Schlangenmaul in den Himmel ragt. Es sah aus, als würden aus diesem Maul Geier aufsteigen – ein Anblick, der uns den Atem raubte.
Uralte Höhlenwohnungen am Wegesrand – Geschichte zum Anfassen
Nachdem wir uns schließlich vom beeindruckenden Anblick der Geier losreißen konnten, setzten wir unsere Wohnmobil-Route durch Nordspanien fort – und wurden direkt zur nächsten Entdeckung verführt: Höhlenwohnungen, die sich ganz unscheinbar am Wegesrand befanden.
In die weichen Sandsteinfelsen geschlagen, dienten diese Höhlen einst als einfache Behausungen oder Lagerräume. Wir hielten spontan an und ließen es uns nicht nehmen, sie aus der Nähe zu betrachten.
Die Stille an diesem Ort, kombiniert mit den schlichten, aber raffiniert angelegten Räumen, ließ erahnen, wie Menschen hier einst lebten – eng verbunden mit ihrer Umgebung, kreativ im Umgang mit dem, was ihnen die Natur bot.
Ohne touristisches Drumherum erzählen diese Höhlen im Sandstein heute still von einer Zeit, in der man sich mit einfachsten Mitteln an die Natur anpasste. Für uns war das ein kurzer, aber eindrücklicher Moment der Verbindung mit der Vergangenheit – ganz zufällig entdeckt, und gerade deshalb so besonders.
Abenteuerliche Fahrt durch die Foz de Biniés – Schluchtpanorama in Aragonien
Unser nächstes Ziel war die Foz de Biniés in der Provinz Huesca – eine spektakuläre Schlucht im Norden Aragoniens, durch die sich der Río Veral tief in das Kalkgestein geschnitten hat.
Die Straße durch die Klamm ist schmal, kurvenreich und führt teils durch in den Fels geschlagene Tunnel. Für Wohnmobilfahrer eine durchaus anspruchsvolle, aber lohnende Strecke. Immer wieder öffnet sich der Blick auf steile, beinahe senkrechte Felswände, die sich über uns auftürmen.
Mit etwas Glück lassen sich hier auch Gänsegeier in freier Wildbahn beobachten – ein Highlight für viele, die die Region besuchen. Leider war uns das Geierglück an diesem Tag nicht hold.
So erreichten wir das hintere Ende der Schlucht, wendeten dort und setzten unsere Reise fort – beeindruckt von der Natur, auch wenn sie sich diesmal etwas stiller präsentierte.
Verlorene Wege: Eine alte Steinbrücke am Wegesrand
Ebenso beeindruckend wie die wilden Schluchten war ein völlig unerwarteter Fund: eine verfallene Steinbrücke, die wir zufällig auf unserer Route entdeckten.
Ihre massiven Bögen, teils überwuchert von Pflanzen, wirkten verwittert – und doch fast trotzig in ihrer Standhaftigkeit. Diese alten Bauwerke gehörten einst zu den wichtigen Verkehrswegen der Region, lange bevor moderne Straßen und Stauseen die Landschaft veränderten.
Heute stehen solche vergessenen Brücken als stille Zeitzeugen in der Landschaft. Sie erzählen von früheren Zeiten, vom Wandel – und wirken dabei erstaunlich harmonisch, fast poetisch im Zusammenspiel mit der Natur.
Ein kurzer Halt – und doch einer, der in Erinnerung bleibt.
Zwischen Mandelbäumen, Burgen und Regen
Auf unserer Weiterfahrt über kleine Landstraßen durchquerten wir zahlreiche verschlafene Dörfer und Regionen, die noch ihre Ursprünglichkeit bewahrt haben. Links und rechts säumten Mandelbaumplantagen und weite Felder unseren Weg, und immer wieder öffnete sich der Blick auf schneebedeckte Berggipfel in der Ferne.
Leider machte uns das Wetter einen kleinen Strich durch die Rechnung: Schon bald zog sich der Himmel zu, es wurde grau und begann zu regnen. Wir setzten die Fahrt dennoch fort – mit nassen Straßen und der Hoffnung auf ein paar trockene Abschnitte.
Auf unserem Weg kamen wir an der Burg von San Vicente de la Sonsierra vorbei – ein imposanter Anblick, auch bei Regen. Wenig später erreichten wir die eindrucksvolle Steinbrücke in Torquemada: 150 Meter lang, mit 25 Bögen – ein echtes Bauwerk vergangener Jahrhunderte.
Schade nur, dass es gerade in Strömen regnete. Die Brücke hätte bei Sonnenschein sicher eine ganz andere Wirkung entfaltet. Trotzdem hielten wir kurz an – der Anblick lohnte sich allemal.
La Alberca – Ein Dorf wie aus einem Märchen
Unser nächstes großes Ziel war La Alberca, ein Bergdorf in der Sierra de Francia in der Provinz Salamanca. Der Ort gilt als eines der schönsten Dörfer Spaniens – und das nicht ohne Grund: La Alberca war das erste Dorf Spaniens, das unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Wir erreichten den Ort am späten Nachmittag bei nebligem Wetter – mystisch und ruhig. Kaum Touristen waren unterwegs, was uns überraschte. Die Gassen wirkten wie ausgestorben, fast wie im Dornröschenschlaf, und doch hatten viele kleine Läden geöffnet. So fanden wir nicht nur einen neuen Hut, sondern auch regionale Leckereien – allen voran den berühmten Schinken aus La Alberca.
Das Dorf ist ein verwinkeltes Labyrinth aus kopfsteingepflasterten Gassen, Brunnen, Fachwerkhäusern mit dunklen Holzbalkonen und kleinen Plätzen. Die Architektur ist kastilisch-leonisch geprägt – fast jedes Haus scheint Geschichten aus vergangenen Jahrhunderten zu erzählen.
Teilweise waren die Pflastersteine bei Nebel so glatt, dass wir vorsichtig jeden Schritt setzen mussten. Kein Wunder, dass dieser Ort schon zur Römerzeit besiedelt war und im Mittelalter durch seine Lage an einem alten Handelsweg zu Wohlstand kam. Heute beeindruckt La Alberca mit gut erhaltener Architektur aus dem 16. und 17. Jahrhundert – und mit seinen lebendigen Traditionen: religiöse Feste, Prozessionen und traditionelle Trachten gehören hier noch zum Alltag.
Am Plaza Mayor steht das steinerne Wegkreuz El Crucero, doch was uns wirklich überraschte, war die Steinskulptur eines Schweins vor der Kirche. Ein kurzer Blick ins Netz verriet uns: Das „Cochino de San Antón“ ist Teil einer Tradition zu Ehren des Heiligen Antonius, dem Schutzpatron der Tiere. Dabei wird ein Schwein durch die Gassen getrieben, bevor es geschlachtet wird – ein alter, lebendiger Brauch.
Unser Wohnmobilstellplatz lag ruhig am Ortsrand, nur wenige Gehminuten vom historischen Zentrum entfernt. Nach einer ruhigen, kühlen Nacht brachen wir am nächsten Morgen zu unserem nächsten Ziel auf – mit dem Gefühl, einen wirklich besonderen Ort erlebt zu haben.
Sahara-Staub in Ciudad Rodrigo – Eine Stadt wie aus einem anderen Planeten
Doch wer dachte, das Wetter könne nicht noch schlechter werden, wurde eines Besseren belehrt. Auf dem Weg nach Ciudad Rodrigo veränderte sich plötzlich alles: Der Himmel zog sich zu, und mit ihm kam – der Sand.
Feiner Staub aus der Sahara legte sich über die Landschaft und tauchte die gesamte Welt in ein gespenstisches Orange. Es war, als hätte jemand einen Filter über die Realität gelegt – allerdings ganz ohne künstliche Effekte. Die Sonne war nur noch als milchiger Fleck erkennbar, der Himmel wirkte stumpf, schwer und fern. Ein Schleier lag über der Welt.
Sogar die Kühe am Straßenrand sahen aus, als wären sie Kulissenfiguren aus einem Science-Fiction-Film – vollkommen entrückt von Raum und Zeit.
Als wir Ciudad Rodrigo erreichten, parkten wir direkt vor dem alten Stadttor. Die historische Burg von Ciudad Rodrigo, die hoch über der Stadt thront, wirkte in diesem apokalyptischen Licht fast unwirklich und geisterhaft – aber auch faszinierend und unglaublich fotogen.
Ciudad Rodrigo – Mittelalterflair und mystische Stimmung
Ciudad Rodrigo, die historische Festungsstadt nahe der portugiesischen Grenze, beeindruckt schon bei der Ankunft. Die komplett erhaltene Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert umschließt die Altstadt wie eine schützende Hand – und macht sie zu einem lebendigen Freilichtmuseum vergangener Jahrhunderte.
Wir schlenderten durch die engen Gassen und ließen uns treiben – vorbei an prachtvollen Palästen, trutzigen Häusern und einer Kathedrale, die so wuchtig wirkte, als wollte sie jedem Sturm der Geschichte trotzen.
Durch das diffuse, orangefarbene Licht des Sahara-Staubs wirkte die Stadt beinahe entrückt. Der Blick von der Stadtmauer über die weite kastilische Ebene war mystisch – begrenzt zwar durch den milchigen Himmel, aber gerade das machte den Moment so besonders.
Während unseres Spaziergangs entlang der alten Mauern konnten wir die historische Tiefe dieses Ortes förmlich spüren. Es war, als würde man durch ein Zeitfenster blicken.
Was uns besonders auffiel: Die Altstadt ist mit viel Liebe zum Detail gepflegt. Überall entdeckten wir Pflanzen, Sukkulenten und Blumen – kunstvoll arrangiert in bemalten Töpfen, alten Kannen oder Holzkisten. Eine charmante, grüne Note inmitten der ehrwürdigen Steinfassaden.
Mystik in Monfragüe – Geier, Blutregen und wilde Natur
Das drückende Licht des Sahara-Staubs begleitete uns weiter, als wir unsere Fahrt in Richtung Monfragüe-Nationalpark in der Extremadura fortsetzten. Der Himmel war noch immer trüb, die Landschaft wirkte gedämpft – und doch war genau das der perfekte Rahmen für unser nächstes Ziel.
Der Monfragüe-Nationalpark ist ein Paradies für Naturfreunde: schroffe Felsen, dichte Wälder, tiefe Flusstäler – und eine beeindruckende Artenvielfalt. Das Highlight für viele Besucher: der Aussichtspunkt „Salto del Gitano“, von dem aus man spektakuläre Vogelbeobachtungen machen kann.
Und tatsächlich: Schon kurz nach unserer Ankunft entdeckten wir die ersten Gänsegeier am Himmel. Mit ihrer riesigen Flügelspannweite zogen sie majestätisch ihre Kreise entlang der steilen Felswände. Immer wieder kamen sie ganz nah – ein atemberaubendes Naturschauspiel, das man hier sogar mit bloßem Auge gut verfolgen kann.
Neben Gänsegeiern lassen sich am Salto del Gitano oft auch Mönchsgeier, Schwarzstörche und sogar Adler beobachten. Selbst an diesem diesigen Tag, an dem der sogenannte „Blutregen“ – Regen vermischt mit Sahara-Staub – niederging, war die Szenerie beeindruckend.
Die Felsen, der Himmel, die lautlosen Riesen der Lüfte – es war ein fast mystischer Moment inmitten der wilden Natur der Extremadura.
Zwischenhalt in Trujillo – Stellplatz mit historischem Flair
Als wir uns schließlich vom Anblick der kreisenden Geier im Monfragüe-Nationalpark losreißen konnten, führte uns unsere Route weiter nach Trujillo. Die historische Stadt liegt auf einer Anhöhe in der Extremadura und ist bekannt für ihre prachtvollen Herrenhäuser, ihre maurische Festung – und ihre große Stierkampfarena aus dem 19. Jahrhundert.
Direkt neben dieser Arena befindet sich ein praktischer Wohnmobil-Stellplatz, der uns für die Nacht ein sicherer und ruhiger Ankerpunkt war. Besonders angenehm: Hier kann man nicht nur übernachten, sondern auch Wasser tanken und die Entsorgung erledigen – ideal für alle, die mit dem Wohnmobil durch Spanien reisen.
Nach einer ruhigen Nacht machten wir uns morgens zu Fuß auf den Weg in einen nahegelegenen Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufrischen. Danach hieß es: weiter in Richtung Consuegra – unser nächstes Ziel auf dieser vielseitigen Wohnmobil-Rundreise durch Spanien.
Don Quijotes Erbe – Windmühlen und Geschichte in Consuegra
Unser nächstes Ziel war Consuegra, ein Ort in der Region Kastilien-La Mancha, der vor allem durch seine eindrucksvollen Windmühlen berühmt wurde. Auf dem Hügel Cerro Calderico thronen noch heute zwölf der ursprünglich dreizehn Mühlen – jede von ihnen trägt einen eigenen Namen: Alcancía, Clavileño, Cardeño, Chispas, Caballero del Verde Gabán, Espartero, Mambrino, Mochilas, Rucio, Sancho, Vista Alegre und Bolero, in der heute das Fremdenverkehrsbüro untergebracht ist.
Auch das Kastell von Consuegra befindet sich auf dem Hügel. Die über 800 Jahre alte Burg blickt auf eine bewegte Geschichte zurück und wurde in Teilen wieder aufgebaut. Von dort aus hat man einen fantastischen Blick über die weite Ebene von La Mancha.
Die Windmühlen stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden ursprünglich zum Mahlen von Getreide genutzt. Weltberühmt wurden sie durch Miguel de Cervantes’ Roman „Don Quijote“, in dem der Ritter die Mühlen für gefährliche Riesen hält und heldenhaft gegen sie kämpft. Seither steht der Ausdruck „gegen Windmühlen kämpfen“ sinnbildlich für einen aussichtslosen Kampf.
Neben Consuegra gibt es in der Region noch weitere Orte mit historischen Windmühlen – unter anderem in Campo de Criptana, Mota del Cuervo, Puerto Lápice und Alcázar de San Juan.
Auf dem Weg nach Campo de Criptana entdeckten wir bei einem Kreisverkehr eine besonders schöne Szene: Don Quijote hoch zu Ross – und Sancho Panza auf seinem Esel, beide kunstvoll in Metall gegossen. Ein stiller Gruß an die literarischen Helden dieser Landschaft, denen man in La Mancha auf Schritt und Tritt begegnet.
Auf Don Quijotes Spuren in Campo de Criptana
Noch bevor wir Campo de Criptana erreichten, sahen wir sie schon von weitem: die berühmten Windmühlen, hoch oben auf dem Hügel thronend, sichtbar selbst aus der Stadt. Ein Parkplatz war schnell gefunden, und so spazierten wir hinauf zu den Mühlen.
Zwar ist die Lage hier nicht ganz so spektakulär wie in Consuegra, doch die Windmühlen von Campo de Criptana sind ebenso gut erhalten – und mindestens genauso fotogen. Sie zählen zu den bekanntesten Mühlen Spaniens und sind ein wichtiger Bestandteil der sogenannten Don Quijote-Route.
Direkt bei den Mühlen gibt es kleine Geschäfte, die allerlei Souvenirs mit Don Quijote und Sancho Panza anbieten – vom Kühlschrankmagneten bis zur Miniaturmühle. Wer mag, kann sich hier mit T-Shirts, Postkarten und Keramik eindecken. Auch einige Restaurants und Cafés laden zum Verweilen ein, viele mit herrlichem Ausblick auf die Ebene von La Mancha.
In der ganzen Umgebung begegnet man den beiden literarischen Helden auf Schritt und Tritt. Es scheint fast, als sei ganz Campo de Criptana Don Quijote gewidmet. Selbst Hotels und Pensionen schmücken sich mit dem berühmten Duo, das wie kein anderes für die Region steht.
Ein Besuch in Campo de Criptana ist wie eine kleine Zeitreise in die Welt von Cervantes – ein schönes Erlebnis, das Geschichte, Literatur und spanisches Lebensgefühl verbindet.
Von Olivenbäumen nach Córdoba
Auf dem Weg nach Córdoba fuhren wir kilometerweit durch eine Landschaft, die fast ausschließlich aus riesigen Olivenbaum-Plantagen zu bestehen schien. Ein kurzer Blick auf Google bestätigte unseren Eindruck: Andalusien ist tatsächlich das Zentrum des spanischen Olivenanbaus – nirgends sonst gibt es mehr Olivenbäume, und ein Großteil des weltweiten Olivenöls wird hier produziert.
Wir erreichten Córdoba bei herrlichem Sonnenschein und fanden einen kostenpflichtigen Parkplatz unweit der Altstadt. Von dort aus machten wir uns zu Fuß auf den Weg in das historische Zentrum – und tauchten sofort ein in eine beeindruckende Mischung aus maurischem Erbe, jüdischer Geschichte und andalusischer Lebensfreude.
Die Altstadt von Córdoba verzaubert mit ihren engen Gassen, weiß getünchten Häusern, blühenden Innenhöfen und den alten Stadtmauern. Es ist ein Ort, an dem man spürt, wie sich die Geschichte über Jahrhunderte hinweg verdichtet hat.
Natürlich führte unser Weg zur Mezquita-Catedral, dem berühmten Wahrzeichen der Stadt. Schon von außen ist sie ein faszinierender Anblick – mit ihren typischen rot-weißen Hufeisenbögen und dem massiven Baukörper, der islamische und christliche Elemente miteinander vereint.
Im Innenhof der Mezquita, dem sogenannten Patio de los Naranjos, spazierten wir vorbei am Fuente del Cinamomo, einem alten Brunnen, und blickten hinauf zum Torre Campanario, dem 54 Meter hohen Glockenturm, der ursprünglich als Minarett errichtet wurde.
Zum Mittag kehrten wir im Restaurante Patio de la Judería ein – ein zauberhafter Ort mit andalusischer Küche. Zwischen Brunnen und Blumentöpfen genossen wir Flamenquín und Rabo de Toro. Für 14,50 Euro bekamen wir ein sehr leckeres Menü und verließen die Stadt, die uns wirklich gut gefallen hat.
Wir fuhren weiter und entdeckten in Higuera de la Sierra die Destilería Martes Santo. Die alten Räume und der Duft nach Kräutern und Alkohol faszinierten uns sofort. Seit 1870 wird hier noch traditionell in Kupferkesseln über offenem Feuer gebrannt. Besonders spannend fanden wir die Auswahl an Kräuter-, Kaffee- und Fruchtlikören – viele basieren auf alten Familienrezepten.
Unsere Fahrt ging weiter – durch ursprüngliche Landschaften und vorbei an der Burgfestung von Aracena. Immer wieder begegneten wir Herden schwarzer Ibérico-Schweine, die unter den Steineichen nach Eicheln suchten. Ein typisches Bild dieser Region – ruhig, authentisch und ganz nah an der Natur.
Die Region rund um den Río Tinto ist geprägt vom jahrtausendealten Bergbau. Der Fluss leuchtet rostrot, die Erde ist von Mineralien durchzogen, die Landschaft surreal. Es ist faszinierend und erschreckend zugleich – einerseits eine Augenweide, andererseits ein Beispiel dafür, wie sehr Industrie die Natur verändern kann.
Niebla. Kirche San Martin
Kirche Santa María de la Granada in Niebla
Teil des Castillo de Niebla – und historisches Hospital
Danach fuhren wir in die äußerste Ecke Spaniens bis nach Muelle de las Carabelas.
In Palos de la Frontera besuchten wir das Kolumbus-Museum und die originalgetreuen Nachbauten der Schiffe, mit denen er 1492 in See stach: Santa María, Pinta und Niña.
An Bord zu gehen und sich vorzustellen, wie sich Dutzende Seemänner auf engstem Raum über den Ozean wagten, war faszinierend – und ehrlich gesagt: ein bisschen beklemmend. Die Ausstellung erzählt anschaulich von einer Zeit, in der Entdeckungsdrang und Wagemut noch mit Kompass und Sternen auskommen mussten.
In der Nähe des Nationalparks Doñana entdeckten wir dieses kleine, feine Restaurant, das uns völlig überraschte: kreative Küche auf Sterne-Niveau, aber zu sehr fairen Preisen. Die Kombination aus regionalen Zutaten, moderner Zubereitung und stilvollem Ambiente war ein echtes Highlight – ein echter Geheimtipp für Genießer.
An der Playa de Chipiona legten wir einen kurzen Stopp ein. Der imposante Leuchtturm, einer der höchsten Spaniens, thront über der Küste. Ein Spaziergang entlang des Strands, die frische Brise in der Nase und Möwengeschrei im Ohr.
Auf einem Hügel mitten in der Extremadura thront die mächtige Burg von Montánchez. Eine Mischung aus maurischer und christlicher Baukunst, mit spektakulärem Panoramablick über Olivenhaine, Steineichen und die sanften Hügel der Region.
Der Besuch war eindrucksvoll, fast beklemmend. Die Farben, die Formen – alles wirkt wie aus einer anderen Welt. Wer sich für Geologie, Umwelt oder einfach nur spektakuläre Fotomotive interessiert, kommt hier voll auf seine Kosten.
In Niebla beeindruckten uns die gewaltigen, rötlich schimmernden Stadtmauern mit ihrer maurischen Vergangenheit. Die gut erhaltene Festung und das historische Stadtbild machten den Besuch zu einer echten Zeitreise.
Zalamea la Real war dagegen ruhig, fast verschlafen – aber mit viel andalusischem Charme. Die Nähe zum Bergbaugebiet verleiht dem Ort eine besondere Atmosphäre.
Unsere Fahrt führte uns in die Bergwelt bei Grazalema – sattes Grün, dichte Wälder, kurvige Straßen. Und dann: Blutregen. Ein plötzlicher Sturm, Sand aus der Sahara, rutschige Straßen und ein Himmel wie aus einem Endzeitfilm.
Ein echtes Abenteuer – dreckig, nass, spannend. Und irgendwie typisch Wohnmobil: Man weiß nie, was einen erwartet.
Nach dem Blutregen sah unser Wohnmobil aus wie nach einem Ausflug durch eine Lehmgrube. Der feine, rote Saharasand hatte sich mit dem Regen zu einem klebrigen Film verbunden, der sich über das gesamte Fahrzeug zog – Fenster, Türen, Dach, sogar die Solarpanels waren kaum wiederzuerkennen. Überall schimmerte es rostrot und schlammig. Es war, als hätte jemand einen riesigen Matsch-Eimer über uns ausgeschüttet.
Die Straßen verwandelten sich in braune Bäche, an vielen Stellen bildeten sich riesige Pfützen, durch die wir langsam und vorsichtig navigieren mussten. Wer sagt, dass nur Allradfahrzeuge Abenteuer erleben können? Unser Camper sah jedenfalls aus, als hätte er gerade die Rallye Dakar überstanden – mit dem kleinen Unterschied, dass wir statt Pokal eine Großwäsche am nächsten Stellplatz gewonnen haben.
Wir kamen an zahlreichen Olivenölmühlen und Verkaufsstellen vorbei, die das hochwertige regionale Öl anboten. Wir deckten uns reichlich mit spanischem Olivenöl ein und kauften an verschiedenen Orten jeweils einen Fünf-Liter-Kanister.
Am Straßenrand entdeckten wir immer wieder die berühmten Stiere der Osborne-Werbung. Im Gegensatz zu früher sind sie heute nur noch vereinzelt anzutreffen – einst allgegenwärtig, wirken sie inzwischen fast wie stille Relikte vergangener Zeiten, die noch immer majestätisch über die Landschaft wachen.
In vielen spanischen Restaurants nutzten wir das attraktive Mittagsangebot, das oft aus einem vollständigen Menü mit Vorspeise, Hauptgericht, Dessert oder Kaffee sowie einem Getränk bestand – und das zu einem erstaunlich günstigen Preis. Für etwa 11 bis 12 Euro erhielten wir nicht nur eine reichhaltige Auswahl an regionalen Speisen, sondern auch frisch zubereitete Gerichte mit lokalen Zutaten. Besonders beeindruckend war die Qualität trotz des niedrigen Preises: Hausgemachte Eintöpfe, gegrilltes Fleisch oder Fisch und traditionelle Desserts machten jedes Menü zu einem kulinarischen Erlebnis. Dieses Preis-Leistungs-Verhältnis sucht man in vielen anderen Ländern vergeblich.
Auf der Heimreise fuhren wir an blühenden Mandelbäumen vorbei, sahen Burgen auf Hügeln und genossen die landschaftliche Vielfalt Spaniens. Letzte Übernachtung: in der Auvergne – ruhig, grün, schön. Ein würdiger Ausklang einer intensiven, spannenden und wunderschönen Reise mit dem Wohnmobil quer durch Spanien.
Unser Fazit:
Unsere Spanien-Rundreise war ein bunter Mix aus Natur, Kultur, Geschichte und kleinen Abenteuern – gewürzt mit Blutregen, Sandsturm und jeder Menge Gänsegeier. Genau das lieben wir am Reisen mit dem Wohnmobil: die Spontaneität, das Draußensein, das Entdecken abseits der ausgetretenen Pfade. Ob mittelalterliche Dörfer, bizarre Felsformationen, leuchtend rote Flüsse oder kulinarische Geheimtipps – wir haben auf dieser Tour so viele Facetten Spaniens kennengelernt wie selten zuvor.
Und ja, manchmal war’s auch matschig, eng, laut oder schmutzig – aber das gehört dazu. Gerade diese Momente machen eine Reise lebendig und unvergesslich. Für uns steht fest: Spanien hat noch viel mehr zu bieten, und wir kommen garantiert wieder!